Von: mk
Bozen – Ein geschmückter Weihnachtsbaum, Geschenke im Kreis der Lieben und frischgebackene Kekse erfreuen viele Herzen, doch für manche Menschen sind sie der pure Albtraum.
Wie wird etwa die Familie jener 39-jährigen Mutter von vier Kindern Weihnachten erleben, die bei der Massenpanik in der Diskothek “Lanterna Azzurra” bei Ancona ums Leben kam?
Weihnachten ist ein Fest, das mit wir mit unseren Lieben verbringen wollen – und macht uns deshalb so verwundbar. Viele Hinterbliebene fürchten sich regelrecht vor dem Weihnachtsfest: Während überall die Familie im Mittelpunkt steht, fühlen sie die große Lücke in ihren Herzen.
Das Fest der Liebe ist nach einem Trauerfall für viele Menschen eine ganz besondere Herausforderung. Wenn der Platz von Oma am Weihnachtstisch leer bleibt oder der Vater nicht wie gewohnt an Heiligabend die Gans anschneidet, kein Kinderlachen durch das festlich geschmückte Wohnzimmer schallt, dann wird einem umso mehr bewusst, wie groß und unwiederbringlich der Verlust eines geliebten Menschen ist.
Einfach Abtauchen ist in der Regel keine Lösung. Wer zum Beispiel mit einer Reise versucht, dem Schmerz zu entfliehen, den holen Trauer und Einsamkeit mit Sicherheit auch unter Palmen am Strand ein. Es ist auf jeden Fall besser, diese besondere Situation in vertrautem Umfeld zu erleben. Trauernde sollten Weihnachten ganz bewusst planen und den Heiligen Abend mit Freunden und Verwandten verbringen, die damit umgehen können, wenn Tränen fließen.
Gelegentlich kommt es natürlich vor, dass die Familie aus lauter guter Absicht übers Ziel hinausschießt und die Trauernden mit zahlreichen Aktivitäten ablenken will.
Der erste Schritt wäre, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen: Manche wünschen sich, unter Menschen zu sein, andere möchten sich lieber zurückziehen. Was auch immer man bevorzugt, ist in Ordnung und es gibt keinen Grund, sich dafür zu rechtfertigen. Auch die Telefonseelsorge der Caritas ist für Menschen in Krisen und belastenden Lebenssituationen da und kann gerade an Feiertagen eine wertvolle Stütze sein.
Die Lücke, die ein verstorbener Mensch hinterlässt, darf auch da sein, sie hat ihren Platz, sie zeigt, dass man Nähe kennt, sie macht uns menschlich. Irgendwann hat man dann vielleicht die Kraft zu sagen: Zum Glück gibt es Weihnachten – trotz der Trauer.