Von: mk
Schnals – Tourenskifahrer haben am Sonntag in Richtung Weißkugel in den Ötztaler Alpen im Schnalstal eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Im Schnee waren deutliche Bärenspuren erkennbar.
Da Braunbären wanderfreudig sind und sich nicht an Landesgrenzen halten, kommen Exemplare aus dem Trentino immer wieder nach Südtirol. Junge Bärenmännchen folgen ihrem Paarungstrieb und durchstreifen neues Territorium. Im April 2023 wurden drei Bären monitoriert, die in Südtirol unterwegs waren – unter anderem im Ultental und auf der Villanderer Alm.
Die Spuren im Schnee, die in Schnals entdeckt wurden, könnten darauf hindeuten, dass der Bär möglicherweise in Richtung Österreich unterwegs ist. Früher oder später kehren junge Männchen allerdings wieder in ihr angestammtes Territorium zurück.
Bekanntlich wurden im benachbarten Trentino im Rahmen des Projekts „Life Ursus“ im Jahr 1999 Braunbären aus Slowenien angesiedelt, um die Bärenpopulation in der Brentagruppe nicht aussterben zu lassen.
Bei den freigelassenen Tieren handelte es sich um drei Männchen und sieben Weibchen im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Innerhalb von 20 bis 40 Jahren sollte ein Bestand von 40 bis 60 Braunbären erreicht werden. Derzeit wird der Bestand allerdings auf rund 100 Exemplare geschätzt.
Doch nicht nur deshalb verläuft das Zusammenleben zwischen Mensch und Bär nicht immer reibungslos. Immer wieder verlieren sogenannte Problemtiere ihre natürliche Scheu vor Menschen und nähern sich bewohnten Siedlungen. Häufige Folgen sind zerstörte Bienenstöcke und gerissene Nutztiere – ein Ärgernis für die Bauern. Auch der Mensch selbst könnte durch sein Fehlverhalten zur Entwicklung von Problembären beigetragen haben.
Am 5. April 2023 ist der 26-jährige Andrea Papi beim Joggen im Wald oberhalb von Caldes im Val di Sole im Trentino von einer Bärin angefallen und getötet worden. Es handelte sich um den ersten dokumentarisch belegten Angriff eines Braunbären mit tödlichem Ausgang in Italien und den vierten überhaupt in den letzten 150 Jahren in Europa.
JJ4, die Bärin, die Andrea Papi tötete, war bereits vorher auffällig geworden, genau wie Jahre zuvor ihre Mutter. Ihr Bruder ist „Problembär Bruno“, der schon 2006 den bayerischen Alpenraum in Aufruhr versetzt hat.
In Italien hat sich seit dem tragischen Vorfall die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch deutlich zugespitzt. Die Landesverwaltung im Trentino will generell die Verbreitung der Spezies in dem Gebiet massiv verringern. Wie Landeshauptmann Maurizio Fugatti damals erklärte, müsse die Bevölkerungszahl der Bären um 70 Exemplare reduziert werden.
Die Bären, die im vergangenen April in Südtirol überwacht wurden, haben kein problematisches Verhalten an den Tag gelegt.