Von: luk
Bozen – Zum ersten Mal wurde dank neuer Technik in Südtirol ein Herzklappenersatz ohne chirurgische Öffnung des Brustkorbes durchgeführt. Der Fachmann spricht dabei von einem perkutanen Aortenklappenersatz.
Dabei wird eine biologische Aortenklappe am schlagenden Herzen implantiert, der Zugang erfolgt über die Leistengefäße. Die künstliche Herzklappe wird dann entlang des Gefäßsystems bis ins Herz vorgeschoben und unter Röntgenkontrolle punktgenau platziert. Der große Vorteil: Der Brustkorb muss dabei nicht aufgeschnitten werden und da die lange Heilungsphase der Operationswunde entfällt, deshalb können die Patienten bereits zwei bis drei Tage nach dem Eingriff entlassen werden.
„Wir haben bei zwei Personen am vergangenen Freitag den Eingriff vorgenommen und beide sind sehr gut verlaufen. Die Patienten sind mittlerweile bereits wieder Zuhause“, freut sich der Primar der Abteilung Kardiologie am Landeskrankenhaus Bozen, Rainer Oberhollenzer.
Den beiden Eingriffen waren drei Jahre Vorbereitungen vorausgegangen. Gemeinsam mit den Herzchirurgen und den Kardiologen der Universitätsklinik von Verona wurde das interdisziplinäre Team intensiv vorbereitet. Neben der Abteilung Kardiologie waren auch die Abteilung Gefäßchirurgie und der neuen Intensivstation des Landeskrankenhauses involviert.
Eine Voraussetzung, um solche TAVI-Eingriffe (Transcatheter Aortic Valve Implantation) durchführen zu können, ist das Vorhandensein einer „kleinen“ Herz-Lungen-Maschine (ECMO – Extrakorporale Membranoxygenierung). Diese steht seit Kurzem im Landeskrankenhaus Bozen für Einsätze bereit.
Die Technik des perkutanen Aortenklappenersatzes gibt es schon länger und wird im Normalfall an Krankenhäusern mit einer Herzchirurgie-Abteilung durchgeführt. Nun, nach langem Training und ausführlicher Vorbereitung, ist dieses Know-how auch am Landeskrankenhaus Bozen vorhanden. In Zukunft soll es weitere Eingriffe dieser Art geben. Primar Oberhollenzer: „Besonders geeignet ist diese schonende Operationstechnik vor allem bei älteren oder schwächeren Patienten und Patientinnen. Bei vielen anderen ist weiterhin die klassische Operationstechnik vorzuziehen.“
Oberhollenzer schätzt, dass in Zukunft 30 bis 40 Patienten und Patientinnen pro Jahr mit der neuen Technik operiert werden.
„Es war eine tolle Leistung aller involvierten Personen und dank der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit sind die beiden ersten TAVI-Operationen am Landeskrankenhaus sehr gut verlaufen.“