Von: APA/dpa
Ab dem 1. August verbraucht die Menschheit mehr Ressourcen, als die Erde in einem Jahr erneuern kann. Mit anderen Worten: Wir leben so, als ob wir 1,7 Erden zur Verfügung hätten. Das berichtet die Organisation Germanwatch unter Berufung auf Berechnungen des Global Footprint Network mit Sitz in den USA und der Schweiz. Der sogenannte Earth Overshoot Day liegt damit einen Tag früher als noch im vergangenen Jahr.
Zur Erdüberlastung zählt etwa der Verbrauch an Fischen, Ackerland oder Holz aber auch die Aufnahmefähigkeit der Erde für Müll und Emissionen. Flugzeuge seien besonders klimaschädlich. Diese verursachten neben dem CO2-Ausstoß etwa das Dreifache des Treibhauseffekts wie wenn dieselbe Menge CO2 am Boden entstehe, betont Germanwatch. Ein Grund dafür seien Kondensstreifen. Im Gegensatz dazu biete der Schienenverkehr eine nachhaltigere Alternative, da er bis zu 28-mal klimafreundlicher als innereuropäische Flüge sei. Ein sehr kleiner Teil der Weltbevölkerung sei mit seinem Flugverhalten für diesen wesentlichen Treiber der Klimakrise verantwortlich, erklärte Jacob Rohm von Germanwatch.
Anlässlich des Welterschöpfungstages forderte die Umweltschutzorganisation WWF Österreich einen Stopp des enormen Ressourcenverbrauchs und die Wiederherstellung zerstörter Natur. “Der maßlose Hunger nach Ressourcen führt nicht nur zur Zerstörung unserer Natur, wir betreiben auch Raubbau an der Zukunft kommender Generationen. Wir müssen endlich nachhaltig mit unserem Planeten umgehen”, sagte Joschka Brangs, Biodiversitätssprecher des WWF Österreich. “Die Regierungen auf der ganzen Welt müssen endlich damit aufhören, den Planeten ohne Rücksicht auf die Zukunft auszubeuten. Wir müssen überall auf nachhaltige, erneuerbare und ressourcenschonende Strategien umstellen. Auch Österreich hat große Aufgaben vor sich: Die nächste Bundesregierung ist gefordert, Gesetze vorzubringen, die unser Klima, sowie wertvolles Wasser und unsere Böden schützen”, sagte indes Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.
In der 2022 beschlossenen Kreislaufwirtschaftsstrategie haben Klimaschutzministerium, Landwirtschaftsministerium, Finanzministerium und Ministerium für Arbeit und Wirtschaft ein Ziel von sieben Tonnen Materialfußabdruck pro Person und Jahr für 2050 festgelegt, schrieb indes Global 2000 in einer Aussendung. Von diesem Ziel sei Österreich noch weit entfernt. Der österreichische Ressourcenverbrauch betrug 2018 167 Millionen Tonnen (Mt) pro Jahr oder 19 Tonnen pro Kopf und Jahr. Der konsumbasierte Materialfußabdruck lag im Jahr 2017 sogar bei 33 Tonnen pro Kopf und Jahr. “Die kommenden fünf Monate leben wir auf Pump, mit Ressourcen, die kommenden Generationen dann fehlen werden”, so Hannah Keller, Pressesprecherin für Ressourcen und Lieferketten.
In Österreich war der Overshoot Day bereits am 7. April, was bedeutet, dass wir sogar 3,7 Erden bräuchten, wenn alle Menschen so leben würden wie wir, unterstrich die IG Windkraft Österreich. Erneuerbare Energien würden es jedoch ermöglichen, Energie mit minimalem CO2-Ausstoß und geringem Ressourceneinsatz bereitzustellen. Bereits jetzt spart Österreichs Windstromproduktion jährlich 4,5 Millionen Tonnen CO2 ein. “Die erneuerbaren Energien können einen entscheidenden Beitrag leisten, um unsere Treibhausgasemissionen zu senken und den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben”, erklärte Josef Plank, Obmann der IG Windkraft.
Großen Einfluss auf den Verbrauch natürlicher Ressourcen hat laut Germanwatch auch der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. Germanwatch hat jedoch eine positive Nachricht: “Jahrzehntelang hat die Erdüberlastung fast jedes Jahr zugenommen, seit knapp zehn Jahren pendelt sie nun auf hohem Niveau”, sagt der Politische Geschäftsführer, Christoph Bals. “Die gute Nachricht ist, dass der Wendepunkt erreicht zu sein scheint.” Als Grund sieht er unter anderem den “weltweiten Siegeszug” der erneuerbaren Energien, der Speichertechniken, der E-Mobilität und der Wärmepumpen. Diese und weitere Trends müssten stark beschleunigt werden, um Klima-Kipppunkte und massive weitere Artenverluste zu verhindern.
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