Der neue (links) und der alte Bürgermeister von Innsbruck

Anzengruber wird neuer Innsbrucker Bürgermeister

Sonntag, 28. April 2024 | 21:10 Uhr

Innsbruck wird wieder “bürgerlich”, aber nicht klassisch “ÖVP-bürgerlich”: Der neue Bürgermeister heißt Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck). Der von seiner Partei ausgeschlossene Ex-ÖVP-Vizebürgermeister setzte sich in der Stichwahl am Sonntag gegen Amtsinhaber Georg Willi klar mit 59,59 Prozent der Stimmen durch. Willi kam auf 40,41 Prozent und muss damit nach nur einer Amtszeit seinen Sessel räumen. Die Koalitionsfrage blieb indes vorerst offen.

Anzengruber zeigte sich in einer ersten Reaktion “überwältigt”. “Ich werde mit Herzblut Innsbruck in eine gute Zukunft führen”, versprach der neue Bürgermeister gegenüber der APA. Der Wahlkampf sei “phänomenal, aber beinhart” gewesen. Stichwahl-Herausforderer Willi erhielt indes Anzengrubers Dank für einen “fairen, und sachlichen Wahlkampf”. Morgen beginne er mit Koalitionsgesprächen, gab der ehemalige, 44-jährige ÖVP-Vizebürgermeister und Ex-Almwirt einen Ausblick. Beginnen werde er dabei – wie vor der Stichwahl bereits angekündigt, mit der stärksten Fraktion, also den Grünen. In der virulenten Koalitionsfrage hielt sich Anzengruber damit vorerst weiter bedeckt. Er wollte sich nicht für die von Willi favorisierte und wohl wahrscheinlichste Variante einer Mitte-Links-Dreierkoalition bzw. “Caprese-Koalition” aus seiner Gruppierung, den Grünen und der SPÖ aussprechen. Diese kommt auf 22 von 40 Mandaten im Gemeinderat. Im Raum steht auch noch eine – unwahrscheinlichere Mitte-Rechts-Viererkoalition aus Anzengruber, der FPÖ, “das Neue Innsbruck” und der Liste Fritz, die aber letztere bisher ausschloss.

Ebenso unklar blieb, ob “das Neue Innsbruck” von Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky sowie die FPÖ Ressortverantwortung im Stadtsenat bekommen sollen. All das werden wohl erst die kommenden Tage und Wochen zeigen. Für Mitte Mai ist die konstituierende Gemeinderatssitzung mit der Angelobung des Bürgermeisters avisiert.

Der unterlegene, nunmehrige Ex-Bürgermeister Willi gratulierte Anzengruber indes und zollte dessen Leistung “Respekt”. “Ich hoffe, wir werden gut zusammenarbeiten”, gab Willi zu Protokoll und erinnerte daran, dass seine Grüne Liste in der Gemeinderatswahl als stärkste Fraktion hervorgegangen und Anzengrubers “JA – Jetzt Innsbruck” auf Platz zwei gelandet war. “Ich möchte Vizebürgermeister werden”, betone Willi auf Nachfrage erneut, in der Stadtpolitik bleiben zu wollen. Man werde nun eben “in neuen Rollen” gemeinsam für die Stadt arbeiten, meinte Willi zu seinem Nachfolger beim Handshake unter Blitzlichtgewitter.

Dass er die Stichwahl nicht für sich entscheiden konnte, führte der ehemalige Stadtchef darauf zurück, dass es im Wahlkampf offenbar nicht gelungen sei ausreichend zu kommunizieren, welche Projekte man noch “in der Schublade” habe. Anzengruber habe besser mobilisieren können. Er wähnte auch auf der Straße eine “andere Stimmung”. Außerdem habe Anzengruber “das Momentum des Neuen” und einen “guten Wind” auf seiner Seite gehabt. Einen “Trend fürs Superwahljahr” wollte Willi vom Wahlergebnis indes nicht ablesen.

Bei der Bürgermeisterdirektwahl vor zwei Wochen hatte “Titelverteidiger” Willi mit 22,89 Prozent noch die Nase vorn gehabt. Anzengruber kam damals auf 19,37 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag übrigens bei 51,46 Prozent und ging damit gegenüber dem ersten Durchgang am 14. April stark zurück (60,5 Prozent). Sie lag aber immer noch höher als bei der Stichwahl 2018, als nur 43,74 Prozent der Stimmberechtigten zu den Urnen schritten.

