Der Lenker wurde festgenommen

28 Verletzte nach mutmaßlichem Autoanschlag in München

Donnerstag, 13. Februar 2025 | 15:33 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

In München ist am Donnerstagvormittag ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geht von einem Anschlag aus. “Es handelt sich wohl mutmaßlich um einen Anschlag”, so Söder in einer ersten Stellungnahme am Ort des Geschehens. Die Polizei sprach von 28 zum Teil schwer verletzten Personen. Bei dem Fahrer des Wagens handle es sich um einen 24-jährigen Afghanen.

Der Verdächtige soll vor der Tat einen mutmaßlich islamistischen Post abgesetzt haben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat er einen entsprechenden Inhalt in Sozialen Netzwerken geteilt. Der “Spiegel” hatte zuvor von mutmaßlich islamistischen Beiträgen des Verdächtigen geschrieben.

Der junge Mann war nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) polizeibekannt. Der Asylwerber sei wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen. Der Afghane sei als Asylwerber nach Deutschland gekommen, sein Asylantrag sei aber “wohl” abgelehnt worden. Gleichzeitig sei festgestellt worden, “dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte”.

Herrmann kritisierte, dass bekanntermaßen seit Jahren – auch gegen seine langjährigen Forderungen – überhaupt nicht nach Afghanistan abgeschoben worden sei. Nur ein einziges Mal habe die deutsche Regierung angeordnet, schwerste Straftäter abzuschieben. Deshalb habe bei Tausenden von Afghanen mit abgelehntem Asylantrag bisher keine Abschiebung stattfinden können. Bei vielen seien die Anträge aber auch bewilligt worden.

Von Schuss gestoppt

Söder kündigte Konsequenzen an. “Wir reagieren bei jedem solchen Anschlag besonnen, aber ich sage Ihnen auch, dass unsere Entschlossenheit wächst. Es ist nicht der erste Fall, und wer weiß, was noch passiert”, sagte Söder. “Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag gehen und Betroffenheit zeigen (…), sondern müssen auch tatsächlich etwas ändern.”

Polizisten hätten einen Schuss auf seinen Wagen abgegeben, um ihn zu stoppen, erklärte die Polizei. Der Fahrer wurde festgehalten. “Im Moment geht keine weitere Gefahr von ihm aus”, sagte ein Polizeisprecher. “Wir haben keinen Anlass zur Annahme, dass eine Gefahr für die Bevölkerung besteht.” Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, unter den Verletzten befänden sich auch Kinder. “Ich bin tief erschüttert”, sagte er. “Meine Gedanken sind bei den Verletzten.”

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich sagte, die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft ermittle. Diese sah wenig später “Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund”.

Auto in Demonstrationszug der Gewerkschaft ver.di gefahren

Örtlichen Medienberichten zufolge soll ein Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft ver.di gefahren sein. Ver.di-Chef Frank Werneke äußerte sich bestürzt. “Noch ist nicht klar, ob es auch Todesopfer gibt”, erklärte Werneke in Berlin. In München finden am Donnerstag Warnstreiks statt. Zudem gilt eine erhöhte Alarmbereitschaft wegen der bis zum Wochenende dauernden Münchner Sicherheitskonferenz, die am Freitag beginnt. Bereits am Donnerstag werden unter anderen US-Vizepräsident J.D. Vance und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet.

Der Zwischenfall ereignete sich demnach im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße im Innenstadtbereich unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Rund um den Einsatzort komme es zu Verkehrsbehinderungen. “Umfahren Sie den Bereich weiträumig, damit die Einsatzkräfte ungehindert arbeiten können.”

Katzian: Angriff auf Gewerkschaften ist Angriff auf Demokratie

Wolfgang Katzian, Präsident des ÖGB und zugleich auch des EGB (Europäischer Gewerkschaftsbund) erklärte in einer Aussendung: “Sollte sich herausstellen, dass diese Amokfahrt eine gezielte Gewaltaktion war, ist sie klar zu verurteilen. Angriffe auf freie Gewerkschaften sind Angriffe auf die Demokratie.” Das Entsetzen über “dieses furchtbare Ereignis” in der europäischen Gewerkschaftsfamilie sei groß.

Mit Bestürzung reagierte auch FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz auf die Ereignisse in München – verbunden mit der Forderung an die verantwortlichen Politiker und Parteien nach einem “längst überfälligen Kurswechsel” in deren “völlig falscher Asyl- und Migrationspolitik”.

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