Donaupegel in Deutschland weiter hoch

Bange Hochwasser-Stunden entlang der Donau in Bayern

Mittwoch, 05. Juni 2024 | 17:28 Uhr

Von: APA/dpa

Die Hochwasserlage in Bayern bleibt trotz erster Entspannungssignale aus einigen Regionen angespannt. Vor allem im Osten des deutschen Bundeslandes entlang der Donau waren die Pegelstände am Mittwoch weiter auf hohem Niveau, auch wenn es erste leichte Rückgänge gab. Das Nachbarbundesland Baden-Württemberg geht hingegen langsam in den Normalzustand über – hier laufen seit Dienstag Aufräumarbeiten. Indes wurde die sechste Tote der Überschwemmungen in Süddeutschland geborgen.

Eine 79 Jahre alte Frau wurde am Mittwoch leblos im Mindelkanal in Bayern entdeckt. Sie war am Sonntag zwischen Augsburg und Ulm als vermisst gemeldet worden. Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland damit mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium mehrere Menschen vermisst, darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann.

In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Eine neue Unwetterfront sehen die Meteorologen zwar nicht auf Deutschland zukommen, aber es gibt auch keine richtige Entwarnung beim Hochwasser: Im Süden kann es weiter Starkregen geben, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) vorhersagte. Der große Regen sei aber vorbei, sagte ein Meteorologe.

Der Klimawandel macht Extremwetterereignisse wahrscheinlicher. Klimaschützer bescheinigen der Bundesregierung angesichts der Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland mangelnden Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Kanzler Olaf Scholz (SPD) habe nun zum vierten Mal in diesem Jahr ein Hochwassergebiet besucht, sagte Luisa Neubauer von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Berlin. “Diese Besuche sind nichts anderes als Symbolpolitik mit bitterem Nachgeschmack, solange Olaf Scholz seine Randbemerkungen zur Klimakrise auf dem Nachhauseweg schon wieder vergisst (…).” Scholz hatte die aktuell betroffene Region am Montag besucht.

In Regensburg in Bayern begannen die Einsatzkräfte am Mittwoch, kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen zu lassen. “Wir haben einen völlig durchnässten Boden”, sagte der Leiter des Regensburger Tiefbauamts, Michael Köstlinger. Aus Sorge, der Boden und damit die Schutzelemente in der Werftstraße könnten plötzlich versagen, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände durch den Wasserdruck auf beiden Seiten. Am Dienstagabend hatten Bewohner in Regensburg etwa 30 Häuser räumen müssen, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwassers immer weicher wurde.

Weiter flussabwärts im niederbayerischen Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück – allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. Dort werde das Hochwasser im Laufe des Mittwochs noch einmal deutlich langsamer zurückgehen als am Dienstagabend, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern mit. Am Hafen in Deggendorf wurden am Mittwoch vorsorglich Barrieren aus Sandsäcken aufgebaut, um größere Flutschäden zu vermeiden. Für die Bevölkerung bestehe aber keine Gefahr, teilte das Landratsamt mit.

Auch wenn sich der ungewöhnlich lange Scheitel der Hochwasserwelle langsam weiter flussabwärts verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier – der höchsten Hochwassermeldestufe.

In Baden-Württemberg war die Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren eines der Hochwasser-Epizentren des Landes gewesen. Eine Schule wurde geflutet. “Der Krisenstab hat heute seine Arbeit eingestellt”, sagte eine Gemeindesprecherin am Mittwoch. Seit eineinhalb Tagen liefen die Aufräumarbeiten.

Wegen Überschwemmungen und Unterspülungen blieben in vielen Gebieten Bayerns am Mittwoch Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlicher Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. In Deggendorf war am Montagabend eine Frau in einer voll gelaufenen Fußgängerunterführung gar im Badeanzug schwimmen gegangen.