Von: mk
Bozen/Trient – Das Regionalkommando der Finanzpolizei im Trentino-Südtirol zieht über die vergangenen Monate Bilanz. Augenmerk wurde unter anderem auf Wohnungen gelegt, die schwarz vermietet wurden.
Seit Oktober 2017 wurden in der Region mehr als 1.500 Fälle ausgemacht, die nicht der Norm entsprachen und eingehend untersucht werden mussten. Trotz des Immobilienbesitzes wurden zu wenig oder keine Einnahmen aus der Vermietung bei der Steuererklärung angegeben.
Vor allem Trient zieht als Universitätsstadt Tausende von jungen Menschen aus dem restlichen Staatsgebiet an. Viele dieser Studenten werden dazu angehalten, Mieten „schwarz“ zu entrichten. Deshalb hat das Landeskommando der Finanzpolizei im Trentino und die Universität Trient im Oktober 2018 ein Projekt zur Bekämpfung der nicht ordnungsgemäßen Mietverträge ins Leben gerufen.
Dabei werden zwei Ziele verfolgt: Einerseits sollen jene Bürger entlarvt werden, die Studenten ausbeuten und Steuern hinterziehen. Andererseits geht es um eine Informationskampagne, die über die rechtlichen Risiken der unangemeldeten Vermietung von Wohnungen aufklärt und die Studenten mit wenig bekannten Tipps für Steuererleichterungen versorgt.
Auch in diesem Jahr wurde allen neu inskribierten Studenten der Uni in Trient online ein Leitfaden zur Verfügung gestellt, der bereits im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit der Universität und dem Universitätsbund ausgearbeitet worden war. Ziel ist es den Studenten, eine Unterkunft ohne “Betrug” zu ermöglichen und die schwarz kassierten Mieten einzudämmen.
Darüber hinaus wurde eine eigene E-Mail-Adresse (helpaffitti.trento@gdf.it) aktiviert, um es den Studierenden noch einfacher zu machen, Meldungen über mögliche Gesetzesverstöße weiterzuleiten.
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres wurden gezielte Untersuchungen zu rund 40 verdächtigen Vermietern durchgeführt, wobei in mehr als 90 Prozent der Fälle Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden. Konkret ging es um die IRPEF-Steuerbemessungsgrundlage, wobei insgesamt mehr als 2,1 Millionen Euro dem Fiskus entgangen sind.
Zu den wohl ungewöhnlichsten Fällen zählt ein Eigentümer mehrerer Immobilien – sowohl Wohnungen als auch Geschäftslokale – in der Provinz Trient, der zwischen 2013 und 2018 “vergessen” hatte, dem Finanzamt über eine Million Euro erhaltener Mieteinnahmen zu melden.
Symptomatisch sind auch jene Fälle von Personen, die im Ausland leben und über soziale Medien oder Internet-Marktplätzen Immobilien in touristisch beliebten Gebieten im Trentino und Südtirol vermieten.
In Riva ist die Finanzpolizei etwa auf einen Steuerhinterzieher gestoßen, der ursprünglich aus Mauritius stammt und in Großbritannien ansässig ist. Obwohl er reguläre Mietverträge abgeschlossen hat, deklarierte er die erhaltenen Mieten nicht.
Ein Meraner, der Eigentümer eines landwirtschaftlichen Betriebes ist, vermietete hingegen Immobilien in der Toscana schwarz. Die Finanzpolizei wurde auf den Fall durch die neuen Regelungen zum Schutz vor Geldwäsche aufmerksam.
Allein in den letzten drei Jahren (ab 2017) konnte die Finanzpolizei allein im Mietsektor im Rahmen von 165 Einsätzen mehr als 6,8 Millionen Euro ermitteln, die nicht versteuert worden waren, was einer Steuerlast von etwa 1,8 Millionen Euro entspricht.
Darüber hinaus wurden 1,1 Millionen Euro an IRAP und mehr als 475.000 Euro an hinterzogener Mehrwertsteuer, die sich aus Überprüfungen bei in der Region tätigen Handelsunternehmen ergeben haben, sichergestellt.