Angriff auf Kenianerin

Bozen: Für den Taxifahrer wird es eng

Dienstag, 13. Dezember 2016 | 11:32 Uhr

Von: mk

Bozen – Jener Taxifahrer, der am 2. Dezember auf eine 33-jährige Kenianerin losgegangen ist, die seit zwölf Jahren in Bozen lebt, muss sich nicht nur wegen Raubüberfalls, sondern auch wegen erschwerter Bedrohung und Körperverletzung verantworten. Wie berichtet, ermittelt die Polizei gegen den Mann.

Die Beweislast gegen den Mann wiegt schwer: Die Frau hat mit ihrem Handy das Gespräch aufgezeichnet. Außerdem musste die Frau zweimal nach der Taxifahrt, die sich offenbar in einen regelrechten Albtraum verwandelte, ins Krankenhaus.

Bürgermeister Renzo Caramaschi hat nun einen detaillierten Brief von Quästor Lucio Carluccio erhalten. Wie Caramaschi auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz erklärte, ist er für eine Suspendierung der Lizenz. Entscheiden muss darüber die Gemeinde- Kommission für Taxilizenzen, der Mobilitätsstadträtin Maria Laura Lorenzini vorsitzt. Sie werde innerhalb 48 Stunden einberufen und treffe anhand der übermittelten Unterlagen des Quästors eine Entscheidung über eine etwaige Aussetzung der Ausübung der Tätigkeit des betroffenen Taxifahrers. Bürgermeister Renzo Caramaschi wollte sich über eine Entscheidung der Kommission noch nicht äußern. „Anhand der vorliegendene Unterlagen plädiere ich persönlich, dass der mutmaßliche Täter die Konsequenzen für sein Handeln tragen soll“, erklärte er wörtlich.

Kollegen gegenüber soll sich der Taxifahrer verteidigt haben. Er hat behauptet, dass die Frau ihn zuerst angegriffen und an den Haaren gezogen habe. Im Taxi sind allerdings keine Überwachungskameras installiert und aus der Handy-Aufnahme geht dies nicht hervor. Der Mann hat sich einen Rechtsbeistand zugelegt.

WAS BISHER BERICHTET WURDE (12.12.2016)

Ein Taxifahrer, der am 2. Dezember gegen 1.00 Uhr in der Früh eine Biologin aus Kenia vom Pfarrhofweg in die Palermo-Straße fahren sollte, ist völlig ausgerastet. Medienberichten zufolge hat er seinen Fahrgast beschimpft und geschlagen.

Die 33-Jährige lebt seit zwölf Jahren in Italien, sie ist mit einem Bozner verheiratet und Mutter einer zwölfjährigen Tochter. Die Stadt kennt sie gut. Offenbar wollte der Taxifahrer einen Umweg zum Zielort nehmen. Als die Frau ihn anhielt, die kürzere Route zu fahren, flippte der Mann völlig aus.

Er beschimpfte die Frau, hielt den Wagen an und verlangte, dass sie aussteigt und bezahlt. Die 33-Jährige schlug daraufhin vor, die Polizei zu holen, doch der Taxifahrer beruhigte sich noch immer nicht. Als sie schließlich bei der Palermo-Brücke ankamen, soll der Mann laut Aussagen der Frau den Wagen mitten auf der Straße geparkt haben. Die Frau schrie und wollte die Polizei rufen.

Anschließend zerrte der Taxifahrer die 33-Jährige aus dem Auto und schlug weiter auf sie ein. Die Frau stand unter Schock. Als sie mit dem Handy erneut die Polizei anrufen wollte, riss er es ihr aus der Hand und warf es über die Brücke. Auch 50 Euro soll er an sich genommen haben.

Glücklicherweise war die Frau so geistesgegenwärtig, das gesamte Gespräch mittels ihres Mobiltelefons aufzuzeichnen. Ob dies der Fahrer bemerkt hat und deshalb das Handy vernichten wollte, ist unklar.

Als sie endlich alleine war, bat sie einen Passanten um Hilfe. Dieser lieh ihr sein Handy, mit dem die Biologin ihren Mann und die Polizei kontaktierte.

Weil das Smartphone der Frau über eine Ortungsfunktion verfügt, konnte ihr Mann das Gerät in den kommenden Tagen in einigen Büschen aufspüren. Obwohl der Bildschirm zersprungen ist, war das aufgezeichnete Gespräch immer noch abrufbar. Die Frau, die nach dem Angriff in die Notaufnahme gebracht wurde, hat mehrere Prellungen und einen leichten Nasenbruch erlitten. Die Genesungsdauer wurde von den Ärzten auf 15 Tage geschätzt.

Zwei Tage später musste sie erneut ins Krankenhaus wegen starker Arm- und Kopfschmerzen – vermutlich ebenfalls eine Folge der Prellungen. Die 33-Jährige und ihr Mann sind überzeugt, dass es nur zu dem Angriff gekommen sei, weil sie eine dunkle Haut hat.

Die Polizei hat den Taxifahrer nun wegen Raubüberfalls angezeigt. Doch damit nicht genug: Bürgermeister Renzo Caramaschi will überprüfen, ob dem Taxifahrer die Lizenz entzogen werden kann.

Bezirk: Bozen