Von: mk
Bozen – Die antisemitischen Schmierereien auf dem Schaufenster einer Boutique mitten im Zentrum von Bozen rufen nach wie vor Bestürzung und Empörung hervor. Wie Südtirol News berichtete, hat sich der schwerwiegende Vorfall am Freitag unter den Bozner Lauben zugetragen. Die Polizei hat nun den Täter ausgeforscht.
„Juden werden hier nicht bedient“ und „Sieg Heil“ wurde mit dickem Filzstift auf das Fenster geschrieben. Die Tat wurde von Passanten entdeckt, die durch die belebte Einkaufsstraße im Zentrum der Südtiroler Landeshauptstadt schlenderten. Die Behörden sind informiert worden.
Die Ermittler werteten darauf unter anderem die Aufnahmen von Überwachungskameras aus. Nur wenige Stunden später konnte der Täter identifiziert werden.
Wie die Polizei mitteilt, handelt sich um einen italienischen Staatsbürger, der im Ausland lebt und unter psychiatrischen Problemen leidet.
Trotz allem hatte die Tat weit über Bozen hinaus Entsetzen hervorgerufen. Nach dem brutalen Massaker am 7. Oktober 2023, als Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen mehr als 1.200 Menschen getötet haben, ist es in ganz Europa immer wieder zu antisemitischen Vorfällen gekommen.
Guido Guido Margheri, der Präsident der Partisanenvereinigung ANPI in Südtirol, spricht auf Facebook von einem „inakzeptablen“ Vorfall. Es sei nach wie vor notwendig, „nicht gleichgültig zu bleiben und sich in jeder Weise und auf allen Ebenen dem Antisemitismus und jeglichem alten und neuen Rassismus zu widersetzen“. Gleichzeitig bekräftigt er „volle Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft“.
Die in Artikel 3 der Verfassung verankerten Grundsätze dürfen seiner Ansicht nach nicht nur auf dem Papier stehen, sondern müssen stets umgesetzt werden. „Die Verantwortlichen sollen strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden und alle Organisationen, die gegen die das Scelba- und das Mancino-Gesetz verstoßen, müssen aufgelöst werden“, fordert Margheri. Während die „legge Scelba“ in Italien faschistische Symbole verbietet, stellt die „Legge Mancino“ neben Anstiftung zu rassischer, ethnischer, nationalistischer oder religiöser Diskriminierung und Gewalt auch faschistische Propaganda und das Zeigen von Symbolen faschistischer und nationalsozialistischer Organisationen unter Strafe.
Für Elisabetta Rossi, die Präsidentin der jüdischen Gemeinschaft, steht fest, dass der Antisemitismus nie wirklich überwunden wurde und vielfach latent im Untergrund schwelt.
Der Vorfall wurde auch deshalb als schwerwiegend eingestuft, weil Bozen als Südtiroler Landeshauptstadt für kulturelle Vielfalt, Toleranz und das Überwinden ethnischer Hürden steht. In Südtirol leben selbst sprachliche Minderheiten, die in einem fremden Staat Schutz durch das Autonomiestatut und die Verfassung genießen. Unter dem Faschismus waren die deutsch- und ladinschsprachige Gruppe stark unterdrückt worden.