Von: luk
Meran – Nach den massiven Baumschäden durch Windwurf vom 11. Juni wurde heute im Rathaus ein erstes Fazit nach den Aufräumarbeiten gezogen. Die neuen Maßnahmen sollen über die Baumkontrollen hinausgehen und den Fokus auf Sensibilisierung und Kommunikation legen.
Nach den überaus starken Windböen am Nachmittag des 11. Juni wurden an insgesamt 15 Bäume größere Schäden festgestellt, ganze neun Bäume wurden entwurzelt oder gänzlich zerstört, von anderen stürzten große Äste zu Boden. Betroffen war hauptsächlich die Schneise entlang der Passer von der Gilf-Promenade bis zur Postbrücke.
Der Windwurf ging in den meisten Fällen glimpflich aus, beim Stammbruch der Aleppokiefer nahe der Postbrücke wurden jedoch zwei Menschen verletzt. Mittlerweile wurden die dringendsten Aufräumarbeiten abgeschlossen. Die Gilfpromenade kann in Kürze wieder zur Gänze geöffnet werden. Für die Aufräumarbeiten hat der Gemeindeausschuss gestern 50.000 Euro aus dem Reservefonds zur Verfügung gestellt.
Klimawandel als Herausforderung
„Es ist schon seit einiger Zeit klar, dass sich die Gemeinde und die Stadtgärtnerei durch den Klimawandel auf extreme Wetterereignisse einstellen werden müssen. Die Ereignisse vom 11. Juni haben uns das ein weiteres Mal vor Augen geführt“, sagte Bürgermeister Paul Rösch.
In den letzten Jahren hat die Stadtgärtnerei große Anstrengungen unternommen, das Baummanagement und die notwendige Kontrolltätigkeit sukzessiv auszubauen. Es wurde ein öffentlich einsehbares digitales Baumkataster erstellt, in dem derzeit rund 8.500 Bäume auf dem Meraner Gemeindegebiet erfasst sind. Schätzungsweise 1.000-1.500 Bäume müssen in den kommenden Jahren noch Schritt für Schritt hinzugefügt werden. Fast alle diese Bäume stehen abseits der Straßen und öffentlichen Grünanlagen, bei vielen handelt es sich um spontan gewachsene Bäume.
Meran als Vorreiter beim Baummanagement
„Als Gemeinde sind wir gerade mit unserem großen und vielfältigen Baumbestand absolute Vorreiter in Sachen Baumschutz und -kontrollen. Die Stadtgärtnerei mit Direktorin Anni Schwarz und unserer Baumexpertin Lidia Martellato leistet hervorragende Arbeit. Angesichts der zunehmend extremen Wetterphänomene müssen wir nicht nur die Kontrollen weiter ausbauen, sondern Maßnahmen setzen, die darüber hinaus gehen“, betonte Stadträtin Gabi Strohmer.
„Die Bäume sind ein wichtiges Gut für diese Stadt und tragen unglaublich viel zur Lebensqualität bei. In Zeiten des Klimawandels wollen wir den Baumbestand nicht nur bewahren, sondern sogar ausbauen. Investitionen in die Pflege sind dafür ebenso notwendig wie umfangreiche Kontrollen, damit die Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger gewährleistet ist“, so Strohmer.
Dennoch bleibt immer ein Restrisiko. „Bei extremen Wetterereignissen sind Schäden vorprogrammiert, auch die beste Kontrolle und Instandhaltung sind keine Garantie. Hier geht es auch um die Minimierung der Schäden“, sagte Schwarz. Daher hat die Stadtregierung nun beschlossen, aktiv zu werden.
Die Gemeinde will nun eine Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus den Bereichen Meteorologie und Zivilschutz sowie mit Baumexperten einrichten und das Thema Bäume und die von ihnen ausgehenden Gefahren auch in den Zivilschutzplan aufnehmen.
„Wir müssen die Kommunikation verbessern und die Bevölkerung ebenso wie die Gäste dafür sensibilisieren, dass von den Bäumen auch eine Gefahr ausgehen kann – nicht nur bei starkem Wind oder Gewittern, sondern auch bei Schneefall. Das ist die beste Vorsorge für den Ernstfall“, sagte Rösch.
Betroffenes Beet wird neu gestaltet
Für das Beet nahe der Postbrücke kündigt sich jedenfalls ein Generationenwechsel an. Ohne die gestürzte Aleppokiefer sind auch die umliegenden Bäume nicht mehr sicher. „Die beiden noch stehenden Schwarzkiefern nahe dem Café Darling sind zwar gesund, jedoch extrem einseitig, denn sie sind gemeinsam mit der Aleppokiefer gewachsen. Wir müssten sie ziemlich zurückschneiden, um die Kronen stabil zu halten, was Nadelgehölze sehr schlecht vertragen“, so Schwarz.
Die Stadtregierung hat daher gestern beschlossen, die genannten Bäume durch Neupflanzungen zu ersetzen und das gesamte Beet im Zuge dessen umzugestalten. „In diesem Zusammenhang ergibt sich eine gute Chance, die künstlerisch wertvolle Pferdefigur von Aligi Sassu neu zu positionieren und aufzuwerten“ sagte Strohmer.
Entfernt werden muss auch die Bleistift-Zeder zwischen dem Café Darling und dem Café Lissi. „Die jüngste planmäßige Kontrolle hat gezeigt, dass sich der Zustand des Baums in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert hat. Durch den Wegfall der benachbarten Baumgruppe wäre er einer Windlast ausgesetzt, die er in dieser isolierten Position nicht halten kann“, erklärte Schwarz.