Von: mk
Bruneck – Das Leiden von Maxim Zanella hat nur wenige Minuten gedauert. Bekanntlich ist der 30-Jährige aus Bozen in seiner Wohnung in Bruneck am 27. Juli im vergangenen Jahr von Oskar Kozlowski mit einem einzigen Messerstich in den Hals getötet worden. Zanella starb nicht nur an der Blutung, Todesursache war auch Atemnot, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige.
Dies geht aus einem Gutachten von Dr. Dario Raniero vom Dienst für Rechtsmedizin an der Universität von Padua hervor. Der Täter hat mit dem Messer von oben herab zugestochen und auf diese Weise der Halsschlagader unwiderruflichen Schaden zugefügt. Auch die Membran, die die Lungen bedeckt, wurde verletzt.
Dem Gutachten zufolge soll Zanella noch versucht haben, die Blutung zu stoppen und die Wunde zu bedecken. In seiner Wohnung lagen mehrere blutverschmierte Papiertaschentücher auf dem Boden.
Der Abschussbericht der Autopsie hat einen weiteren Umstand bestätigt: Maxim Zanella war überhaupt nicht auf den Angriff seines Bekannten gefasst. Der Messerstich traf ihn völlig unerwartet. Kozlowski muss seinerseits sehr heftig zugestochen haben. Auf seinen Händen und Armen fanden sich keinerlei Spuren von Abwehrverletzungen.
Den Ermittlern zufolge schließt dieser Umstand die Hypothese aus, dass es zwischen den beiden zu einem Streit gekommen war, der dann aus dem Ruder lief. Stattdessen sei Zanella auf plötzliche und heimtückische Weise getötet worden. Rund 30 Sekunden lang hatte er Zeit, sich der Schwere der Verletzung bewusst zu werden und zu versuchen, die Blutung mit den Taschentüchern zu stoppen. Oskar Kozlowski hat unterdessen das Appartement in aller Eile verlassen.
Der 23-jährige Pole wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft erneut vor den Richter treten müssen und es wird ein psychiatrisches Gutachten erstellt. Der Termin wurde auf den 21. Oktober festgelegt. Als Gutachter wurden Dr. Josef Schwitzer aus Brixen und Dr. Fabio Bonadiman ernannt. Davon, wie die psychische Verfassung von Oskar Kozlowski zum Tatzeitpunkt eingestuft wird, hängt auch ab, ob er schuldfähig ist.
Der junge Mann befindet sich unterdessen immer noch im Bozner Gefängnis in Untersuchungshaft. Bislang hat er der Staatsanwaltschaft kein klares Motiv genannt. Vier seiner Freunde wurden außerdem ins Ermittlungsregister wegen Begünstigung eingetragen. In den vergangenen Tagen wurden von den Ordnungshütern auch die wichtigsten Handy-Nachrichten sichergestellt. In der Tatnacht war bekanntlich ein Smartphone in die Rienz geworfen worden.