Das Gesetz sieht u.a. vor, dass mehr Wälder aufgeforstet werden

Forscher fordern Zustimmung für EU-Renaturierungsgesetz

Dienstag, 30. April 2024 | 09:20 Uhr

In einem vom WWF Österreich initiierten “Offenen Brief” an die Landeshauptleute fordern am Montag rund 170 Wissenschafterinnen und Wissenschafter ein Ende der Blockade seitens der Bundesländer für die Zustimmung Österreichs zum EU-Renaturierungsgesetz. “Andernfalls droht ausgerechnet Österreich zum politischen Totengräber eines vorbildlichen Ansatzes zu werden, der eine EU-weite Antwort auf die gekoppelte Klima- und Biodiversitätskrise darstellt”, heißt es darin.

Das geplante EU-Gesetz sieht vor, dass künftig mehr Wälder aufgeforstet, Moore wiedervernässt und Flüsse in ihren natürlichen Zustand versetzt werden. Für das Renaturierungsgesetz gab es zuletzt Ende März einen herben Rückschlag, als eine Abstimmung unter den 27 EU-Botschaftern zu dem lange geplanten Vorstoß kurzfristig wieder abgesagt wurde. Damit war auch die vorgesehene Absegnung des Gesetzes durch den Rat der EU-Umweltminister vorerst wieder vom Tisch.

Für eine qualifizierte Mehrheit habe noch die Stimme eines zusätzlichen Landes gefehlt, so ein EU-Diplomat damals. Österreich muss sich jedenfalls wegen eines Beschlusses der Bundesländer von der Abstimmung enthalten. Hier setzt nun der an die Landeshauptleute adressierte “Offene Brief” an: “Anlässlich der intensiven Verhandlungen über das geplante EU-Renaturierungsgesetz (EU Nature Restoration Law, NRL) möchten wir mit diesem Schreiben auf dessen herausragende Bedeutung für Österreich und Europa aufmerksam machen. Zugleich ersuchen wir die neun Landeshauptleute persönlich, sich für ein positives Votum Österreichs einzusetzen und den Weg für ein Ja der Bundesregierung im Rat freizumachen.”

Unterzeichnet von u.a. dem Ökologen Franz Essl, der Politikwissenschafterin Alice Vadrot, dem Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, der Umwelthistorikerin Verena Winiwarter oder der ehemaligen Leiterin des Sekretariats des UN-Weltklimarates (IPCC), Renate Christ, weist man darauf hin, dass aus wissenschaftlicher Sicht “die Verbesserung und Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme zu den dringlichsten Aufgaben der nächsten Jahrzehnte” zähle. Das Renaturierungsgesetz sei “eine einmalige Chance für die gesamte Europäische Union, weil es die biologische Vielfalt erhöht, den Kampf gegen die rasante Klimaveränderung und ihre Folgen unterstützt und nicht zuletzt auch unsere Ernährung langfristig sichert”.

Durch seine “Gesamtwirkung” könne das NRL “als eine Art Rundum-Lösung” wirken, und neben der Ernährungssicherheit zum Beispiel auch “Siedlungsräume und Agrarflächen vor Hochwasser schützen, weil es an den Wurzeln vieler Probleme ansetzt”, so die Forscherinnen und Forscher, die auch darauf hinweisen, dass europaweit selbst viele geschützte Flächen in einem schlechten Zustand sind. In Österreich verfehlen überdies “mehr als die Hälfte der Fließgewässer” die Kriterien für einen guten ökologischen Zustand, außerdem setze der hohe Bodenverbrauch sowie “Lebensraumzerschneidung und -zerstörung sowie Verschmutzung” der Natur stark zu.

Dem etwa von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) vorgebrachten Argument, dass das EU-Renaturierungsgesetz zu wenig auf die Besonderheiten der einzelnen Länder eingehe, treten die Wissenschafter und der WWF entgegen: Der nunmehrige Vorschlag “enthält verbindliche Ziele und Fristen, lässt aber zugleich den einzelnen EU-Mitgliedstaaten die notwendigen Freiheiten, wie sie diese Ziele erreichen möchten. Wir halten das für einen richtigen Ansatz, der auch die unterschiedlichen Voraussetzungen der Regionen und Bundesländer berücksichtigt.”

Der zuletzt ausgearbeitete Kompromiss habe bereits viele der früheren Kritikpunkte ausgeräumt. Demnach sollten die Landeshauptleute ihre bisherige Position überdenken, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Österreich zähle “zu jenen wenigen Ländern, die eine Wende herbeiführen können, denn das notwendige Quorum im Rat der Umweltministerinnen und Umweltminister wird aktuell nur mehr hauchdünn verfehlt”. Die Bundesländer-Chefs könnten mit einem Umschwenken “europäische Naturschutzgeschichte schreiben” und “Österreichs Ansehen in der Welt stärken”.

Von: apa

Kommentare

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5 Kommentare auf "Forscher fordern Zustimmung für EU-Renaturierungsgesetz"


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Oracle
Oracle
Kinig
20 Tage 6 h

… in Südtirol haben wir 70% Naturgebiete, das könnte wohl reichen…. wir haben 20% Kulturfläche, um Lebensmittel zu produzieren, die wir zum Leben brauchen. Nichts wächst im Supermarkt! Von Schmetterlingen und Waldbeeren wird man nicht leben können!

Zugspitze947
19 Tage 18 h

Oracle: Aber die Lanwirtschaft geht zum teils sehr rutel mit der Natur um ! 🙁 jede Hecke zugunsten neuer Obstbäume vernichtet ! Wo bitte sollen Insekten -Vögel usw ihren Schutz finden ? SO GHT ES NICHT !!!!!! 🙁

Pasta Madre
Pasta Madre
Superredner
20 Tage 15 h

Die Forscher fordern. Sie werden mit Steuergeldern bezahlt. Sie forschen und geben ihren erforschtes bekannt.
Wer weis ob das erforschte richtig ist oder nur ihre Bliekwinkel?

schlauer
schlauer
Superredner
20 Tage 13 h

Ich hoffe sehr dass dieses EU-Renaturierungsgesetz endlich auch von den Mitgliedstaaten genehmigt wird. Denn damit gibt es eine gesetzliche Bestimmung mehr, um den Brixner Auwald endgültig zu retten! Das oben genannte Gesetz sieht nämlich vor, dass Restnatur zu schützen und auch zu renaturieren ist. Im Falle des Auwaldes in der Industriezone würde dies bedeuten, dass dieses wertvolle Ökosystem wieder zu vernässen ist bzw. eine Verbindung mit dem Eisack anhand einem unterirdischen Rohr zu bewerkstelligen ist! Bekanntlich will ja die Firma Progress dieses wichtige Vogelhabitat roden um
dort eine neue Werkhalle zu errichten🙈

Oracle
Oracle
Kinig
20 Tage 6 h

@schlauer….da bin ich völlig anderer Meinung! Mit so einem Gesetz fährt man die europäische Lebensmittelproduktion gegen die Wand! Ein grüner Wahnsinn!… die Vögel fliegen auch weiter! Rund um Brixen gibt es genügend Naturgebiete! Unsere Gewässer sind meist qualitativ gut eingestuft. Der Verkehr und deren Umweltverschmutzung sind das viel grössere Problem!

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