Von: luk
Bozen – Seit nunmehr knapp einem Monat ist das Bozner Ehepaar Peter Neumair und Laura Perselli unauffindbar. Ging man zunächst davon aus, dass den Eheleuten bei einem abendlichen Spaziergang etwas zugestoßen ist, rückte bald der 30-Jährige Sohn ins Fadenkreuz der Ermittler. Seit fünf Tagen ist Benno Neumair in Untersuchungshaft. Begründet wurde dies unter anderem mit Verdunkelungsgefahr.
Blutspuren mit Luminol gesucht
Tatsächlich scheint auch der jüngste Lokalaugenschein der Ermittler und der Carabinieri-Spurensicherung RIS in diesem Kontext zu stehen. Wie berichtet, war am Dienstagnachmittag ein Großaufgebot an Einsatzkräften erneut am Wohnort des Ehepaars in der Bozner Runkelsteinstraße zugegen. Wohnung und vor allem der Innenhof des Gebäudes wurden bis spätabends von den Experten aus Parma unter die Lupe genommen. Von der Straße aus konnte eine Schar von Journalisten beobachten, wie die Spurensicherung mit Luminol und Schwarzlicht die Fensterläden nach Blutspuren absuchte. Zugegen waren auch die Staatsanwaltschaft, Verwandte des Ehepaars und Angelo Polo, einer der Anwälte von Benno Neumair. Er spricht von nicht wiederholbaren Untersuchungen.
Hinweis einer Nachbarin
Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, soll der neuerliche Lokalaugenschein auf einen Hinweis einer Nachbarin zurückzuführen sein. Sie will den 30-Jährigen nach der Versiegelung der beiden Wohnungen in der Runkelsteinstraße durch die Behörden im Garten des Anwesens gesehen haben. In einer Wohnung lebte Benno mit seinen Eltern, die zweite Wohnung stand kurz vor der Anmietung. Hier soll der 30-Jährige – so die Annahme der Ermittler – seine Eltern ermordet, die Leichen in den Volvo aufgeladen und bei Pfatten in die Etsch geworfen haben.
Schweigen bei den Ermittlern
Über die genauen Hintergründe der erneuten Durchsuchung am Wohnort des vermissten Ehepaars hüllen sich sowohl die Ermittler, die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung von Benno Neumair in Schweigen. Gesichert ist bislang nur, dass die Suche nach den beiden Rentnern weiterhin erfolglos blieb. Parallel zu der Untersuchung am Wohnort gab es am Dienstag erneut eine Suchaktion in der Etsch – dieses Mal im Trentino. Auch die Staustufe in Ala wurde unter die Lupe genommen. Gefunden haben die Einsatzkräfte aber nichts.
Auf die Ergebnisse des Speziallabors in Parma, das Spuren aus der Wohnung und dem Auto untersucht, wird indes noch gewartet. Heute könnte die Richterin über die Anträge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung entscheiden, dass alle sichergestellten Gegenstände auf Fingerabdrücke und genetische Spuren untersucht werden. Benno Neumair sitzt unterdessen weiter im Gefängnis und wird des Mordes an seinen Eltern verdächtigt.
“Wollen nur die Wahrheit erfahren”
Unvorstellbar sind hingegen der Schmerz, das Leid und die Ungewissheit, die die Angehörigen – in erster Linie die Tochter des Ehepaars, Madé, durchmachen müssen. Wie die Tageszeitung Alto Adige weiter berichtet, erklärt die Schwester von Laura Perselli, dass diese Zeit gerade sehr schwer sei. “Wir möchten nur die Wahrheit erfahren.” Auch um Respekt bittet die Schwester der vermissten 68-Jährigen. Offenbar wurden die Trauerfeierlichkeiten für die erst kürzlich verstorbene Mutter von Laura Perselli von Journalisten belagert.
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