Auf einem kurzen Autobahnabschnitt wurde am Freitag geradelt

2.000 Teilnehmer bei Innsbrucker Autobahn-Fahrraddemo

Freitag, 14. Juni 2024 | 17:38 Uhr

Von: apa

An einer von “Fridays for Future” organisierten Fahrraddemonstration in der Innsbrucker Innenstadt sowie auf einem Teilstück der Inntalautobahn (A12) haben Freitagnachmittag laut Polizei rund 2.000 Menschen teilgenommen. Die Veranstalter sprachen von über 3.000 Teilnehmern. Die Demo verlief ohne Zwischenfälle, ein befürchtetes Verkehrschaos war ausgeblieben. In den Reden zum Auftakt wurde die “Unentschlossenheit der Regierung” gegeißelt und eine “Fairkehrswende” gefordert.

Gemeint war damit eine rigorose “Mobilitätswende”, bei der “Klimagerechtigkeit” an allererster Stelle stehe, strich ein Redner heraus. Es brauche einen “Ausbaustopp von Straßen”, denn mehr Straßen führten automatisch auch “zu mehr Verkehr”, argumentierte der junge Mann und erntete statt Applaus Klingeln von zahlreichen Fahrrädern.

Eine weitere Rednerin kritisierte die Asfinag und die Wirtschaftskammer, die im Vorfeld gegen die Fahrraddemo mobil gemacht und argumentiert hatten, dass diese in Sachen Verkehr für “Chaos sorgen wird”. Das stimme nicht, erklärte die Aktivistin, denn “das wahre Chaos geht von der Klimakrise aus”. Auch sie erntete für diese Aussage lautes Klingeln sowie das Skandieren des Slogans “We are unstoppable, another world is possible”.

Gegen 15.00 Uhr setzte sich der Demozug schließlich unter laufendem Geklingel und mit musikalischer Begleitung in Bewegung. Neben den vorwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern schwangen sich auch viele Familien oder Seniorinnen und Senioren auf ihre Räder. Die Strecke – davon rund 800 Meter auf der Autobahn – wurde von zahlreichen Polizisten auf Fahrrädern, Motorrädern und Fahrzeugen begleitet. Polizeisprecher Christian Viehweider meinte zur APA, dass “mehr als 120 Beamte im Einsatz” waren.

Während zahlreiche “Zaungäste” in der Innenstadt die Radler anfeuerten, machte beim Kreisverkehr der Autobahnauffahrt Innsbruck-Mitte ein Gegner der Demo auf sich aufmerksam. “Geht arbeiten statt uns auf den Sack” stand auf einem Karton geschrieben, den er in die Höhe hielt. Viele Radlerinnen und Radler quittierten dies mit einem Lachen oder konterten: “War ich heute schon”. Ein Radler jedoch versuchte, den Demo-Gegner anzuspucken.

Ansonsten verlief die Demo laut Viehweider jedoch ruhig. “Auch die Verkehrsverzögerung hält sich in Grenzen”, meinte er am späteren Nachmittag. Er führte dies auf die Vorbereitungen von Asfinag, Polizei und Land Tirol zurück. Diese hatten ein umfangreiches Konzept erarbeitet, um einen Verkehrskollaps in und um die Tiroler Landeshauptstadt zu verhindern. Bereits ab 13.30 Uhr wurde die Ausfahrt der Anschlussstelle Zenzendorf in Richtung Innsbruck gesperrt. Die Umleitung führte über die A13 Brennerautobahn und die Anschlussstelle Innsbruck-Süd. Autofahrer, die in Richtung Westen fahren wollten, mussten daher eine zehn Kilometer lange Umleitung nehmen. Zwischen 14.00 und 17.30 Uhr wurde zudem im Tunnel Amras die Fahrspur in Richtung Bregenz gesperrt, die Auffahrt auf die Autobahn bei Innsbruck-Ost blieb offen. Die Umleitung erfolgte dann ebenfalls über die Anschlussstelle Zenzenhof auf der A13.

Um 14.30 Uhr kam es dann zur Sperre des eigentlich betroffenen Autobahnabschnittes. Die Auffahrtsspur der Anschlussstelle Innsbruck-Mitte war bis voraussichtlich 17.30 Uhr nicht befahrbar. Zwischen dem Tunnel Wilten und Innsbruck-Mitte wurde ab 14.15 Uhr der zweite Fahrstreifen in Richtung Kufstein – also Fahrtrichtung Osten – gesperrt. Aus Sicherheitsgründen war nur eine Fahrspur mit reduzierter Geschwindigkeit befahrbar, hieß es von Polizei und Autobahnbetreiber.

