Elektronische Gesundheitsakte macht Hausärzte rasend

“Bringen sie den Befund in Papierform mit!”

Donnerstag, 24. Oktober 2024 | 08:20 Uhr

Von: mk

Bozen – Mittels elektronischer Gesundheitsakte (EGA) können Bürger ihre medizinischen Daten und Dokumente, wie etwa die Ergebnisse von Blutuntersuchungen oder digitalisierte Verschreibungen von Medikamenten abrufen. Vor allem aber soll sie medizinischem Personal zu einem Überblick über wichtige Informationen eines Patienten verhelfen, sofern er sein Einverständnis dafür gibt. Das Problem ist nur: Das System funktioniert nicht. Hausärzte raufen sich die Haare.

Daten zur gesundheitlichen Verfassung von Personen gelten als heikel und werden in Italien von den Privacy-Bestimmungen besonders streng geschützt. Einerseits ist das verständlich, andererseits benötigen Ärzte oft Informationen zur medizinischen Vorgeschichte eines Patienten, um ihm die bestmögliche Behandlung zu bieten. Ein typischer Fall ist: Hausärzte sollten mit ihren Patienten Befunde von Laboruntersuchungen aus dem Krankenhaus besprechen.

Abhilfe schafft hier angeblich die elektronische Gesundheitsakte (EGA). Dabei handelt es sich um einen Onlinedienst, über den man unter anderem auch die eigene Hausärztin oder den Hausarzt wählen kann. Damit im Notfall oder bei medizinischen Behandlungen das Gesundheitspersonal auf die Gesundheitsakte zugreifen kann, muss jeder Bürger sein Einverständnis zur Konsultation geben. Wurde dieses einmal erteilt, haben etwa Hausärzte Einblick in die Daten – zumindest in der Theorie.

Die Praxis schaut leider anders aus. „Mein Hausarzt hat zu mir gesagt, ich soll alle Befunde auf Papier mitbringen, weil die elektronische Gesundheitsakte nicht funktioniert“, erklärt eine Patientin aus dem Eisacktal gegenüber Südtirol News.

Dr. Raffaela Fiung, Ärztin für Allgemeinmedizin im Pustertal, kennt das Problem. Ihr zufolge gibt es noch viele Mängel bei der elektronischen Gesundheitsakte. „Befunde vor dem Jahr 2020 sind nicht abrufbar. Echokardiographien, EKG, Gastroskopien und Koloskopien sowie auch histologische Befunde sind auf der EGA nicht vorhanden“, erklärt Fiung gegenüber Südtirol News.

Generell hält sie das System für unübersichtlich. „Ich nenne es eine PDF-Box bestehend aus Befunden, Rezepten und Einweisungen. Es ist sehr mühsam und vor allem zeitaufwendig zu finden, was man effektiv sucht. Es gibt derzeit auch immer wieder Tage, an dem kein Dokument abrufbar ist und ich die Patienten dann deshalb ein zweites Mal für eine Befundbesprechung einbestellen muss“, bedauert die Ärztin.

Dass Patienten mit Befunden in Papierform in die Praxis gebeten werden, hält sie für einen großen Rückschritt in puncto Digitalisierung. „Es ist absolut das Gegenteil von dem was wir uns wünschen, aber ich muss sagen, dass ich derzeit schneller bin, wenn der Patient oder die Patientin mit dem Befund in gedruckter Form zu mir kommt, als die EGA zu verwenden“, bestätigt Fiung. Sie beschreibt die EGA als unvollständig. „Man verliert leicht den Überblick, weil nicht alle Informationen eingespeist werden, vor allem bei den chronisch Kranken.“

Eine Besserung im Bezug auf die Datenverwaltung von Patienten  könnte man ihrer Ansicht nach zum Beispiel durch eine direkte Kooperation von Informatik und Hausärzten erreichen, indem ein Programm erstellt wird, wo die gesamten Befunde übersichtlich aufgelistet werden – natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Privacybestimmungen. „Fortschritt wird es keinen geben, solange man nicht an einem Strang zieht“, ist Fiung überzeugt.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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30 Kommentare auf "“Bringen sie den Befund in Papierform mit!”"


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Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 3 Tage

“Ich nenne es eine PDF-Box bestehend aus Befunden, Rezepten und
Einweisungen. Es ist sehr mühsam und vor allem zeitaufwendig zu finden,
was man effektiv sucht”

Als ich die pdfs vor Monaten angekreidet wurde, wurde ich von Pseudo-Informatikern hier im Forum spöttisch darauf hingewiesen, mich doch mal in der modernen Welt zurechtzufinden.

