Vier Personen wurden verschüttet

Drei Niederländer sterben bei Lawinenabgang in Tirol

Donnerstag, 11. April 2024 | 20:53 Uhr

Ein Lawinenabgang in den Ötztaler Alpen in Sölden in Tirol (Bezirk Imst) hat am Donnerstag drei Menschenleben gefordert. Bei den toten Männern im Alter von 60, 35 und 33 Jahren handelte es sich um Skitourengeher aus den Niederlanden. Eine weitere Person, ein 32-jähriger Niederländer, wurde leicht verletzt. Die vier waren von einer 180 Meter langen und 80 Meter breiten Nassschneelawine verschüttet worden.

Ursprünglich war von möglicherweise 18 verschütteten Personen die Rede gewesen, was eine großangelegte Suchaktion unter Beteiligung zahlreicher Rettungskräfte zur Folge hatte. Dieses Unglücks-Ausmaß bestätigte sich letztlich jedoch nicht. Anfangs habe sich die Situation “dramatisch” dargestellt, schilderte Chefinspektor Michael Haid bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Nachmittag in Sölden den Verlauf des Einsatzes. 17 Wintersportler – einer der Tourengeher drehte unterwegs um und befand sich nicht mehr am Unglücksort – waren gemeinsam mit vier österreichischen Zivilbergführern im Niedertal auf dem Weg, als sich gegen 11.00 Uhr beim Aufstieg zur auf 2.501 Metern Seehöhe gelegenen Martin-Busch-Hütte östlich der Talleitspitze die Nassschneelawine löste. Nach derzeitigem Kenntnisstand ohne Fremdeinwirkung, bestätigte Haid. Der genaue Hergang werde jedoch noch Gegenstand von Befragungen sein. Ein Großteil der 21 Anwesenden wurde jedenfalls nicht von den Schneemassen erfasst.

Aktuell seien noch “extreme Schneemengen” in Höhenlagen vorhanden, zudem habe es zuletzt auch Neuschnee gegeben, beschrieb Franz Josef Fiegl von der Bergrettung Tirol die nach wie vor kritische Situation. Die Nassschneelawine habe sich gelöst und Altschnee mitgenommen. Nach dem Lawinenabgang habe man bei einem Hubschrauberflug auch registriert, dass weitere Lawinen in der Nähe abgegangen seien. Deshalb habe man die Suchaktion nach der Bergung von drei Verschütteten auch unterbrechen und die Beteiligten ausfliegen müssen. Einer dieser zuerst Geborgenen war der leicht Verletzte gewesen. Der 32-Jährige liegt mittlerweile im Krankenhaus Zams, könne dieses voraussichtlich jedoch bereits am Freitag verlassen. Den vierten Verschütteten habe man noch mit einem eigenen Hubschrauberflug und Tau gezielt geborgen.

Ein Großaufgebot an Rettungskräften war jedenfalls im Einsatz gewesen. Wie Leitstellen-Geschäftsführer Bernd Noggler im APA-Gespräch sagte, wurden fünf Notarzthubschrauber aufgeboten, ein Hubschrauber des Bundesheeres sowie ein Fluggerät aus Südtirol waren alarmiert und in Bereitschaft. Die Berufsfeuerwehr Innsbruck machte sich mit einem Tankwagen auf den Weg ins Ötztal. Alle Bergrettungs-Ortsstellen des Ötztales waren im Einsatz, zudem wurden sämtliche Lawinensuchhunde unter anderem aus dem Oberland ins Ötztal gebracht und auch sämtliche Krankenhäuser vorinformiert.

Sein tiefes Bedauern angesichts der Todesopfer und Anteilnahme für die Angehörigen brachte indes der Söldener Bürgermeister Ernst Schöpf bei der Pressekonferenz zum Ausdruck. “Am Ende war es einfach eine Lawine”, sagte er. Zu dieser sei es auch gekommen, weil “oben auf den Bergen einfach noch verdammt viel Schnee liegt”, schloss er sich Fiegl an. Lob kam indes für die Rettungskräfte, diese hätten “hochprofessionell gearbeitet”. Auch den Bergführern sei kein Vorwurf zu machen: “Hier gibt es das Ethos, die Gäste wieder gesund mit ins Tal zu nehmen.”

Am Donnerstag herrschte auf Tirols Bergen die relativ niedrige Lawinenwarnstufe zwei auf der fünfteiligen Skala. Damit wurde die Lawinengefahr als “mäßig” beurteilt. Dennoch warnten die Experten vor spontanen Locker- und Gleitschneelawinen. Die Gefahr vor Lockerschneelawinen würde mit den im Tagesverlauf ansteigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung zunehmen, besonders im extremen Steilgelände. “Nebst der Verschüttungsgefahr sollte vor allem die Mitreiß- und Absturzgefahr beachtet werden”, hieß es. Selbiges galt für Gleitschneelawinen, die an steilen Grashängen auch vereinzelt groß sein können.

