Das Weihnachtsfest im zweiten Jahr der Pandemie als Einladung

Bischof Muser: „Wir brauchen Vertrauen – jetzt und weit über Corona hinaus“

Samstag, 25. Dezember 2021 | 14:55 Uhr

Von: lup

Bozen – Am heutigen Weihnachtstag, dem Hochfest der Geburt des Herrn, hat Bischof Ivo Muser den Festgottesdienst im Bozner Dom gefeiert. In seiner Predigt ist der Bischof auf den Vertrauensverlust in Teilen der Gesellschaft eingegangen: „Angst und Misstrauen haben enorm zugenommen; dabei ist sehr viel Vertrauen zerstört worden. Wir brauchen dringend einen Ausweg, einen neuen Zusammenhalt – auch für die Nach-Corona-Zeit. Ohne Vertrauen gibt es keine Hoffnung und keine Zukunft.“

Weihnachten ist das Fest der Geburt Christi. Zu diesem Hochfest im Kirchenjahr hat Bischof Ivo Muser heute im Bozner Dom einem Festgottesdienst vorgestanden. In seiner Predigt ging der Bischof eingangs auf die Bedeutung des Festes Weihnachten ein: „Wir dürfen Weihnachten nicht verkürzen auf ein idyllisches Erinnerungsfest, auf ein paar fromme Gefühle und Stimmungen oder auf die Feier einiger Festtage. Seit Gott selbst Mensch geworden ist, ist er überall zu finden, wo es menschlich und alltäglich zugeht. Wenn Gott selbst in Jesus wirklich Fleisch geworden ist, dann gibt es keinen Ort und keine Situation mehr, die gottlos ist. Dann wird alles in unserem Leben zum Ort, zur Chance und zum Auftrag, ihm zu begegnen und Halt, Orientierung und Sinn zu finden in ihm.“

Foto: Diözese Bozen-Brixen

„Müssen Weihnachten nicht retten, Weihnachten rettet uns“

In den letzten Wochen – sagte der Bischof – habe er mehrmals den Satz gehört: “Wir müssen Weihnachten retten”. Diese Aussage rufe bei ihm einen Einwand hervor: „Nein, wir müssen Weihnachten nicht retten. Weihnachten rettet uns! Gerade dieses Weihnachten, im zweiten Jahr der Corona-Pandemie, kann deutlich machen, was uns ‚retten‘ kann. Sicherlich nicht die Mentalität, die auf ein ständiges Mehr in unserer Lebensweise, in unseren Konsumgewohnheiten, in unseren Ansprüchen abzielt.“

Bischof Muser verknüpfte dann das Weihnachtsgeheimnis mit der Pandemie und zog folgende Schlussfolgerung daraus: „Vielleicht ist das Coronavirus nur ein Schreckgespenst, von dem wir hoffen, dass es so schnell wie möglich vorbei und vergessen ist, damit alles wieder so wird, wie es war. Oder ist es angesichts des Weihnachtsgeheimnisses mehr: eine Einladung, innezuhalten, die Perspektive zu wechseln, nicht einfach weiterzumachen, als wäre nichts geschehen? Brauchen wir den Erlöser, den wir an Weihnachten feiern, noch, oder erwarten wir das Heil von unseren Streben nach immer mehr? Dieses Weihnachtsfest im zweiten Jahr der Pandemie kann uns helfen, unsere Überzeugungen und Gewohnheiten zu überdenken und zu erkennen, worauf wir verzichten können.“

Dieses zweite Weihnachtsfest in der Corona-Pandemie könne auch helfen die Gemeinschaft wiederzuentdecken bzw. all das, was uns verbinde und durch die Krise in Mitleidenschaft gezogen worden sei, sagte der Bischof. „Wir müssen versuchen zu verstehen, was die Menschen bewegt, insbesondere diejenigen, die Angst haben und misstrauisch sind. Angst und Misstrauen haben enorm zugenommen – gegenüber Institutionen und sogar innerhalb von Familien und Freundeskreisen. Dabei ist sehr viel Vertrauen zerstört worden. Wir brauchen dringend einen Ausweg, einen neuen Zusammenhalt – auch für die Nach-Corona-Zeit. Ohne Vertrauen gibt es keine Hoffnung und keine Zukunft“, ist der Bischof überzeugt.

„Vertrauen brauchen wir – jetzt und weit über Corona hinaus. Vertrauen und Hoffnung auf den Erlöser: das ist Weihnachten und ein starker Schutz gegen Misstrauen, Angst vor dem Leben und vor der Zukunft. Ein gesegnetes, hoffnungsvolles Weihnachtsfest. Das Licht, das von der Krippe ausgeht, schenke euch allen Vertrauen und Hoffnung“, schloss Bischof Muser seine Predigt.

Bezirk: Bozen