Von: mk
Bozen – Vor rund elf Jahren ist der Bozner Krankenpfleger Angelo Caferri spurlos verschwunden. Nun wurde er für tot erklärt. Im Zeitraum von 1974 bis heute wurden in Italien rund 90.000 Personen als vermisst gemeldet, von denen nach wie vor jede Spur fehlt. 300 sind es allein in Südtirol – für Angerhörige eine unglaubliche Belastung.
Der Todeszeitpunkt von Angelo Caferri wurde auf den 15. Juli 2022 um 23.59 datiert – per Gerichtsbeschluss, wie es das Gesetz vorsieht. Ein Auszug des Urteils wurde auf der Webseite des Justizministeriums veröffentlicht. Genau zehn Jahre zuvor war Angelo Caferro plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Damals war er 63 Jahre alt.
Seine Kinder beschreiben ihn als liebevollen Vater, der das Leben genoss und lange Fahrradausflüge unternahm – auch, um gesundheitliche Probleme in den Griff zu kriegen. Vielleicht war er am Tag seines Verschwindens, am 15. Juli 2012, ebenfalls mit dem Rad unterwegs. Gewissheit gibt es keine. Es war Sonntag, einer wie viele andere, der mit dem Frühstück begann. Am Familientisch wurde darüber der geredet, wie man den Tag gestalten will.
Während seine Tochter Federica mit ihrer Mutter ins Martelltal fuhr, wollte Angelo Caferri zu seinem Haus nach Völs fahren. Dort ist er allerdings nie angekommen. Der Albtraum beginnt für die Familie am Abend. Die Angehörigen rufen Freunde und Verwandte an.
Einer möglichen Rekonstruktion zufolge soll der Mann den Bus nach Völs genommen haben. Niemand weiß allerdings, ob er dort auch ausgestiegen ist. In ihrer Verzweiflung ging die Mutter in der Nacht mit ihren Kindern zu Fuß die alte Straße nach Völs entlang. Doch von Angelo Caferri fehlte jede Spur.
Sein Sohn Eugenio ist heute 30 Jahre alt und arbeitet als Anwalt. Seine Tochter Federica ist vier Jahre älter. Sie trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und studierte Medizin. Sie arbeitet als Kinderärztin in Innsbruck. Die Mutter ist vor fünf Jahren gestorben.
„In den kommenden Tagen haben wir in ganz Südtirol Flugzettel mit einem Foto unseres Vaters aufgehängt in der Hoffnung, dass uns jemand nützliche Informationen gibt“, erinnern sich Federica und Eugenio an die unmittelbare Zeit nach dem Verschwinden ihres Vaters. Mehrere Personen hatten sich darauf gemeldet. „Manche sagten, ihn in der Gegend von Lana oder Terlan gesehen zu haben“, erklären die beiden laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige.
Jedes Mal wurde die Hoffnung von Neuem wach, der dann wieder die Enttäuschung folgte. Mit der Zeit lernt die Familie, die harte Realität zu akzeptieren: Angelo Caferri kommt nicht wieder.
Für die Kinder steht fest: Ihr Vater hat sie nicht freiwillig verlassen. Stattdessen vermuten sie, dass er sich möglicherweise verirrt hat und irgendwo abgestürzt ist, zumal er zuletzt an Gedächtnisschwierigkeiten litt. Unglücklicherweise konnte der Leichnam nie gefunden werden. Die Erinnerung der Kinder an ihren Vater und an die vielen guten Zeiten ist aber immer noch lebendig.