Gratulationen an den “eindeutigen Sieger” Anzengruber kamen von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der zu Willis Unterstützung in die Landeshauptstadt gereist war. Nun sei die Frage, ob es eine “Fortschrittskoalition” gebe oder “Rückwärtsgang mit vollem Karacho”, spielte Kogler auf eine rechnerisch mögliche Mitte-Rechts-Viererkoalition an. Die Grünen seien immerhin stimmenstärkste Fraktion im Gemeinderat geworden, erinnerte Kogler. Folgen oder Konsequenzen für die Bundesgrünen wollte der Grünen-Chef aus dem Innsbrucker Ergebnis und dem Verlust des einzigen Bürgermeistersessels in einer Landeshauptstadt nicht abgelesen wissen. Mit einem Ergebnis wie in Innsbruck wäre man immerhin “überall vorne mit dabei”. Außerdem verwies Kogler auf die “Zersplitterung” und die 13 antretenden Listen sowie Bewerber im ersten Durchgang. Beides sei ein “Innsbruck-Spezifikum”.

Auch die ÖVP, mit der Anzengruber schwerst im Clinch lag, gratulierte Anzengruber im Laufe des Wahlabends. “Die Innsbruckerinnen und Innsbrucker haben sich heute für eine bürgerliche Politik entschieden und der Fortsetzung des grünen Experiments eine Absage erteilt”, kommentierte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker das Wahlergebnis in einer Aussendung. Mit dieser Entscheidung sei “der erste Schritt für einen Neuanfang in Innsbruck gesetzt” worden.

Zuvor hatte bereits Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) per Aussendung gratuliert. Er sprach von einer “beeindruckenden Wahl zum neuen Bürgermeister”. Er sei überzeugt, dass man die Chancen und Herausforderungen “in guter Zusammenarbeit” gemeinsam stemmen und nutzen werde können. Knapp gratulierte der bereits am 14. April ausgeschiedene “das Neue Innsbruck”-Frontmann und Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky. Mit der Wahl Anzengrubers sei der “Grundstein für einen Neuanfang in Innsbruck gelegt”: “Wichtig ist nun, dass es ein neues Miteinander im Innsbrucker Gemeinderat gibt.”

Von: apa

Kommentare

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15 Kommentare auf "Anzengruber wird neuer Innsbrucker Bürgermeister"


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user6
user6
Tratscher
13 Tage 23 h

die grünen sind out

geh mir net
geh mir net
Tratscher
13 Tage 23 h

dar grüne isch weck , hurra hurra

Oracle
Oracle
Kinig
13 Tage 21 h

Grün ist nunmehr nach dem Land Tirol auch in Innsbruck auf dem Abstellgleis…. mit ihren vielen realitätsfremden Wunschvorstellungen….

Doolin
Doolin
Kinig
13 Tage 10 h

…die Grünen haben aber immer noch die stärkste Fraktion im Innsbrucker Gemeinderat…

diskret
diskret
Universalgelehrter
13 Tage 22 h

Endlich weg mir diese Grünen , Innsbruck braucht ein aufschwung aber für die echten einheimische

redbull
redbull
Tratscher
13 Tage 9 h

Lerne du erstmal deutsch zu schreiben. schreibst ja schlechter als deine verhassten Ausländer Im übrigen wette ich, dass du nicht mal ein Innsbrucker bist. Woher willst du denn wissen, ob die Gemeindepolitik in IBK nur für die Ausländer da war?

Suedtirolfan
Suedtirolfan
Universalgelehrter
13 Tage 7 h

@redbull
Dir würde ich DRINGEND empfehlen –
bevor du andere auf ihre Rechtschreibung hinweist – auf deine
Eigene zu achten… ! 🛡

Blitz
Blitz
Kinig
13 Tage 22 h

Grüne Idiologie = keine Vortsetzung, richtig so !

redbull
redbull
Tratscher
13 Tage 9 h

lern mal deutsch!

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
14 Tage 7 h

wahlberechtigt sind 100.564 davon sind 20.788 eu bürger… die restlichen 79.776 sind? vermutlich tiroler…also auch eu bürger….

@
@
Universalgelehrter
14 Tage 3 h

Stimmt 👍

magg
magg
Superredner
13 Tage 20 h

Viele wollten nach guter Arbeit eine Veränderungen, wieso auch nicht, aber bitte seit dann nicht enttäuscht, wenn er es anders macht. Siehe Meran, viele wählten die Grünen ab, waren zunächst froh und nach kurzer Zeit waren sie mit dem neuen Gemeinderat auch unzufrieden. Wenn man aus Protest seine Stimme abgibt, ist man danach stets enttäusch über die Gewählten.
Hoffentlich macht der Neue ansatzweise eine gute Arbeit wie sein Vorgänger.

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
13 Tage 19 h

@ magg

Das Problem ist, dass man stets Personen und nicht politische Richtungen wählt. Wenig später stellt man dann, meist enttäuscht, dass nur sehr wenig, wirklich veränderbar ist, denn das meiste ist eben festgeschrieben, notwendig, systemrelevant oder nicht finanzierbar.

Doolin
Doolin
Kinig
13 Tage 23 h

…das hat ihm also gut getan, dass ihn die Volkspartei raus geworfen hat…
😆

pingoballino1955
pingoballino1955
Universalgelehrter
13 Tage 11 h

Domain wer anderen eine Grube grabt ÖVP,fällt selbst hinein.Gut so!

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