Von: luk
Bozen – Es ist eine komplexe Materie, nicht nur in technischer Hinsicht: In Südtirol wird Biomüll bekanntlich in Papiertüten gesammelt. Dies vor allem deshalb, weil in den fünf Vergärungsanlagen im Land andere Materialien den Prozess lahmlegen würden. Die größte dieser Anlagen steht in Lana. Dort wird der angelieferte Biomüll in Biogas umgewandelt. Damit wird Strom und Wärme produziert.
Doch nun droht Ungemach aus dem Süden: Die italienische Bioplastikindustrie hat beim Verwaltungsgericht Rekurs gegen diese Handhabung in Südtirol eingereicht, wie die Zeitung Alto Adige am Sonntag schreibt. Es wird verlangt, dass Biomüll von den Haushalten auch in Bioplastiktüten gesammelt werden kann. Das würden die gesamtstaatlichen Normen so vorsehen. Das derzeitige Verbot in Südtirol würde dem ganzen Sektor wirtschaftlich schaden und in ein schlechtes Licht rücken, so die Bioplastikindustrie.
Können sich die beiden klagenden Unternehmervereinigungen “Biorepack” und “Assobioplastiche” mit über 250 Unternehmen vor Justizia durchsetzen, müsste in Südtirol an die bestehenden Anlagen Hand angelegt werden – ein teures Unterfangen. Das würde dann wohl auch auf die Abfalltarife negativ durchschlagen. Es ist somit ein Thema, das jeden Südtiroler Haushalt betrifft.
Im 30-seitigen Rekursschreiben wird keine Schadenersatzforderung angeführt. Darüber wolle man während der Verhandlung debattieren. Vermutlich dürfte es um eine nicht unerhebliche Summe gehen. Ecocenter und Land lassen sich auf den Rekurs vor Gericht ein, denn sie sehen bei den nationalen Normen Nachholbedarf.
Giulio Angelucci, Direktor vom Amt für Abfallwirtschaft, betont, dass die Südtiroler Anlagen für die Aufbereitung von Bioabfällen zur Avantgarde in dem Bereich gehören. Doch Bioplastikbeutel würden den Prozess lahmlegen. Daher müsste man am Anfang des Prozesses der Vergärung eine Trennanlage einbauen. Das erhöhe die Kosten und mache zudem wenig Sinn. Denn in den Beuteln würde immer Biomüll zurückbleiben, der dem System dann fehle. Die Qualität des Biomülls werde geschmälert. Und weiter: “Die Anlage in Lana arbeitet nach dem Prinzip der Flüssigvergärung. Das ist sehr effizient, um Biogas herzustellen. Im Gegensatz dazu arbeiten die meisten italienischen Anlagen nach dem Prinzip der Trockenvergärung, wo die Qualität des Bioabfalls nicht so entscheidend ist”, führt Angelucci aus.
“Außerdem macht der Anteil von Bioplastik nur einen kleinen Teil der Gesamtmenge aus. Würde sämtliches Plastik durch Bioplastik ersetzt, dann wäre die Sachlage hingegen eine andere. Doch derzeit würde mehr Schaden als Nutzen entstehen.” Angelucci merkt weiter an, dass die italienische Bioplastikindustrie, die in Europa führend ist, in Rom großen Druck ausüben würde.