Von: mk
Winnebach/Natz-Schabs – Filmreife Szenen haben sich in der Nacht auf Samstag zwischen Winnebach an der Grenze zu Osttirol und Natz-Schabs im Eisacktal zugetragen. Eine dreiköpfige Einbrecherbande, die in Kärnten und in Lienz in mindestens zehn Wohnungen eingedrungen ist, hat es auf ihrer Flucht nach Südtirol verschlagen.
Eine Chilene, ein Kolumbianer und ein Kubaner hatten sich auf ihrer Diebestour Schmuck, Markenkleidung sowie eine erhebliche Summe an Bargeld angeeignet. Sobald sie die Grenze nach Südtirol überschritten, nahmen die österreichischen Polizeibehörden unmittelbar Kontakt mit den hiesigen Ordnungshütern auf.
Die Carabinieri von Bruneck, Vintl und Brixen errichteten Straßensperren und hielten Ausschau nach dem Fluchtauto – einen grauen Nissan Qashqai.
Die Täter, die auf dem Weg nach Brixen waren, scherten sich allerdings nicht darum: Mit hoher Geschwindigkeit und gefährlichen Manövern durchbrachen sie unbeirrt die Straßensperren und verursachten dabei fast zwei Unfälle. Nur durch einen glücklichen Zufall ist nichts Schlimmeres passiert und niemand wurde verletzt.
In der Gegend von Natz-Schabs bog der Fluchtwagen plötzlich auf einen Feldweg in den Wald ab, um die Carabinieri abzuschütteln, die inzwischen die Verfolgung aufgenommen hatten. Weil der Lenker allerdings nach rund 200 Metern die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, kam der Pkw von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Sofort stiegen die drei Insassen aus dem Auto und flohen zu Fuß im stockdunklen Wald in verschiedene Richtungen.
Die Ordnungshüter, die sich sofort an die Fersen der mutmaßlichen Diebe hefteten, forderten gleichzeitig Verstärkung an und organisierten eine groß angelegte Suchaktion im gesamten Gebiet. Die Carabinieri von Bruneck, Brixen und Sterzing schickten weitere Einsatzkräfte zum Ort des Geschehens, bis insgesamt über 20 Ermittler nach den Übeltätern Ausschau hielten und sie im Wald immer weiter einkesselten.
Nach über zwei Stunden konnten die Mitglieder der Bande zwischen Mühlbach und Schabs lokalisiert werden. Die drei Männer, die inzwischen verstanden hatten, dass sie umzingelt waren, versuchten, sich in der Scheune eines Bauernhofs in Natz-Schabs zu verstecken.
Doch all ihre Versuche, die Ordnungshüter auzutricksen, erwiesen sich als vergebens. Der erste Täter, der gefasst wurde, war der 25-jährige Kolumbianer, der sich heftig gegen drei Carabinieri zur Wehr setzte. Diesen gelang es letztendlich, ihn unschädlich zu machen.
Kurz darauf wurde der 23-jähriger Chilene gefasst, der versucht hatte, sich im Heu auf dem Anhänger eines Traktors zu verstecken. Auch er wehrte sich heftig, bevor er endgültig überwältigt wurde.
Der Kubaner, der sich auf eine nahegelegene Apfelwiese geschlichen hatte, wurde 30 Minuten später entdeckt. Er war auf einen Baum geklettert, um sich dort zu verstecken. Als die Carabinieri ihn fanden, weigerte er sich, herunterzukommen. Einem Ordnungshüter gelang es darauf, den jungen Mann gewaltsam vom Baum herunterzuziehen. Am Boden versuchte er erneut zu fliehen, wurde aber sofort von den Carabinieri gestoppt.
Die drei Männer trugen ihre Beute zum Teil bei sich, zum Teil befand sie sich noch im Fluchtauto, das sie seit längerer Zeit gemietet und nicht zurückgegeben hatten. Über 2.000 Euro in bar, Armbänder, Halsketten, Uhren sowie Gold- und Silberringe sowie zahlreiche wertvolle Kleidungsstücken und Accessoires, darunter Schuhe und Handtaschen von Luxusmarken wurden beschlagnahmt.
Um einem möglichen Strafvollzug zu entgehen, behauptete der Kubaner fälschlicherweise, minderjährig zu sein. Wie sich bei medizinischen Untersuchungen im Brixner Krankenhaus allerdings herausstellte, ist er mindestens 19 Jahre alt.
Ein Carabinieri, auf den der Mann aus Kolumbien bei seiner Flucht eingeschlagen hatte, wurde verletzt. Die drei mutmaßlichen Einbrecher wurden festgenommen.
Wie die Ermittler außerdem feststellten, ist nach dem Chilene schon seit längerer Zeit gefahndet worden. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft von Rom vor, weil er am 8. Februar in diesem Jahr in Rom mit zwei Komplizen einen Raub in einer Villa begangen haben soll. Der Besitzer der Villa war von drei Männern an Armen und Beinen gefesselt und mit einer Waffe bedroht worden. Unter Androhung von Gewalt an einem weiteren Familienmitglied ließen sich die Täter den Safe öffnen und entwendeten die darin enthaltenen Wertgegenstände.
Neben den Einbrüchen in Österreich wird der Chilene auch wegen des in Rom begangenen Raubes zur Rechenschaft gezogen. Auf gerichtliche Anordnung hin wurden die drei Männer in das Bozner Gefängnis überstellt.
Die österreichischen Behörden haben in der Zwischenzeit am heutigen Montag zur Vollstreckung einen europäischen Haftbefehl wegen der in Österreich begangenen Einbrüche nach Italien übermittelt, der nach der Bestätigung der Haft am Vormittag dem Gericht in Bozen zugestellt wurde.
Die Operation zeigt: Die Wirksamkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen den Carabinieri und den Polizeibehörden der Nachbarländer ist gegeben.
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