Von: mk
Bozen – Der PD-Landtagsabgeordnete Sandro Repetto hat eine Landtagsanfrage eingereicht, weil der italienische Bildungsdirektor Vincenzo Gullotta (im Bild) die außerordentliche Einberufung des Klassenrats einer Bozner Mittelschule veranlasst haben soll, um die Noten seines Sohnes mehrheitlich von einer Sechs bzw. einer Sieben auf eine Acht ausbessern zu lassen. Der Fall hat am Ende des Schuljahrs für ein beträchtliches Maß an Empörung gesorgt. Sogar der Corriere della Sera interessiert sich dafür.
Angefangen hat alles am vergangenen Freitag – dem letzten Tag des Fernunterrichts an Südtirols Mittelschulen und dem Tag der Zeugnisübergabe. Dem Bericht des Corriere zufolge war Gullotta darüber nicht erfreut, dass sein Sohn in zwei Fächern nur eine Sechs bzw. eine Sieben erhalten hatte, obwohl er im ersten Semester zweimal mit einer Acht benotet worden war.
Darauf soll Gullotta mit der Schulleitung telefoniert haben. Über den Wortlaut und den Tonfall des Gesprächs ist nichts bekannt. Allerdings soll kurz darauf auf Anfrage eines Lehrers der Klassenrat zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen worden sein, um einen „formalen Fehler in der Endbewertung“ auszubessern.
So kam es, dass das Anliegen vorgebracht wurde, die Note von einer Sechs auf eine Acht auszubessern – trotz eines Notendurchschnittes von 6,17 – mit der anschließenden Befürwortung des Klassenrates.
Der Kollege des zweiten Faches, dessen Bewertung ebenfalls beanstandet worden war, gab hingegen nicht sofort klein bei und verwies im Klassenrat auf die Noten im zweiten Semester und auf deren Durchschnitt. Er überließ es, dem Klassenrat eine Entscheidung zu treffen. Während er selbst dagegen stimmte, war auch in diesem Fall die Mehrheit des Klassenrates – mit zwei Enthaltungen – bereit, eine höhere Bewertung zu vergeben. Statt einer Sieben sollte der Schüler nun eine Acht erhalten.
Der Vorfall hat unter den Lehrern in mehrerer Hinsicht für Empörung gesorgt: Einerseits stößt vielen sauer auf, dass ein ranghoher Vertreter des Schulamts zum Protagonisten eines solchen Vorfalls wird. Andererseits ereignet sich so etwas ausgerechnet nach der Zeit des Fernunterrichts, in der Schulen und Lehrpersonen gezwungen waren, zu improvisieren, um irgendeine Art des Unterrichts weiterhin überhaupt zu ermöglichen. Bei Covid-19 handelt es sich immerhin um eine Pandemie, die den halben Globus lahmgelegt hat.
Wenig verständlich erscheint den Lehrern der Schritt auch deshalb, weil die Versetzung des Schülers niemals zur Diskussion stand. Vielmehr hätte sich ohne Korrektur der Notendurchschnitt lediglich etwas verschlechtert. Nun stehen Befürchtungen im Raum, dass der Vorfall eine Welle von Rekursen lostreten könnte.