Von: ka
Bozen/Wien – Gebannt schauen die einheimischen Grünen nach Wien, wo derzeit der Auftakt zu Koalitionsverhandlungen zwischen ihrer österreichischen Schwesterpartei und der ÖVP stattfindet.
Dabei spielt bei den Unsrigen wohl auch ein bisschen Neid mit. Während die „vaterländischen“ Grünen gleich wie die Kurz’schen Türkisen seit der Nationalratswahl im Erfolgsrausch sind und sich nun die Macht untereinander aufteilen dürfen, bleibt den hiesigen Grünen der Zugang zur zentralen Machtausübung versagt.
Bitter ist, dass die einheimischen Grünen sich dabei selbst an die Nase fassen müssen. Trotz der gehaltenen Mandate ist die letzte Wahl nicht berauschend gewesen. Während in Deutschland und in Österreich die Grünen auf der Greta-Welle surfen, fehlt den seit Jahren auf der Stelle tretenden Südtiroler Grünen trotz ihrer glorreichen Vergangenheit der passende Elan. Von der Krise der Sammelpartei können viel eher die liberaleren Damen und Herren vom Team K als die blassen Grünen profitieren.
Über Wochen hinweg haben die verschmähten Grünen der SVP, die sich für die Lega entschieden hat, vorgerechnet, dass sich auch mit ihnen im Tandem mit dem PD eine Koalition ausgegangen wäre. Dabei haben sie aber vergessen, dass eben die Lega, und nicht die Grünen, die Wahl gewonnen haben. Im Prinzip hat die SVP damals nur das gleiche Prinzip angewandt, das heute in Wien – die ÖVP und die Grünen sind die klaren Wahlsieger – zum Zuge kommt. Vielmehr liegt es an den einheimischen Grünen selbst, besser zu werden. Mit der Entscheidung, sich von den politisch fast ausgestorbenen italienischen Grünen abzunabeln, ist bereits ein erster wichtiger Schritt getan. Südtirol braucht selbstständige Parteien, weil nur sie glaubwürdig die Autonomie vertreten und ausbauen können.
Schaffen es auch die Bozner Grünen, neben den seit der Langer-Ära bekannten Themen auch den Umwelt- und Klimaschutz in den Vordergrund zu rücken, könnte ihnen wie in Österreich und Deutschland ein Erfolg beschieden sein, dass kein Wahlsieger mehr an ihnen vorbeikäme. Aber um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie erst einmal selbst gehörig in die Pedale treten. Zu viel verlangt?