Von: lup
Bozen – Am vergangenen Donnerstag- und Freitagabend loderte die Kleinkriminalität in Bozen wieder auf. Auseinandersetzungen zwischen Baby-Gangs, im Rahmen derer es zu Prügeleien mit Messern, Tritten und Schlägen kam, forderten den Einsatz der Ordnungshüter. Ein junger Mann musste sogar mit gebrochenem Kiefer ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Der erste Vorfall ereignete sich am Donnerstagabend in Oberau zwischen dem Schießstand-Platz und dem Mignone-Park, so berichtet die Tageszeitung Alto Adige. “Zwei mit Messern bewaffnete Baby-Gangs”, so ein Anwohner, “haben sich gegenseitig mit Steinen, Tritten und Schlägen beworfen und dabei die Passanten, darunter auch Mütter mit Kindern, völlig außer Acht gelassen. Sie drohten, jeden zu töten, der es wagte, etwas zu sagen. Carabinieri, Polizei und Verkehrspolizei trafen ein, versuchten aber nur, die Situation zu beruhigen. Die ganze Zeit über liefen diese angehenden Verbrecher an der Bar vorbei und bedrohten die Bardame mit dem Tod und jeden, der sie filmte.”
Der zweite Vorfall ereignete sich Freitagnacht auf dem IV. Novemberplatz. Dort soll den Beschreibungen von Zeugen zufolge eine Gruppe von 20 bis 25 Personen kurz nach Mitternacht fünf Jugendliche verprügelt haben. Dabei wurde einer der jungen Männer so stark verletzt, sodass er mit blutverschmiertem Gesicht und gebrochenem Kiefer in die Notaufnahme gebracht werden musste.
Trotz der Bemühungen der Polizei und der Stadtverwaltung, die mit einer am Freitagabend in Kraft getretenen Verordnung versucht, die Exzesse in den Brennpunkten der Stadt einzudämmen, ist die Kleinkriminalität in Bozen wieder gestiegen. Die ersten Anzeichen dafür gab es bereits am Abend der Fußball-Europameisterschaft, als die Feiern über den Sieg der italienischen Nationalmannschaft in Zusammenstöße mit der Polizei ausarteten. Die Gewalttäter waren teilweise sehr junge Menschen, Einheimische sowie Ausländer.
Vom Obstmarkt bis hin zu Freiheitsstraße, von Oberau bis Kaiserau fordern die Bürger zunehmend mehr Kontrollen und auch permanente Polizeipräsenz, um der ausufernden Gewalt einen Riegel vorzuschieben. “Leider ist die Dynamik komplexer”, wie Oberst Cristiano Carenza erklärt, der das Provinzkommando der Carabinieri in Bozen verlässt, um ab morgen den Posten des Stabschefs der Legion Trentino-Südtirol zu übernehmen.
“Wir könnten eine Armee von Carabinieri auf die Plätze stellen und diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, mit Bußgeldern überziehen, aber das nützt wenig, wenn es kein kollektives Bewusstsein gibt. Für uns als Polizei wird es immer schwieriger, sie dazu zu bringen, uns zu respektieren. Die Pandemie ist von zunehmender Unruhe geprägt. Diese Haltung hat auch respektable Menschen betroffen. Es kommt vor, dass eine unserer Streifen jemanden bei einer normalen Kontrolle anhält und es dann zu einem Problem wird, den Führerschein und die Zulassungspapiere zu bekommen”, meint Carenza abschließend.