"Nicht Gefahr im Verzug"

Tiroler Luegbrücke: Einspurigkeit ab 1. Jänner, Baubeginn im Frühjahr

Mittwoch, 26. Juni 2024 | 01:30 Uhr

Von: apa

In der Causa rund um die dringend erneuerungsbedürftige, 55 Jahre alte Luegbrücke auf der Tiroler Brennerautobahn (A13) gibt es nun immer konkretere Zeitpläne: Mit 1. Jänner kommenden Jahres wird es auf der viel befahrenen Brücke eine Einspurigkeit in beide Fahrtrichtungen geben, kündigte Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele am Dienstag vor Journalisten in Innsbruck an. Der Neubau werde “mit hoher Wahrscheinlichkeit” dann im Frühjahr beginnen.

Das erste Brückentragwerk werde voraussichtlich “Ende 2027” fertiggestellt sein, so Siegele. Erst dann stünden wieder durchgängig zwei Fahrspuren pro Richtung zur Verfügung. Mit der Fertigstellung der gesamten Brücke sei dann im Jahr 2030 zu rechnen. 300 Millionen Euro sollen insgesamt in die Hand genommen werden. Mit weiteren Verzögerungen durch Einsprüche rechnete man offenbar nicht, als letzter sei noch ein wasserrechtlicher Bescheid ausständig.

Die bereits mehrfach angekündigte Einspurigkeit sei aus Sicherheitsgründen unerlässlich. Dies habe nunmehr auch eine im April durchgeführte “Hauptprüfung” bestätigt bzw. ergeben, erklärte Siegele. Deren finale Ergebnisse wurden für Ende Juli erwartet. “Bei der Sicherheit kann es keine Kompromisse geben”, betonte der Asfinag-Manager. Siegele unterstrich aber gleichzeitig: “Die Brücke ist weiterhin befahrbar. Es ist nicht Gefahr im Verzug. Das ist der Brücke zumutbar”.

Der bei der Asfinag für die Erhaltung und Überwachung zuständige Thomas Gabl ergänzte, dass man in Sachen Überprüfung von einem “Faktor 15 im Vergleich zu einer normalen Brücke” sprechen könne. Teilweise würden Bauteile im Drei-Monats-Rhythmus überprüft, ansonsten geschehe das rund alle sechs Jahre. Zudem habe man durch eine um 17 Millionen Euro errichtete Stahlkonstruktion verhindern können, dass “das Schlimmste passiert.” Eine Sanierung im klassischen Sinn sei an und bei der Luegbrücke jedenfalls nicht mehr möglich.

Ziel sei es nun, “die Brücke solange am Leben zu erhalten, bis das neue Tragwerk steht”, gab Siegele quasi die Marschrichtung vor. Dafür solle vor allem die Einspurigkeit und die damit verbundene geringere Gewichtsbelastung sorgen. Gleichzeitig stellte Siegele erneut in Aussicht, dass man vor allem an “verkehrsstarken Reisewochenenden” auf die Zweispurigkeit in beide Fahrtrichtungen überwechseln wolle und werde. Natürlich nur unter Einhaltung einer “Gesamtgewichtsbelastung” und jedenfalls “flexibel” gehandhabt.

Die Asfinag-Verantwortlichen planen jedenfalls, im Falle der Zweispurigkeit den Lkw-Verkehr in die Brückenmitte, also die jeweilige linke Fahrspur, umzuleiten. Der übrige Verkehr solle sich rechts halten. Dies deshalb, weil die Belastbarkeit der alten Brücken auf der Innenseite noch höher sei. Um sich zu vergewissern, wie die Maßnahme in der Praxis funktioniert, soll im Juli ein zweiwöchiger Test durchgeführt werden, sagte Siegele. Ziel sei es dabei auch, ein 60 km/h-Tempo zu ermöglichen.

Im September soll dann ein “ausgeklügeltes, dynamisches Verkehrskonzept” aufbauend auf dem Ergebnis der durchgeführten Brückenprüfung vorgestellt werden. An diesem “Maßnahmenbündel” arbeite man unter enger Einbindung des Landes Tirol und der Verkehrsexperten des Klimaschutzministeriums. Dadurch sollen die “Tirolerinnen und Tiroler entlastet” und der Verkehrsfluss aufrechterhalten werden. Die Einspurigkeit werde jedenfalls zusätzlicher verkehrslenkender Maßnahmen in der Region bedürfen. “Das ist nur mit Begleitmaßnahmen umsetzbar”, machte Asfinag-Geschäftsführer Siegele klar. Weitergehende Lkw-Fahrverbote, eine mögliche Tonnagebeschränkung, mehr Lkw-Dosierungen – all das stehe im Raum und werde es wohl benötigen.

