Von: mk
Bozen – Bekanntlich muss eine italienische Journalistin mit Konsequenzen rechnen, weil sie die Privatsphäre des kleinen Anthony aus Sierra Leone verletzt hat. Jugendstaatsanwältin Antonella Fava kennt kein Pardon. Wie sie im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag erklärte, soll gegen die Journalistin gerichtlich vorgegangen werden. Auch die Staatspolizei wurde aufgefordert, ein Foto des Fünfjährigen auf einem offiziellen Facebook-Profil zu entfernen.
Wie berichtet, soll die Journalistin am Mittwoch versucht haben, den Jungen im Brixner Krankenhaus zu filmen.
Da Anthonys Fall auch auf nationaler Ebene großes Medieninteresse ausgelöst hat, veröffentlichte die Staatspolizei am Mittwoch ebenfalls auf dem eigenen Facebook-Profil „Agente LISA“ ein Foto des Jungen gemeinsam mit ein paar Polizisten. Das Gesicht des Buben, dem es bereits deutlich besser ging, war dabei unkenntlich gemacht worden.
Auf dem Facebook-Profil „Agente LISA“ veröffentlicht die Staatspolizei italienweit aktuelle Fälle und sucht den Austausch mit den Bürgern.
„Viele Bürger haben uns gratuliert und Komplimente für die Rettungsaktion gemacht“, heißt es aus dem Pressebüro der Bozner Quästur. Also hat man in Rom entschieden, darauf zu reagieren und das Bild auf Facebook zu posten.
Doch die Staatsanwaltschaft hielt das für unangemessen, sodass das Foto wieder entfernt werden musste. Minderjährige genießen in Italien einen besonderen Schutz.
Dies wird vermutlich auch im Fall der Journalistin eine gewichtige Rolle spielen.
Das Flüchtlingskind war vor drei Tagen allein und stark unterkühlt unter einem Eisenbahnwaggon am Brenner gefunden worden. Während die Behörden mithilfe einer Dolmetscherin aus Sierra Leone dem Kind weitere Informationen entlockten, lief eine internationale Fahndung nach den Eltern und der kleinen Schwester von Anthony. Diese halten sich derzeit möglicherweise in Nordeuropa auf.