Von: luk
Bozen – Im Trentino beherrscht nach dem Tod von Andrea Papi (26) durch Bärin JJ4 der Umgang mit den Großraubtieren und dem Projekt Life Ursus die öffentliche Debatte. Bekanntermaßen könnte der Mensch selbst durch sein Fehlverhalten zur Entwicklung von Problembären beigetragen haben.
Auch auf Südtirol schwappt die Bärenthematik über. Erst kürzlich wurde nämlich im Ultental ein Bär in der Nacht auf der Straße in der Örtlichkeit “Gegend” von einem Autofahrer gefilmt. Auch auf der Villanderer Alm gab es Hinweise auf einen Bären. Es scheint so, als würde Angst und Panik überhandnehmen. Das sei aber nicht angebracht, erklärt Günther Unterthiner, Direktor der Abteilung Forstwirtschaft in Südtirol.
Zur Lage im Trentino will er sich nicht äußern, da er dafür nicht zuständig ist. Die Situation in Südtirol sei aber unter Kontrolle und wie in den Vorjahren im Normalbereich. Laut Unterthiner halten sich derzeit drei junge Bärenmännchen aus dem Trentino in Südtirol auf. “Sie folgen ihrem Paarungstrieb und durchstreifen daher neues Territorium.” Sie zeigten aber kein auffälliges Verhalten und könnten nicht als Problembären bezeichnet werden, erklärt Unterhiner. Es sei zudem der Normalfall, dass um diese Jahreszeit Bären in Südtirol zu Besuch sind. “Sie kehren früher oder später wieder in ihr angestammtes Territorium zurück.” Es sei zwar mehr als verständlich, dass die Bevölkerung verängstigt ist, aber Panik sei fehl am Platz, so der Direktor der Abteilung Forstwirtschaft in Südtirol.
Laut Unterthiner würden die drei Bären monitoriert, zwar nicht mit einem Sendehalsband, doch mit Wildtierkameras sowie den Spuren, die sie hinterlassen – etwa Losungen oder Trittspuren in Matsch und Schnee. Ihr Verhalten entspreche dem eines normalen Bären, der Scheu vor den Menschen hat.
Was den konkreten Fall im Trentino mit Bärin JJ4 anbelangt, fordert er ein Umdenken. Bei JJ4 und ihren Verwandten könne man von einer ganzen “Problemfamilie” sprechen. Die Tiere hätten nämlich das normale Bärenverhalten abgelegt und zeigten wenig Scheu vor Menschen. Wenn es so weit kommt, müsse man unmittelbar tätig werden können.
Der Direktor der Abteilung Forstwirtschaft in Südtirol verweist auf ein Treffen der Verwalter aller Südtiroler Gemeinden orographisch rechts der Etsch am nächsten Mittwoch zum Bärenmanagement in Südtirol. Experten werden dabei Fragen der Verantwortungsträger und Verantwortungsträgerinnen der Gemeinden, Interessensvertretenden der Tourismusbranche, der Landwirtschaft und der Jagd behandeln; es wird wildbiologische und politische Stellungnahmen geben.