Von: luk
Bozen/Rom – Als “Annus horribilis” bezeichnen die italienische Umweltorganisation Legambiente und das italienische Glaziologen-Komitee das Jahr 2022 für die Gletscher in den italienischen Alpen und Südtirol. Im Winter gab es kaum Schnee und der Sommer war viel zu heiß.
Der finale Report des Jahres 2022 lässt demnach auch keinen anderen Schluss zu, so die Nachrichtenagentur Ansa. Darin werden mehrere Gletscher in den italienischen Alpen aufgezählt, die vor allem in diesem Jahr viel an Fläche und Volumen verloren haben. Die Gletscher Planpincieux und Grandes Jorasses im Val Ferret im Aostatal stehen sogar unter besonderer Beobachtung, weil das Risiko von Eisabbrüchen besteht, die im Tal gelegene Infrastruktur treffen könnten.
Der Lupo-Gletscher ist ebenfalls ein Sorgenkind der Gletscherforscher und Umweltaktivisten: Allein 2022 hat er 60 Prozent seiner Masse bezogen auf die Verluste der letzten zwölf Jahre eingebüßt. Der Ventina-Gletscher am Monte Disgrazia hat in diesem Jahr 200 Meter an Gletscherzunge verloren.
Besonders deutlich wurde die dramatische Lage der Alpengletscher im Sommer 2022 an der Marmolata, als ein Gletscherbruch mehrere Bergsteiger in den Tod riss. Der Report von Legambiente und den italienischen Glaziologen kommt zum Ergebnis, dass innerhalb von 15 Jahren auf der Marmolata kein Gletschereis mehr zu finden sein wird. Das scheint wohl ein unausweichliches Szenario zu sein, wenn man bedenkt, dass der Marmolata-Gletscher allein im vergangenen Jahrhundert 70 Prozent seiner Fläche und 90 Prozent seiner Masse verloren hat.