Die EGA ist organisatorisch eine Katastrophe, nicht viel mehr als ein Container. Wenn da nicht bald eine anständige Suchfunktion kommt, seh ich zumindest dunkelgrau.

krokodilstraene
1 Monat 3 Tage

Genau so ist es, alles wird in PDF-Form ganz einfach in eine Schachtel geworfen und als Liste – zwar mit jeweiligem Datum – ausgeworfen, wobei man aber bei den einzelnen Einträgen nicht sieht worum es sich handelt, ohne die PDF zu öffnen…

So kanns nicht funktionieren!!
Dafür muss man weder Informatik noch sonst eine hochstehende Wissenschaft studiert haben!!

schwarzes Schaf
schwarzes Schaf
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Ja die pdf dateien wäre fein wenn sie unterteilt wären in Blutproben ecc der rest ist ok und der rest vor 2020 wird auch noch kommen und seinen wir mal ehrlich nur weil jeder einen sauhaufen zuhause hat und sein zeug nicht ablegt hat jetzt die sanität schuld. Man macht ja jedes Jahr ne steuererklärung dort muss man diese Zettelnsowieso kopieren und dazulegen und mittlerweile digital. Also hat man es 2mal einmal inder mappe das 2te mal aauf den Pc

Homelander
1 Monat 3 Tage

Das System funktioniert nicht😂😂 Welches System funktioniert denn eigentlich wirklich, fragen wir mal so…

krokodilstraene
1 Monat 3 Tage

– PEC
– Elektronische Fakturierung
– Digitale Unterschrift

Es ist nicht alles schlecht, aber bei der EGA muss ganz klar nachgebessert werden!
Der Grundgedanke ist schließlich sehr gut, an der Ausführung hapert es gewaltig, weil anscheinend die “Ausführenden” nicht bereit sind, sich auf die Ebene der “Anwendenden” herabzulassen und ein Instrument zu erstellen, das jenen Dienst tut, den es tun muss…
Wie so meistens ist es ein reines “Kopf-Problem”!!!

So ist das
1 Monat 3 Tage

Sicher nicht die Sanität 😳

Buffalo
Buffalo
Superredner
1 Monat 3 Tage

Südtirol ist nun mal ein Entwicklungsland.

DerForrest1
DerForrest1
Grünschnabel
1 Monat 3 Tage

@Buffalo, das Ganze gin ja leider vom Staat aus, sodass alles vereinheitlich wird. Nur ist jetzt Südtriol, welches ein besseres System bereits hatten, wieder 20 Jahre in die Vergangenheit gezwungen worden…

Nico
Nico
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Dachte auch daß mit dem Einverständnis der Hausarzt Zugriff auf meine Gesundheitsakte hätte! Leider funktioniert die nur für Ärzte im Krankenhaus! wenn der Hausarzt etwas einsehen will muss ich ihm die Befunde immer extra schicken 😬das muss unbedingt nachgebessert werden!!

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 3 Tage

…warum einfach, wenn’s kompliziert auch geht…

😄

schwarzes Schaf
schwarzes Schaf
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Komisch mein Hausartz kann zugreifen. Aber das sind halt die Ärzte die nicht mit der Technik mitgehen wollen und noch mit hand die rezepte ausfüllen

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 3 Tage

@Doolin Geschwätz! Der Dienst hat Anlaufschwirigkeiten, das ist alles! Dumm wäre irgendwelche Zettel anfordern, rum tragen und aufbewahren müssen.
Digitalisierung spart Geld und Ressourcen!

stinker
stinker
Grünschnabel
1 Monat 3 Tage

alles digital suuuper Sache……ja schon, wenn es funktioniert.
Wer drückt dann die Befunde älterer Leute aus die keinen PC u.keinen Drucker besitzen???

schwarzes Schaf
schwarzes Schaf
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Bei einer Blutprobe kanst du den Befund analog kriegen musst halt noch mal ins Krankenhaus den befund abholen

berthu
berthu
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Was glaubt ihr, wie lange es dauert, bis diese Zugänge gehackt und die Daten im Nirwana landen. verkauft, mißbraucht oder zerstört?
Diese Daten dürfen ausschließlich -momentan- mit Lesegerät der Gesundheitskarte abrufbar sein. Ohne diese Karte dürfte niemand Zugriff haben. Aber das muß gesichert funktionieren! Direkt auf der Karte ist leider nicht genügend Speicherplatz, und könnte auch verloren gehen.

