Von: luk
Bozen – Berge von Lebensmitteln sind am Rande der Landwirtschaftsmesse Agrialp Ende November in den Mülleimern vor den Pavillons der Messe Bozen gelandet.
Medienberichten zufolge handelte es sich dabei vor allem um belegte Brötchen und Süßspeisen. Die Menge war so gewaltig, dass sogar der Deckel des Mülleimers nicht mehr schloss.
Wie die Lebensmittel im Müll landen konnten, ist zurzeit unklar. Die Messe Bozen ist bemüht, dies herauszufinden. Möglich ist zum Beispiel auch, dass ein Subunternehmen die Brötchen weggeworfen hat.
Große Freude an den Lebensmitteln hätten wohl freiwillige Organisationen gehabt, die sich um Bedürftige kümmern.
Stocker: „Gute Lebensmittel sollten nicht im Müll landen“
„Das Foto, welches die vielen belegten Brote im Müllcontainer bei der vergangenen „Agrialp“ zeigt, ist natürlich tragisch und so etwas sollte einfach nicht mehr passieren. Hinter der Produktion von Lebensmittel steckt viel Arbeit aber auch die Verpflichtung, respektvoll damit umzugehen. Es gibt bei uns viele Menschen, die froh wären etwas zum Essen zu bekommen. Es gibt viele Mitbürger, die in die Armutsfalle geraten und jede Münze doppelt umdrehen müssen. Dem gegenüber sind Bilder einer gefüllten Mülltonne mit Broten eine regelrechte Erniedrigung für die Gesellschaft“, so der freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker in einer Aussendung.
„Im Landtag haben wir des Öfteren über die Eindämmung der Lebensmittelverschwendung gesprochen und es herrscht parteiübergreifend die Einsicht, dass Lebensmittel nicht einfach auf dem Müll landen dürfen. Wir Freiheitlichen hatten mit dem Antrag „Kochkurse an unseren Schulen“ hingewiesen, dass je früher der Mensch zu kochen lernt, desto früher lernt er auch ein Lebensmittel zu schätzen. Ich bin aber auch froh, dass es in unserem Land immer mehr Organisationen und Ehrenamtliche gibt, welche Lebensmittel sammeln und sie in Form von „Tafeln“ an Bedürftige weitergeben und dafür sei ihnen auch gedankt. Dies bedeutetet, dass es eine Sensibilität für das Thema sehr wohl gibt“, so Stocker weiter.
„Aber im jüngsten Fall bei der Messe Bozen sieht man auch, dass wir die Sensibilisierung verstärken müssen und es noch keine Selbstverständlichkeit ist, Lebensmittel weiterzugeben oder zu verhindern, dass sie in den Müll geworfen werden. Deshalb sollten wir aus diesem tragischen Fall die Konsequenz ziehen, die Sensibilisierung auf Landesebene zu erhöhen und dieses Thema verstärkt auch in den politischen Vordergrund stellen. Dabei sind sowohl die Landesverwaltung, die Verbände und Schulen gefordert. Auch die Gemeinden mit ihren Gemeindeblättern in unserem Land können einen wertvollen Beitrag durch ständiges Hinweisen leisten“, so Stocker abschließend.
Messe Bozen reagiert
Messe Bozen arbeitet in Zukunft mit den Cacciatori di Bricciole, einem Projekt des Vereins Volontarius, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat der Lebensmittelverschwendung mit konkreten Maßnahmen entgegenzuwirken, zusammen. Dies, um die unerfreuliche Situation im Rahmen der letzten Ausgabe von Agrialp, bei der erhebliche Mengen an Lebensmitteln entsorgt werden, nicht zu wiederholen.
„Wir möchten ab sofort jene Lebensmittel, die bei Messeveranstaltungen übrigbleiben und noch in einem einwandfreien Zustand sind, einem guten Zweck zuführen“, erläutert Armin Hilpold, Präsident der Messe Bozen. „Mit diesem Schritt nehmen wir auch die Pächter unserer Gastronomiebetriebe in die Verantwortung und garantieren Besuchern, Ausstellern und Zulieferern, dass mit jenen Lebensmitteln die trotz sorgfältiger Planung übrigbleiben, auch noch Gutes getan wird.“
Cacciatori di Bricciole wurde 2013 als Freiwilligenorganisation gegründet. Um der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken werden seitdem nicht verkaufte Lebensmittel bei Bäckereien, Bars, Restaurants und Lebensmittelgeschäften eingesammelt.
Christian Bacci, Koordinator von Cacciatori di Bricciole bekräftigt: „Durch einen eigentlich traurigen Umstand haben wir uns getroffen, um in Zukunft etwas Nützliches zu tun. Das ist Glück um Unglück.“ Mirco Benetello, einer der Promotoren des Projektes und Direktor von Confesercenti ergänzt: „Es war bis jetzt nie ein leichtes Unterfangen die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Vielleicht gelingt es uns so noch mehr Unternehmen dafür zu gewinnen, mit ihren Resten für Bedürftige Sinnstiftendes zu erreichen.”
Dank FoodNetBZ, einem neuen Netzwerk der größten Freiwilligenorganisationen im Land können übriggebliebene und intakte Lebensmittel nicht nur an Volontarius, sondern auch an Banco Alimentare, Caritas, San Vincenzo De Paoli, Vinzenz-Konferenz, Associazione caritativa Santo Stefano und La strada – Der Weg verteilt werden.