Von: mk
Bozen/Trient – Das Jahr 2020 endete mit einer erschütternden Nachricht: Die äthiopische Ziegenzüchterin Agitu Gudeta Ideo ist im Fersental von einem Angestellten brutal ermordet worden.
Die Tat wirkt völlig sinnlos, die Gründe sind nichtig: Ein Streit ums Gehalt soll ausgeartet sein.
Besonders bitter ist: Nach ihrer Flucht aus ihrer Heimat vor zehn Jahren ist es der 42-Jährigen gelungen, trotz aller Widrigkeiten und Anfeindungen mit Fleiß eine florierende Existenz im Trentino aufzubauen. Sie galt als Beispiel einer gelungenen Integration – und fiel nun einer Gewalttat zum Opfer.
Nicht nur der wirtschaftliche Erfolg zählte für sie, ihr ging es vor allem um Nachhaltigkeit. Sie züchtete eine seltene Ziegenrasse, die im Fersental beheimatet ist, und achtete darauf, dass die lokale Wirtschaft von ihrer Arbeit mit profitierte.
Weil sie mit zäher Leidenschaft für eine gerechtere Welt kämpfte, erhielt Agitu Gudeta Ideo zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
All das wurde in einem Wimpernschlag, in einem Augenblick der Raserei zunichte gemacht. Eine Frau und noch dazu eine Migrantin, die erfolgreich ist, scheint für manche nur schwer erträglich zu sein. Ideen, die das Gemeinwohl fördern, werden zerschmettert, ausgelöscht und erstickt.
Wenn wir Agitus Geist wirklich hochhalten wollen, sollten wir einsehen, dass wir uns das einfach nicht leisten können. Dass wir uns auf Augenhöhe begegnen müssen und dass Veränderung nötig ist.