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 3 Tage

Wie viele andere durch CIE / SPID geschützte Seiten kennst du, die gehackt wurden?
Die Gesundheitskarte steht als dritte Option offen.
Alle drei Systeme gelten als äußerst sicher. Bei zumindest zweien davon benötigt die Person dein Handy und deine Pins.

peterle
peterle
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

War neulich bei der Blutabnahme. Den Befund dazu habe ich online abgerufen und smartphone gespeichert, dem Hausarzt habe ich diese Befunde 2 Tage später gezeigt.

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 3 Tage

Ich musste bisher nach Untersuchungen glücklicherweise noch nicht zum Hausarzt. Hab ihm zwar Zugriff gewährt, weiß aber nicht, ob’s auch wicklich funktioniert. Das als Reserve dabei zu haben, ist auf jeden Fall sinnvoll.

Ojehh
Ojehh
Grünschnabel
1 Monat 2 Tage

äußerst umständlich

magg
magg
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Ja, dieser ärztliche Zettelwirtschaft ist sehr ärgerlich! Dieses Schicksal hatte ich auch vor 2 Wochen! 😠
Bevor das System “zum Besseren reformiert” (🤦🏻‍♀️) wurde, hatte ich nie Probleme und nun… 🤬😵🤯

schwarzes Schaf
schwarzes Schaf
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Was für ein gejammer, das ist bei jeden neuen Programm, zb. Mercedes hat 3 jahre das neue verwaltungsprogramm entwickelt und es funktionierte auch nicht auf anhieb. 3 monate wurde nix ausgeliefert deswegen, und so geht es quer durch die Bank, alle Programme kommen raus und es dauert seine Zeit bis es jeden Furzer passt. Und es ist immer so das neue ist nie gut weil man das alte gwöhnt ist. Ausser bei der arbeit da springt man gleich aufvdie neuen Trends um nix tun 4 tagewoche und über den chef nörggelb das er ein depp isch

dokta83
dokta83
Neuling
1 Monat 3 Tage

Dr. Fiung hat es auf den Punkt gebracht. Das System ist rückschrittlich und unausgereift, wir waren Besseres gewohnt und müssen uns damit herumplagen. Das Schlimmste: eine längst versprochene Verbesserung ist nicht in Aussicht!

Rabe
Rabe
Superredner
1 Monat 3 Tage

Dank an die hochgehalten Manager, und Direktoren und ganz besonders an dir zuständigen Politiker

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
1 Monat 3 Tage

Na toll 🙄😤🤦🏼‍♂️!

Galantis
Galantis
Superredner
1 Monat 3 Tage

..willkommen zurück im Mittelalter!

sophie
sophie
Kinig
1 Monat 3 Tage

Schon schlimm was bei uns schon so alles abgeht, ei den Schulen angefangen, man kann nur hoffen dass dagegen sofort was unternommen wird,
und Veramtwortliche zu Rechenschaft gezogen werden.

doco
doco
Superredner
1 Monat 3 Tage

wo bleibt die Stellungnahme des Herrn Messner hier sieht man das wir Südtiroler nicht überall die besten sind wenn wir in 10 Jahren nicht in der Lage waren ein System zu entwickeln was funktioniert aber eines abschaffen was super funktioniert hat dann ist etwas faul.

brutus
brutus
Superredner
1 Monat 2 Tage

…ist es so schwer eine Ordnerstruktur in einem Onlineportal zu generieren????

Sumsi
Sumsi
Grünschnabel
1 Monat 3 Tage

i bin für a sofortige gehaltsaufbesserung der entscheidungsträger.sou viel einsatz muss belohnt werden.klatsch, klatsch, klatsch!!!!

Ojehh
Ojehh
Grünschnabel
1 Monat 2 Tage

Mit der EGA wurde mit politischer Gewalt ein System implementiert welches nicht “funktioniert”. Politische Sturheit und Idiotie in einem verpackt auf Kosten der Anwender “Ärzte-Patienten. Ein vorprogrammiertes Versagen und dann noch meinen wir “Politik-Messner-Kompatscher” haben recht, die anderen sind es die “nicht” wollen. Man hat es schon lange vorher von den Dächer gepfiffen, dass es so nicht funktioniert, funktionieren kann, dafür braucht man kein Hellseher sein sondern nur einen gesunden Hausverstand.

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