Es wurde darauf hingewiesen, dass es im gesamten Stadtgebiet zu “erheblichen Beeinträchtigungen” kommen werde. Schließlich führte die Fahrraddemo durch die halbe Innenstadt, inklusive der wichtigen Verkehrsader Südring. Die Verantwortlichen empfahlen daher, von 14.00 bis 17.30 Uhr das gesamte Stadtgebiet Innsbrucks “weiträumig zu umfahren und die eingerichteten Umleitungen auf der Autobahn zu nutzen.” Von 17.00 bis 20.00 Uhr wollten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder beim Landestheater versammeln.

Scharfe Kritik an der Demo übte indes ÖVP-Sicherheitslandesrätin Astrid Mair. “Unserer Ansicht nach wird das Ziel klar verfehlt, wenn für das so wichtige Anliegen des Klimaschutzes die komplette Autobahn am Rande der Landeshauptstadt lahmgelegt wird. Vielmehr wurde durch die Aktion Unmut in der Bevölkerung hervorgerufen”, so Mair in einer Aussendung. Mit solchen Aktionen werde das wichtige Thema Klimaschutz “letztlich konterkariert, denn solche Demos wie die heutige sorgen nur für Unverständnis und Unmut in der Bevölkerung.” Mair betonte zudem, dass es “nicht im Sinne der Politik war, diese Veranstaltung so zuzulassen.” Selbstverständlich müsse man die Entscheidungen der unabhängigen Gerichte anerkennen, dennoch hätte sie sich gewünscht, dass die Demo an einem weniger neuralgischen Punkt stattgefunden hätte, “als auf der Autobahn an einem Freitagnachmittag zu Beginn der Sommerreisesaison”. Das Tiroler Landesverwaltungsgericht hatte entschieden, dass die Fahrraddemo zuzulassen sei. Eine “temporäre Verkehrsbeeinträchtigung” sei gerechtfertigt, wurde argumentiert.

“Vollstes Verständnis für die Inhalte” der Demo bekundete hingegen der ÖVP-Koalitionspartner SPÖ in Person von Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ). Man dürfe weniger in den Mittelpunkt stellen “dass die Autobahn für ein paar Stunden gesperrt ist, sondern mehr, was die Botschaft ist”, so Zumtobel bei einer Pressekonferenz. Natürlich gebe es aber “unterschiedliche Zugangsweisen”, in welcher Form diese Anliegen transportiert werden, fügte der Landesrat hinzu.

Kommentare

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8 Kommentare auf "2.000 Teilnehmer bei Innsbrucker Autobahn-Fahrraddemo"


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Neuling
18 Tage 11 h

Die können dann auch gerne samt Gepäck in ihren klimafreundlichen Urlaub radeln.

Dass 120 Polizisten für solch eine Aktion herhalten müssen, die letztendlich Unsereiner als einfacher Steuerzahler zu bezahlen hat, finde ich mehr als übertrieben.

N. G.
N. G.
Kinig
18 Tage 2 h

Die Demo war angemeldet und verlief friedlich! Wir leben in einer Demokratie und da ist demonstrieren erlaubt. Jeder darf für das auf die Straße gehen was ihm wichtig ist. Das nennt sich FREIHEIT die du beschränken möchtest!?
Nicht zuletzt, woher weisst du das sie nicht mit dem Rad in Urlaub fahren ? Ich tue es demnächst.

topgun
topgun
Superredner
17 Tage 15 h

@N. G.

Du fährst AUF dem Fahrrad in den Urlaub, oder doch nur mit einem E-Bike im Schlepptau auf dem Fahrradträger? 🤔🤭

Mey
Mey
Grünschnabel
18 Tage 12 h

Respekt und Lob für die TeilnehmerInnen an der Rad-Demo! 👍

Eisenhauer
Eisenhauer
Tratscher
18 Tage 12 h

Die da mit radeln sind genau die, die sich aufregen wenn es im Supermarkt kein Tofu mehr gibt. Alles muss immer verfügbar sein, aber es soll kein Verkehr sein.

Knypser
Knypser
Tratscher
18 Tage 12 h

Da hat sich FfF pünktlich zum Ferienanfang noch eine medienwirksame Schikane ausgedacht. In den nächsten Wochen wird es dann wohl wie jeden Sommer ruhiger werden, denn dann gehts ab in den Urlaub mit dem Flieger.

info
info
Universalgelehrter
18 Tage 10 h

“ja, wenn die alle im Keller demonstrieren würden, hätte uns das gut gepasst”, sagen jene, die immer den Mund am weitesten aufreisen, wenn es um ihre Redefreiheit geht….

sou ischs
sou ischs
Superredner
18 Tage 59 Min

könnte man die nicht irgendwie registrieren,sodass sie in keinen flieger mehr einsteigen können?
und führerschein brauchen sie ja auch nicht…..den brauch man fürs fahrrad ja nicht

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