„Woche des Terrors“ und Kinderpornografie

Attentat auf Bozen: 15-Jähriger wegen Terrorverdachts verhaftet

Mittwoch, 12. Februar 2025 | 14:38 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Die Polizei hat heute früh einen 15-jährigen Jugendlichen festgenommen, der unter dem Verdacht steht, einen Terroranschlag geplant zu haben. Laut den Ermittlern soll der Jugendliche Teil einer neonazistischen und satanistischen Bewegung gewesen sein, die international und gewaltsam vorgehe. Die Gruppierung hatte den Ermittlungen zufolge schon mehrere Anschläge inklusive eines Mordes in Bozen und Umgebung geplant.

Die Ermittlungen begannen vor mehreren Monaten, als die Polizei auf verdächtige Aktivitäten in Online-Chats aufmerksam wurde. Nach einer ersten Hausdurchsuchung sicherten die Beamten der Anti-Terror-Einheit DIGOS zwei Computer, ein Smartphone sowie eine Axt. Zudem fanden sie belastendes Material, das die Zugehörigkeit des Jugendlichen zu einer extremistischen Gruppierung belegen soll. Dabei soll er sich insbesondere auf der Plattform Telegram mit Gleichgesinnten ausgetauscht haben.

Die Gruppierung plante offenbar eine „Woche des Terrors“, in der gezielt Menschen angegriffen und die Taten gefilmt werden sollten. Das Material sollte anschließend auf einer Plattform im Darknet veröffentlicht werden. Die Polizei geht davon aus, dass der Jugendliche aktiv an der Planung eines solchen Angriffs beteiligt war. Als potenzielles Anschlagsziel wurde ein Sportgelände in der Region identifiziert. Dort sollte ein Mord begangen werden, um die Loyalität zur Gruppe unter Beweis zu stellen.

Bombenbauer in Bozen

Die Ermittlungen ergaben zudem, dass der Jugendliche bereits mit der Herstellung von Sprengsätzen experimentierte. Ein Video, das auf seinem Smartphone gefunden wurde, zeigt ihn beim Testen eines selbst gebauten Sprengsatzes. Zudem soll er intensiv im Internet nach Informationen über Sprengstoffe gesucht und sich entsprechende Materialien beschafft haben.

Kurz vor der Festnahme konnte der 15-Jährige noch eine letzte Nachricht in einem Telegram-Chat absetzen: „I have the fed on the door“ – zu Deutsch: „Ich habe die Polizei an der Tür.“ Die Ermittler gehen davon aus, dass er bis zuletzt in engem Kontakt mit anderen Mitgliedern der Gruppe stand.

Verbindungen zu internationalen Netzwerken

In den vergangenen Tagen hatte die Polizei in Großbritannien bereits ein führendes Mitglied derselben extremistischen Gruppierung festgenommen. Dieser soll laut den Ermittlungen versucht haben, ein Lager von Obdachlosen anzugreifen. Die Behörden prüfen nun, inwieweit der festgenommene Südtiroler mit dieser Aktion in Verbindung stand.

Auf dem Smartphone des Jugendlichen fanden die Ermittler neben Gewaltvideos und Darstellungen von Amokläufen auch kinderpornografisches Material. Zudem stießen sie auf radikale Inhalte extremistischer Gruppen, darunter Propagandavideos der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Auffällig war auch, dass der Jugendliche intensiv nach psychologischen Aspekten von Attentätern suchte.

Jugendlicher in Haft – Ermittlungen laufen weiter

Nach der Festnahme wurde der 15-Jährige in eine Jugendhaftanstalt in Treviso gebracht. Der zuständige Polizeichef von Bozen, Paolo Sartori, bezeichnete den Fall als „hochgradig beunruhigend“. In einem offiziellen Statement erklärte er: „Es handelt sich um eine extrem komplexe und besorgniserregende Situation – sowohl aufgrund des Alters des Verdächtigen als auch wegen der terroristischen Strukturen, in die er sich verstrickt hat. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass konkrete Anschlagspläne vorlagen.“

Die Polizei setzt ihre Ermittlungen fort, um das gesamte Netzwerk des Jugendlichen aufzudecken. Dabei soll insbesondere geklärt werden, mit wem er in Kontakt stand und ob weitere Anschläge geplant waren. Der Fall wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf die Gefahr, die von radikalen Online-Communities ausgeht.

Mair: „Extremistische Gefahren frühzeitig erkennen und unterbinden“

Auch Sicherheitslandesrätin Ulli Mair nimmt zu dem Vorfall Stellung: „Ich gratuliere der DIGOS und allen beteiligten polizeilichen Behörden zu diesem wichtigen Ermittlungserfolg. Durch das rasche und entschlossene Eingreifen der Sicherheitskräfte konnte eine ernste Bedrohung rechtzeitig abgewendet werden. Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie essenziell die enge Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden ist, um extremistische Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Der Fall unterstreicht die Notwendigkeit, die bestehenden Instrumente zur Früherkennung von Radikalisierungstendenzen bei Jugendlichen kontinuierlich zu verbessern und auszubauen. Nur durch eine verstärkte Präventionsarbeit können wir verhindern, dass sich derartige gefährliche Entwicklungen bei jungen Menschen überhaupt erst entfalten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dafür zu sorgen, dass gefährliche Ideologien und Radikalisierung in unserem Land keinen Platz finden.“

Bezirk: Bozen

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