Von: mk
Völs – Die Kratzspuren sind eindeutig: In der Nacht auf Dienstag hat sich in Völs ein Bär an einem Pkw zu schaffen gemacht. Die Karosserie ist völlig beschädigt. Der Vorfall hat sich in Völser Ried beim Oberberglerhof ereignet.
Teilweise ist die Tatze des Bären deutlich zu erkennen. Auch die Reifen wurden beschädigt, Metallteile sind verbogen worden.
Neben Schlammspuren befanden sich auch Bärenfellhaare an der Frontstoßstange des Wagens.
Das Amt für Jagd und Fischerei hat den Vorfall gegenüber Südtirol News bestätigt. „Derzeit sind drei Bären in Südtirol unterwegs, einer jeweils in Ulten, Barbian und Eppan. Es ist gut möglich, dass der Bär in Barbian einen Abstecher nach Völs gemacht hat“, erklärt der stellvertretende Amtsdirektor Florian Blaas. Vergangene Woche war mitgeteilt worden, dass diese Bären keine Problemtiere seien und daher kein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung darstellten.
Proben wurden bereits entnommen, die Auswertung steht allerdings aus. Erst dann herrscht Gewissheit, um welches Exemplar es sich handelt.
Warum ein Bär ausgerechnet auf einen Pkw losgeht, ist unklar. Im Amt für Jagd und Fischerei vermutet man, dass das Tier vom süßlichen Geruch der Kühlerflüssigkeit im Auto angelockt wurde. Bekanntlich haben Bären eine Schwäche für Süßes, vor allem für Honig.
Der Völser Bürgermeister Othmar Stampfer verweist unterdessen auf die Sorgen, die solche Vorfälle in der Bevölkerung auslösen. „Laut den Behörden kann derzeit nichts unternommen werden, weil das Tier noch nicht als auffällig eingestuft wurde“, erklärt er gegenüber Südtirol News.
Dabei soll der Bär in Barbian Bienenstöcke geplündert und zerstört haben.
Stampfer plädiert dafür, die Gesetzeslage in Sachen Bär und Wolf dringend zu abzuändern – auch auf europäischer Ebene. „Wenn in Schweden nur 300 Wölfe zugelassen sind, was soll man dann in Italien tun?“, fragt Stampfer.
Man müsse auf die Rahmenbedingungen schauen. „Ein bewohntes Gebiet ist für die Anwesenheit solcher Tiere nicht geeignet“, so Stampfer. Bewohner im ländlichen Raum müssten sich den Vorstellungen von Stadtbewohnern beugen. „Doch wir müssen uns hier bewegen.“
Seiner Ansicht nach bedarf es einer Korrektur der Gesetze, anstatt die Schuld hin- und herzuschieben. Stampfer sieht ob des Vorfalls deshalb die Politik gefordert: „Jetzt muss endlich etwas passieren. Es müssen die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um das Problem in den Griff zu bekommen. Unser Land ist kein geeigneter Lebensraum für Bären. Wer macht denn die Gesetze? Das ist doch die Politik, nicht die Umweltverbände.“
Freiheitliche: „Frage des politischen Willens“
Auch die oppositionellen Südtiroler Freiheitlichen nahmen den Vorfall zum Anlass, ein „klares Gesetz zur Entnahme“ von Bären und Wölfen zu fordern. „Die Politik hat die Rahmenbedingungen für die ungehinderte Ausbreitung von Wölfen und Bären geschaffen und die Politik kann genauso gut das Problem einer Lösung zuführen“, hält die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair in einer Reaktion auf den jüngsten Bärenvorfall in Völs fest.
„Das Problem mit dem Großraubwild nimmt nicht nur zusehends gefährliche Züge an, sondern wird auch zur finanziellen Belastung für das Land und letztlich die Steuerzahler. Das Land, welches sich Schadensersatzforderungen stellen muss, und die Ämter, welche den Vorfällen nachgehen und Analysen durchführen müssen, werden künftig noch mehr Mittel in die Hand nehmen müssen, wenn die Entwicklung so weiter geht. Während es im sozialen Bereich an allen Ecken und Kanten an Geldmitteln fehlt, scheint es für die Schäden, die Wolf und Bär anrichten, volle Kassen zu geben. Diese Absurdität muss endlich aufhören durch ein klares Gesetz zur Entnahme dieser Tiere und zur Populationsregulierung“, betont die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair in einer Aussendung.
Die Landtagsabgeordnete verweist auch auf die Online-Petition „Wolf und Bär gehören nicht hierher!“, die von den Freiheitlichen kürzlich initiiert wurde: „Mit der Unterschriftensammlung wollen wir den Südtirolern eine Stimme geben und Druck auf die politischen Entscheidungsträger ausüben, denn es braucht endlich eine vernünftige Lösung des Großraubwildproblems in unserem dicht besiedelten Land.“