Von: mk
Bozen – Matteo Valorzi ist erst sechs Jahre alt. Doch für seinen heldenhaften Mut hat er bereits jetzt das Abzeichen mit dem Wappen der Stadt Bozen für „wichtige Personen“ von Bürgermeister Renzo Caramaschi erhalten. Der Grund dafür: Der Bub hat seiner eigenen Mutter das Leben gerettet. Bei der Landeshauptversammlung der Alpini am Samstag stand er im Mittelpunkt.
Vizelandeshauptmann Christian Tommasini überreichte dem Jungen im Theater Rainerum ein Buch, der Präsident der Alpini-Vereinigung ANA händigte ihm hingegen neben zwei großen Kartons mit Spielen auch einen Mitgliedsausweis mit der Nummer 08529 aus. Auch das Publikum im Saal bestand aus lauter Alpini, die aufstanden und lauthals applaudierten.
Matteos Vater Michele, der Gruppenführer bei den Alpini ist, steht neben ihm – wie seine 14-jährige Schwester Valentina. Die Aufmerksamkeit scheint den Jungen zu verwirren.
Vermutlich war es für ihn ganz selbstverständlich, was er kurz vor Weihnachten gemacht hat. Damals waren er und seine Mutter Edna im Auto von Gummer in Richtung Bozen unterwegs. Die 39-Jährige, die am Steuer ihres Clio saß, kennt die kurvenreiche Strecke, doch die Fahrbahn war rutschig. Plötzlich drehte sich der Pkw um die eigene Achse und stürzte 120 Meter die Böschung hinunter.
Als Mutter und Sohn wieder zu sich kamen, verstand Matteo sofort, was passiert war. Abgesehen vom Schock war er unverletzt und schaffte es, aus dem kaputten Autofenster ins Freie zu klettern. Seine Mutter war hingegen schwer verletzt und im Wagen eingeklemmt.
Matteo bemerkte die vorbeifahrenden Autos oben auf der Straße. Doch den Hang hochzuklettern, war bei minus zehn Grad und der hereinbrechenden Dunkelheit ein Ding der Unmöglichkeit. Als er sich umsah, bemerkte er Lichter jenseits eines Waldstückes, die von einem nahegelegenen Bauernhof zu stammen schienen.
Der Junge fasste sich ein Herz und bahnte sich einen Weg zum Hof, wobei er auch einen gefrorenen Bach überqueren musste. Dort angelangt, erklärte er den Besitzern, was passiert war. Diese wählten sofort den Notruf. Den Rettungskräften gegenüber konnte der Bub den genauen Unfallort angeben und er führte sie dorthin. Bald tauchte auch der Vater, der benachrichtigt worden war, beim Unfallort auf.
Die Mutter konnte geborgen und in das Bozner Krankenhaus gebracht werden. Weil sie schwere Verletzungen an der Wirbelsäule davongetragen hat, kann sie seit dem Unfall ihre Beine nicht mehr bewegen. Doch sie ist noch am Leben. Das ist für die Familie das Wichtigste.
Derzeit befindet sie sich in einem Reha-Zentrum in Imola. Michele baut unterdessen die Wohnung seiner Familie behindertengerecht um, auch ein neuer Aufzug muss her. Obwohl es zum Teil Beiträge vom Land gibt, sind die Kosten hoch.
Gleichzeitig berichtet die Familie von einer enormen Welle der Solidarität, die sie von Nachbarn und Mitgliedern ihrer Heimatgemeinde erfahre. Es werde Hilfe angeboten und in der Gemeinde, in der die Familie seit 2005 wohnt, würden Initiativen gestartet, um zusätzliche Geldmittel aufzutreiben. Während der Vater bei der Arbeit ist, passen Nachbarn auf die Kinder auf.
„Meine Frau ist stark, sie wie will so weit wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen“, erklärt der Michele Medien gegenüber. In der Zwischenzeit besucht die Familie die Frau an jedem Wochenende.