Abwartend und mit relativ kritischem Unterton reagierte unterdessen Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) auf die ventilierten Pläne bzw. Vorhaben. “Entlang des Brennerkorridors gilt es die Abstimmung der notwendigen Maßnahmen zu verbessern”, machte der Landeschef in einer Aussendung deutlich. Sobald mit Ende Juli die Ergebnisse der Prüfung vorliegen würden, werde man “gemeinsam mit den Partnern in Tirol, über die zu ergreifenden Maßnahmen intensiv diskutieren.” Sollte sich bestätigen, dass an einer einspurigen Verkehrsführung kein Weg vorbeiführe, werde es “auf der Tiroler Seite Kompromissbereitschaft bei den Regelungen für den Schwerverkehr brauchen, um ein Verkehrschaos zu verhindern”, meinte Kompatscher Richtung nördlich des Brenners.

Die Notwendigkeit der Erneuerung der Luegbrücke werde in der Europaregion Tirol bestehend aus dem Bundesland Tirol, Südtirol und dem Trentino mit Besorgnis betrachtet, so der Südtiroler Landeshauptmann. Euregio-Gremien hätten sich zwar zuletzt zuversichtlich gezeigt, dass durch intensive Arbeit an technischen und organisatorischen Maßnahmen das befürchtete Verkehrschaos weitgehend vermieden werden könne. Dafür brauche es aber die erwähnte verbesserte Abstimmung der Maßnahmen durch den Autobahnbetreiber Asfinag.

Verkehrsministerium, Asfinag und Land Tirol hatten sich für den Neubau der Autobahnbrücke aus den 1960er-Jahren entschieden. Anrainergemeinden, allen voran die Gemeinde Gries am Brenner, machten dagegen mobil und forderten einen Tunnel.

Bezirk: Wipptal

Kommentare

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10 Kommentare auf "Tiroler Luegbrücke: Einspurigkeit ab 1. Jänner, Baubeginn im Frühjahr"


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Zussra
Zussra
Superredner
2 Tage 18 h

Parallel dozui bestünde auch die Möglichkeit eine Autoverladung per Zug an verkehrsstarken Reisetagen vo Brenner bis Innsbruck zu organisieren.

Neumi
Neumi
Kinig
2 Tage 18 h

Grundsätzlich eine gute Idee, nur sind die Gleise schon ausgelastet. Unter anderem deshalb kommt ja der BBT.
Aktuell fahren nur ein oder zwei Züge mit LKWs täglich von Norden nach Süden (und umgekehrt). Wenn man die verpasst, dann ist halt Pech.

Faktenchecker
2 Tage 3 h

“Bei der Sicherheit gebe es keine Kompromisse, meinte ASFINAG-Alpenstraßen-Chef Stefan Siegele am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Nur durch die Einspurigkeit und die damit verbundene Lastreduktion schaffe es die ASFINAG überhaupt, die Luegbrücke, wenn auch eingeschränkt, noch weiter am Leben zu erhalten.”

https://tirol.orf.at/stories/3262556/

krokodilstraene
2 Tage 15 h

Wir sollten uns nicht vor der Baustelle auf der Lueg-Brücke fürchten…

Für die alljährlich wiederkehrenden Stauprobleme sorgt schon die Brennerautobahn auf Südtiroler Seite…

sauermachtsuess
sauermachtsuess
Grünschnabel
2 Tage 17 h

Also wenn do jedes moll a sou a tam tam wegen a Sanierung gemocht weart, sellm guate nocht. Von Brenner bis Bozen isches gonze Johr durchaus af die Bruggen uanspurig.

Tom25
Tom25
Grünschnabel
2 Tage 15 h

Den Brenner dicht machen U gut ist
Und die Wipptaler haben Ruhe

Faktenchecker
2 Tage 3 h

Gut das wir den Airport haben.

gutergeist
gutergeist
Superredner
2 Tage 12 h

Österreich bremst den Güter und Touristenverkehr nach Italy. Ein Schelm wer böses denkt 🙄😁😁

Aurelius
Aurelius
Kinig
2 Tage 7 h

Kasino vorprogrammiert

Fuchsschwoaf
Fuchsschwoaf
Tratscher
1 Tag 19 h

verstehen nicht bei so einer wichtigen Verbindung müsste doch die EU den Großteil finanzieren und die Trasse in einen Tunnel verlegen. die Brücke könnte inzwischen weiter normal genutzt werden bis der Tunnel fertig ist. unverständlich das man an so einen Ort noch eine neue Brücke baut. Belastung für die Bevölkerung, Probleme im Winter usw.

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