Von: mk
Bozen – Plötzlich auftretende starke Schmerzen im Brustkorb, das Gefühl, zu ersticken, Schwäche, Blässe und Kaltschweißigkeit – das sind die typischen Symptome eines Herzinfarkts. Bei Frauen können auch Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen, Rückenschmerzen sowie Unterkieferschmerzen und Erschöpfung auf einen Herzinfarkt hindeuten. Für alle Betroffenen gelte aber, dass sie Symptome haben, die sie bis zu diesem Zeitpunkt in dieser Intensität noch nie erlebt haben, erklärte Kardiologin Loredana Latina bei der Vorstellung der Informationskampagne “Herzinfarkt – Jede Minute zählt” am Welt-Bluthochdruck-Tag heute.
“Wenn Sie diese Symptome haben, ist es wichtig, dass Sie nicht Verwandte oder Freunde anrufen oder gar selber ins Krankenhaus fahren, sondern die Notrufnummer 112 wählen”, sagte sie. Dem pflichtete auch der geschäftsführende Primar der Landesnotrufzentrale Ernst Fop bei. Wie bei jedem Notfall sei es wichtig, die betroffene Person an einen möglichst sicheren Ort zu bringen und den Notruf zu wählen. “Wenn Sie Ihr Handy dann auf Lautsprecher stellen können, können Sie mit unseren Mitarbeitern auch dann noch kommunizieren, wenn Sie sich um den Patienten kümmern”, gab er einen praktischen Tipp. Darüber hinaus seien besonders enge Kleidungsstücke, etwa Krawatten, zu lockern, der Oberkörper des Patienten soll aufrechtgehalten und im Falle eines Herzstillstandes eine Herzdruckmassage durchgeführt werden, wenn möglich, auch eine Beatmung. “Der größte Fehler, den man machen kann, ist gar nichts zu machen”, ermutigte er zum Helfen.
Wie in ganz Europa zählt der Herzinfarkt auch hierzulande zu den häufigsten Todesursachen, “die Tendenz ist aber rückläufig”, zeigte sich Gesundheitslandesrätin Martha Stocker erfreut. Einer ersten Schätzung zufolge haben im vergangenen Jahr 734 Südtirolerinnen und Südtiroler einen Herzinfarkt erlitten, 185 Personen – 80 Frauen und 105 Männer – sind daran verstorben. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren 807 Personen betroffen, 215 sind an einem Herzinfarkt verstorben. “Mit dieser Kampagne unterstreichen wir noch einmal, wie wichtig die Prävention ist”, sagte sie und betonte in erster Linie die Bedeutung von Bewegung und gesunder Ernährung. Auch der Präsident der Südtiroler Herzstiftung, Walter Baumgartner, zeigte sich über den Rückgang der Anzahl der Betroffenen zufrieden. “Diese Tendenz ist ein Zeichen dafür, dass auch unsere Arbeit Früchte trägt”, sagte er. Als die Herzstiftung vor elf Jahren gegründet wurde, sei der Herzinfarkt vor allem ein Thema für den Mann gewesen, erinnerte Baumgartner.
“Frauen sind nicht weniger betroffen als Männer, bei ihnen kommt der Herzinfarkt oft nur später im Leben vor”, unterstrich auch Kardiologin Latina. In letzter Zeit seien sogar immer mehr junge Frauen betroffen, Frauen im Alter von 40 bis 55. Dies liege vor allem daran, dass die Vorsorgeuntersuchungen nicht ausreichend genutzt würden, aber etwa auch daran, dass Frauen vermehrt rauchten. Weitere Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel. “Wir müssen uns bewusst sein, dass wir etwas gegen diese Volkskrankheiten tun müssen. Neben 30 zusätzlichen Personalstellen für die Prävention, die wir im Sanitätsbetrieb einrichten, legen wir unseren Fokus in der Sensibilisierung der Menschen vermehrt auf die Bewegung. Zehn Prozent der Bevölkerung bewegt sich leider auch bei uns sehr wenig oder gar nicht”, gab Stocker zu bedenken.
Neben landesweit in allen Gesundheitseinrichtungen und Gemeinden verteiltem Infomaterial und Videos, die in den Zügen und auch im Kino gezeigt werden, wurde für die Kampagne auch eine Webseite mit detaillierten Informationen zum Thema Herzinfarkt eingerichtet. Die Videos, die die Symptome eines Herzinfarkts beschreiben, stehen auch hier zum Download bereit. Infomaterial kann darüber hinaus auch beim Amt für Gesundheitsordnung (gesundheitsordnung@provinz. bz.it, Tel. 0471 418140) angefordert werden.