Von: apa
11.904 Personen sind am Freitag in Wien, Innsbruck, Graz und Linz zum Aufnahmetest für ein Medizinstudium angetreten. An den jeweiligen Unis werden insgesamt 1.900 Studienplätze vergeben. Erstmals gibt es in einem größeren Umfang sogenannte “gewidmete” Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse – bis zu 85 sind für Bundesländer, Österreichische Gesundheitskasse, Innen- und Verteidigungsministerium reserviert.
Zwar hatte es gegenüber dem Vorjahr heuer im Vorfeld um rund 200 Bewerbungen weniger gegeben, diesmal traten aber mehr Personen auch tatsächlich an. Im Jahr 2023 waren es 11.735. An der MedUni Wien nahmen insgesamt 5.920 Personen am Aufnahmetest teil, an der Medizinischen Universität Innsbruck kamen am Freitag insgesamt 2.350 Personen zum Test. An der Med Uni Graz registrierte man insgesamt 2.123 teilnehmende Personen. In Oberösterreich (Medizinische Fakultät der JKU Linz) nahmen 1.511 Personen teil.
Mindestens 95 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin sind aber EU-Bürgerinnen und -Bürgern und 75 Prozent der Plätze Studienwerberinnen und -werbern mit einem österreichischen Maturazeugnis vorbehalten. Für die Zahnmedizin existiert keine solche Quote.
In Wien wie auch in Innsbruck wurden die Aufnahmetests in der Messe durchgeführt. Vizerektorin Anita Rieder betonte bei einer Pressekonferenz die Effizienz der Aufnahmeprüfung. Hätten vor mehr als 20 Jahren 50 bis 70 Prozent das Studium nicht abgeschlossen, seien es nunmehr nur mehr an die zehn Prozent. Im Sommer werde es in Wien wieder rund 600 Absolventen und Absolventinnen der Humanmedizin geben.
Forderungen nach mehr Studienplätzen aufgrund des Ärztemangels erteilte Rieder eine Absage: “Das wäre absolut nicht mehr möglich.” Man biete ein qualitätsvolles Studium an, den Mangel gebe es im Anschluss speziell im Kassensystem. Zudem könne man in der Praxis “nicht an einem Tag 50 Studierende an einem Patienten vorbeimarschieren” lassen.
Heuer sind bis zu 85 der 1.900 Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse für Bundesländer, die Österreichische Gesundheitskasse, das Innenministerium und das Verteidigungsministerium reserviert. Wer sich dafür bewerben wollte, musste einerseits an der regulären Anmeldung teilnehmen und sich bei der jeweiligen Institution für eine bestimmte Zeit verpflichten, eine gewisse Leistung zu erbringen, etwa als Kassen-, Spitals-, Militär- oder Amtsarzt.
Dafür reicht beim Test eine geringere Punktezahl. Die Bewerber müssen sich nicht unbedingt unter den besten Kandidaten der jeweiligen Uni platzieren, sondern “nur” eine Leistung von 75 Prozent des Ergebnisses aller angetretenen Bewerber erreichen (und unter den besten Bewerbern innerhalb des jeweiligen Kontingents der gewidmeten Studienplätze sein). Dieses System gab es schon bisher – allerdings machte nur das Bundesheer davon (mit zehn Plätzen) Gebrauch. Nun greifen deutlich mehr Institutionen darauf zurück.
Die Ärztekammer nutzte den Tag des Aufnahmetests, um ihre Forderungen zu wiederholen. Vizepräsident Harald Mayer nannte die Diskussion um mehr Studienplätze in einer Aussendung “entbehrlich”, bilde man doch genügend Ärztinnen und Ärzte in Österreich aus, um den Bedarf zu decken. “Die oberste Priorität ist etwas ganz Anderes: wir müssen zuallererst einmal schauen, dass wir jene die bei uns ausgebildet werden, mit allen Mitteln in Österreich halten können.” Diese Mittel seien noch lange nicht ausgeschöpft.
“Der MedAT hat sich in den letzten Jahren bewährt”, meinte auch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer schriftlichen Stellungnahme. Ziel sei es, eine objektive und faire Auswahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger in der Human- und Zahnmedizin sicherzustellen. Im internationalen Vergleich bilde man in Österreich eine sehr hohe Zahl an Ärztinnen und Ärzten aus. Mit der Initiative “Med-Impuls-2030” habe man etwa bis 2028 200 zusätzliche Medizinstudienplätze geschaffen – die Zahl wächst damit von 1.800 auf 2.000 Plätze.
Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) forderte am Freitag dagegen erneut die Abschaffung des Tests. “Der MedAT und ähnliche Aufnahmeverfahren sind fundamental sozial selektiv. Am Ende zählt, wer sich am besten vorbereiten kann”, hieß es in einer Aussendung. Stattdessen müsse der Hochschulzugang offen und frei gestaltet werden.