Von: mk
Bozen – Vor allem Lehrpersonen ist in Südtirol der Impfstoff von AstraZenaca verabreicht worden. Rund 13.000 Menschen wurden bei uns damit geimpft. Nachdem Berichte über Blutgerinnsel als mögliche Folge einer Impfung eine Diskussion über dessen Sicherheit entfacht hatten, wurde das Präparat in weiten Teilen Europas ausgesetzt.
Die Niederlande, Irland, Dänemark, Norwegen und Island hatten bereits den Einsatz des Corona-Impfstoffs ausgesetzt, bevor Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Slowenien und Zypern am Montag folgten. Schweden, Luxemburg und Lettland schlossen sich am Dienstag an.
Mit Italien ist auch Südtirol betroffen – obwohl Italiens Arzneimittelagentur AIFA das Mittel als sicher einstuft.
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) registrierte am Montag allerdings insgesamt sieben Fälle einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen unter mehr als 1,6 Millionen Impfungen. Der Anteil der Fälle sei höher als in der Allgemeinbevölkerung, “sodass hier nicht auszuschließen ist, dass wirklich die Ursache in der Impfung liegt”, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek dem “ZDF heute journal”.
Viele Betroffene, die in Südtirol die erste Dosis erhalten haben, machen sich nun Sorgen. Reinhold Perkmann, Primar für Gefäß- und Thoraxchirurgie in Bozen, betont Medien gegenüber allerdings, dass es nun darauf ankomme, Ruhe zu bewahren. Thrombosen im Kopf seien sehr selten. Falls diese doch auftreten, sende der Körper vorher eindeutige Signale: Das sind in erster Linie kleine, stecknadelkopfgroße Blutungen an der Haut, die keine Schmerzen verursachen und die innerhalb der ersten vier bis sechs Tage gemeinsam mit leichtem Kopfweh auftreten können. In diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen.
Wer schon vor zwei, drei Wochen geimpft wurde, könne hingegen unbesorgt bleiben, betont Perkmann.
Am Donnerstag wird die Europäische Arzneimittelbehörde EMA verkünden, wie es mit dem Impfstoff vom AstraZeneca weitergehen soll. Als eine mögliche EMA-Entscheidung wird in deutschen Regierungskreisen eine weitere Nutzung des Impfstoffes mit einer Warnung oder Einschränkung für Thrombose-gefährdete Patienten gesehen.
Der Chef der italienischen Arzneimittelaufsicht, Nicola Magrini, sagte, die Entscheidung zur Aussetzung der Impfungen sei politisch motiviert gewesen. Die AIFA werde zwei bis drei Tage benötigen, um alle erforderlichen Daten zu sammeln. Sobald alle Zweifel ausgeräumt seien, “können wir schneller weitermachen als zuvor”. Der französische Gesundheitsminister Olivier Veran betonte, das Verhältnis von Nutzen und Risiken bei dem AstraZeneca-Vakzin bleibe positiv. Er erwarte, dass die EMA entscheide, die Impfungen fortzusetzen.
Kritik kam auch von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, der den vorläufigen Stopp der Impfungen in Zweifel zog und einen Image-Schaden für das Vakzin befürchtet. “Dass Menschen Thrombosen und Lungenembolien bekommen, muss nicht unbedingt etwas mit der Impfung zu tun haben”, sagte Montgomery dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).