Erst am Dienstag wurde einer sechsköpfigen Wandergruppe am Bärenkopf am Achensee (Bezirk Schwaz) eine Gleitschneelawine zum Verhängnis. Ein 19-jähriger Deutscher wurde von den Schneemassen fast 300 Meter mitgerissen, verschüttet und getötet. Seine Kameradinnen und Kameraden überlebten den Unfall. Laut einer Analyse des Lawinenwarndienstes wurde die Lawine nicht unmittelbar von den Wanderern ausgelöst, da sich diese spontan gelöst habe. Es wurde jedoch davor gewarnt, dass Lawinen, die in der Höhe brechen, bis ins Grüne vorstoßen können.

Von: apa

Bezirk: Bozen

Kommentare

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16 Kommentare auf "Drei Niederländer sterben bei Lawinenabgang in Tirol"


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N. G.
N. G.
Kinig
19 Tage 6 h

Wenn Menschen Base Jumpig machen dann gibt es hier imner hundert die es verbieten wollen! Wo liegt der Unterschied?

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
19 Tage 5 h

NG.der Unterschied liegt darin, dass ein Lawinenverschütteter überleben kann, ein Basejumper NICHT….

Aurelius
Aurelius
Kinig
19 Tage 4 h

@Homelander
stimmt nicht .es kann bei beiden gut und schlecht ausgehen, außerdem stimmt es schon , man gefährdet auch andere Menschen

N. G.
N. G.
Kinig
19 Tage 4 h

@Homelander Der Unterschied liegt darin, dass alle Menschen tun dürfen was erlaubt ist! Was ihnen Spass macht ud das so lange wie es ihnen Spaß macht!

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
19 Tage 2 h

NG.Klar kann das jeder machen, aber es dürfen dann auch keinen anderen in Gefahr gebracht werden… denn dann hört der Spass auf…

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
19 Tage 2 h

Aurelius@ wieviele haben einen Lawinenabgang überlebt und wieviele einen missglückten Basejump sprung? ich denke die Antwort ist klar… jeder kann machen was er will, nur nicht andere in Gefahr bringen… dann von mir aus…

Faktenchecker
18 Tage 2 h

NG Ach, natürlich, weil alle Menschen den ganzen Tag damit verbringen können, nur das zu tun, was ihnen Spaß macht, ohne irgendwelche Regeln oder Einschränkungen zu beachten. Klar, das ist ja wirklich die Realität! Aber wer braucht schon Logik, nicht wahr?

wecker
wecker
Tratscher
18 Tage 1 h

Bitte keine Widersprüche dem Prof N.G., er weiß wovon er spricht

Aurelius
Aurelius
Kinig
19 Tage 5 h

der Mensch fordert es heraus und zieht wenn was passiert immer den kürzeren

N. G.
N. G.
Kinig
19 Tage 4 h

Er macht was er will Darf ers das? Ja!

Zugspitze947
19 Tage 4 h

Wir ALLE die in und auf die Berge gehen kennen DAS RISIKO ! Jeder ist für sich verantwortlich ! Gute Besserung den Verletzten und unser Beileid den Angehörigen 🙂

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
19 Tage 2 h

Beileid den Hinterbliebenen und gute und baldige Genesung den Verletzten.

Solche Unglücke sollte jeder, der in die Berge geht, als Lernbeispiel zum Anlass nehmen, die richtigen Schlüsse zu ziehen!
Auch bei Lawinenwarnstufe 1 oder 2 kann es Gefahrenstellen geben!
Diese werden auch eigens im Lawinenlagebericht aufgelistet (z.B. Gleitschnee oder wärmere Tageszeit oder Steillagen usw.) – man muss den Lawinenlagebericht nur bis ganz zum Ende lesen und auch interpretieren können!
Wer sich nur auf die zusammenfassende generelle Lawinenwarnstufe verlässt, ohne die Details zu lesen, ist bereits verlassen!

Staenkerer
18 Tage 22 h

na, jo, de einheimischn bergführer hat de loge a ohne den bericht des wohrndiensts mit punkt beistrich und kloangedrucken dreimol zu lesn richtig einschätzn gemiet!
ober es stimmt: des menschen wille ist sein himmelreich ….

Doolin
Doolin
Kinig
19 Tage 1 h

…R.I.P…
🙏

sou ischs
sou ischs
Superredner
19 Tage 1 h

ich denk mir immer…..jeder so wie er meint.
wenn se unbedingt gehen wollen,sollen sie gehen. ihre entscheidung.
und wenn sie dann unter die lawine kommen,und der bergretter meint,er muss sie da raushohlen,und das um jeden preis,muss er eben gehen.
seine entscheidung.

Babba
Babba
Tratscher
18 Tage 11 h

Die Leit hobn vergessn, dass jeder a für seine Mitmenschen mitverantwortlich isch und sel hoast für mi a, dass i es mir guat überlegn muas, wos i für Risiken in Lebn eingean will – es hängen ollm nou ondre a mit dron… ba die Rettungskräfte ongfongen, über die Familie, Arbeitsplotz, usw, – wiaviel isch mir mein Freizeitspaß wert? Wos setz i af’s Spiel? Mein Beileid in olle, de ba de drei Niederländer do dronhängen

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