Von: luk
Bozen – Die Bestimmungen für die Zweisprachigkeitsprüfung stehen erneut in der Kritik. Laut einem Bericht in der italienischen Tageszeitung Alto Adige gibt der 35-jährige Hausarzt aus Andrian, Matteo Gottardi, seine Praxis auf, weil er bereits fünf Mal durch die Zweisprachigkeitsprüfung gerasselt ist. Einmal sei es nur wegen eines halben Punktes gewesen, erklärt Gottardi.
Die fehlende Zweisprachigkeitsprüfung änderte jedoch nichts daran, dass er sich mit seinen Patienten gut verstand und mit ihnen auch in Deutsch sprach. Wie er erklärt, sei es für ihn wichtig, medizinische Begriffe und Sachverhalte mit seinen Patienten zu erörtern. In den Prüfungen sei es jedoch meist um andere Themen wie Architektur gegangen. Hier könne er mit seinen Deutschkenntnissen kein flüssiges Gespräch aufbauen.
Obwohl der aus dem Trentino stammende Gottardi sich 2021 bewusst dafür entschieden hatte, in Andrian als Hausarzt tätig zu sein und das Erbe von Vitus Fabi anzutreten, kehrt er nun in seine Heimat zurück. Dort leben auch seine Lebensgefährtin und sein Kind. “Ich habe mich hier wohlgefühlt und ich wäre auch geblieben, doch hier ist alles kompliziert.” Auch eine vom Sanitätsbetrieb angebotene Stelle im Krankenhaus hat der Arzt ausgeschlagen. Auch da sei früher oder später die Zweisprachigkeitsprüfung nötig.
Als Hausarzt ist die Situation hingegen noch strenger. Während Spitalsärzte fünf Jahre Zeit haben, bis sie den “Patentino” vorweisen müssen, kann es Hausärzten passieren, dass sie ohne den Sprachnachweis bei der nächsten Ausschreibung ihren Arbeitsplatz verlieren.
Das könne er nicht riskieren, so Gottardi, der außerdem erklärt, dass er sich viele Abende mit Online-Deutsch-Kursen um die Ohren geschlagen habe. “Leider reichte es am Ende nicht.”
Der junge Arzt hatte am gestrigen Freitag seinen letzten Arbeitstag. In einem Brief an seine Patienten verabschiedet er sich:
“Cari pazienti, come ormai tutti sapete oggi è il mio ultimo giorno presso lo studio medico di Andriano. Come ormai tutti sapete non è stata una mia scelta; sfortunatamente per i medici di medicina generale il contratto a tempo determinato non prevede la continuità del posto per 5 anni, garantita invece agli ospedalieri. Vorrei ringraziarvi tutti per l’accoglienza e l’affetto che mi avete dimostrato in questi due anni, in particolar modo ringrazio il sindaco Roland Danay, per avermi messo a disposizione l’ambulatorio e supportato nelle mie iniziative. Un sentito apprezzamento alle ragazze del comune di Andriano, soprattutto Sophie per tutti i problemi risolti e Christine, per le centinaia di piccole cose, un angelo. Un caro saluto a Karl ed al personale della sua farmacia per le dritte ed i suggerimenti, a Paola, Miriam e Sibille per esser state delle guide sicure nella giungla burocratica. Infine un grazie alla dottoressa Patrizia Donnici, con la quale stavamo costruendo una vera medicina di gruppo, ci legherà sempre stima professionale ed un’amicizia fraterna. Grazie di cuore a tutti.”
Indes werden Stimmen laut, die eine Anpassung der Zweisprachigkeitsprüfung oder eine Absenkung des geforderten Sprachniveaus fordern, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Bekanntermaßen gibt es in Südtirol derzeit knapp 300 Hausärzte. Das ist aber nicht genug: Es fehlen bereits jetzt 72 Hausärzte. Aufgrund von rund 100 anstehenden Pensionierungen wird sich die Situation in den nächsten Jahren verschlimmern.