Von: mk
Bozen – Der Verein GEA veranstaltet als Leiter der Kontaktstelle gegen Gewalt heute von 10.45 Uhr bis 13.00 Uhr am Gerichtsplatz in Bozen eine Kundgebung gegen Gewalt an Frauen. „Als Frauen, ohne Flaggen ohne politische Hintergründe um einer Frau, M.C., unsere volle Solidarität und Unterstützung zu zeigen“, heißt es in einer Medienmitteilung.
Am 1. März 2019 wurde M.C. auf offener Straße vor ihrer Tochter am Hals, im Gesicht, im Bauch mit Messerstichen verletzt. Inmitten der Stadt, auf offener Straße, in Anwesenheit ihrer Tochter. M.C. hatte ihren Ehemann bereits angezeigt, sie hatte auch seit einem Monat einen Platz in einer geschützten Wohnung an einer geheimen Adresse gefunden.
Das Leben von M.C. hing lange Zeit zwischen Leben und Tod. Und doch hat sie es geschafft, für sich selbst und für ihre drei Töchter. M.C. wurde aus dem Krankenhaus entlassen und war bis zum Sommer 2019 in einer Rehabilitationsstruktur aufgenommen. Nur ab dem Zeitpunkt der Entlassung konnte sie wieder mit ihren Töchtern wiedervereint werden. Seitdem leben die Frau und ihre Töchter in einer geschützten Unterkunft an einer geheimen Adresse.
Der Ehemann, der seit dem 17. September 2019 wegen versuchten Todschlages angeklagt ist, wurde sechs Monate nach der Tat aus dem Gefängnis entlassen. Der Prozess wurde vertagt und fand bis heute nicht statt. „Der Angeklagte ist frei und die vorbeugenden Maßnahmen haben die zeitliche Höchstdauer überschritten. Es gibt keinen Schutz für M.C. welche weiterhin mit ihren Töchtern an einem geheimen Ort leben muss“, erklärt die Vereinigung.
Es liege auf der Hand, dass die Justiz es als nicht dringlich ersehe, in diesem Fall vorzugehen und weitere Maßnahmen zu treffen, um die Frau, welche auf brutale Weise angegriffen wurde, zu beschützen und ihr ein Leben in Würde zu ermöglichen. Die Banalisierung der Gewalt solcher Verhaltensweisen sei greifbar – und das, obwohl in Südtirol die Anzahl der Frauenmorde dramatisch angestiegen sei, heißt es weiter.
„Für uns ist es inakzeptabel, dass eine Frau, welche eine solch brutale Aggression erlitten hat immer noch mit ihren Töchtern in einer geschützten Wohneinrichtung leben muss, während der Angeklagte in Freiheit lebt, ohne dass jemals eine Risikoeinschätzung veranlasst wurde. Am Tatort, am Ort wo M.C. erstochen und fast umgebracht wurde, wurde eine rote Bank angebracht. Aber diese rote Bank hilft M.C. nicht in ihrer jetzigen Situation weiter. Vielleicht weiß sie nicht einmal von der Existenz dieser Bank. Sie lebt in Angst. Sie möchte Schutz und Respekt“, erklären die Vertreterinnen von GEA. Sie könne nicht verstehen, warum sie und ihre Töchter in einer Schutzeinrichtung leben müssen und ihr Angreifer sich auf freiem Fuß befindet.
„Wenn der Staat diese Frau nicht schützt, dann tun wir es. Wir werden ihr den Schutz gewähren, welcher der Staat ihr nicht bietet. Wir werden auf den Schutz für sie bestehen und auf die Aufmerksamkeit für alle Frauen, nicht nur am 25. November, nicht nur am 8. März, sondern an jedem Tag im Jahr“, betont die Vereinigung abschließend.