Von: mk
Bozen – Die Carabinieri von Bozen haben zwei mutmaßliche Serieneinbrecher verhaftet. Den beiden werden insgesamt 47 Wohnungseinbrüche angelastet.
Zugeschlagen haben die Täter unter anderem im Pustertal, im Bezirk Überetsch-Unterland sowie im Burggrafenamt. Drei mutmaßliche Komplizinnen wurden auf freiem Fuß wegen Begünstigung bzw. wegen Hehlerei angezeigt.
Allen fünf wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Mehrere 100 Beutestücke wurden sichergestellt.
Beteiligt an der Überführung der Betroffenen waren auch die Carabinieri von Neumarkt und Bruneck, zwei Ermittlungseinheiten aus Verona und Trient sowie die Carabinieri von Rovereto, San Bonifacio und Legnago.
Platz von Fassadenkletterern eingenommen
Die Bozner Carabinieri hatten bereits im Dezember 2019 zwei albanische Bandenmitglieder festgenommen, die in Südtirol fast 60 Einbrüche begangen haben sollen. Die Männer wurden aufgrund dringenden Tatverdachts festgehalten, zumal sie gerade dabei waren, anlässlich der Weihnachtsfeierlichkeiten nach Albanien auszureisen und die gesamte Beute mitzunehmen. Bei den beiden Männern soll es sich um geschickte Kletterer gehandelt haben, die häufig über den Balkon in die Wohnungen ihrer Opfer einstiegen.
Nach den Festnahmen stellten die Carabinieri von Bozen allerdings fest, dass es wieder zu mehreren Wohnungseinbrüchen gekommen war. Offenbar hatten jemand anderes den Platz der beiden Fassadenkletterer eingenommen.
Lockdown kommt dazwischen
Den Ermittlern wurde recht schnell klar, dass hinter den Einbrüchen, die im Jänner begangen worden waren, jeweils dieselben Täter steckten. Aufgrund mehrerer Indizien gelang es den Ordnungshütern das Fahrzeug der Bande zu identifizieren.
Allerdings machten sowohl den Ermittlern als auch den Einbrechern der Ausbruch der Corona-Pandemie und der Lockdown in Italien einen Strich durch die Rechnung. Die Täter konnten einerseits ihr Nest in Verona nicht mehr verlassen, die Carabinieri konnten andererseits ebenfalls nicht zuschlagen.
In der Nacht zwischen 7. und 8. März erreichten die Ermittlungen einen vorläufigen Höhepunkt: In Andrian waren bei einem Einbruch neben Schmuck auch zwei halbautomatische Pistolen entwendet worden.
Freundinnen gewährten Unterschlupf
Nach dem Lockdown, als die Täter ihr kriminelles Werk wieder fortsetzten, ereignete sich allerdings etwas, das fast wie schlechtes Karma anmutet: Die Carabinieri stießen auf das Fahrzeug der Einbrecher, das offenbar in einen Unfall verwickelt worden war und somit zur weiteren Verwendung nicht mehr taugte.
Gleichzeitig gelang es Ordnungshütern mehrere Stützpunkte der Bande zwischen Trient, Rovereto sowie der Provinz Verona in Oppeano, Arcole und San Giovanni Lupatoto auszumachen. Bei den Komplizinnen handelte es sich um drei Freundinnen der Täter, die ihnen Unterschlupf gewährten, ihre Beute versteckten und sich auch um den Verkauf des Diebesguts gekümmert haben sollen.
Ausgerüstet mit handfesten Beweisen, die der Bozner Staatsanwaltschaft unterbreitet wurden, und mit einem Vollstreckungsbefehl des zuständigen Ermittlungsrichters haben die Bozner Carabinieri am Donnerstag um 5.00 Uhr in der Früh mit Verstärkung der Kompanien aus Trient, Rovereto, Verona, Legnago und San Bonifacio zugeschlagen. Neben den zwei Verhaftungen wurden fünf Wohnungen durchsucht.
Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich nicht um einen 36-Jährigen aus Moldawien und um einen 27-jährigen Albaner. Die beiden sind wegen Vermögensdelikte bereits polizeibekannt.
Atemschutzmasken im Auto
Zwar konnte nicht das gesamte Diebesgut sichergestellt werden, trotzdem wurde ein überraschend großer Teil der Beute gefunden. Neben Schmuckstücken, wertvollen Münzen, Barren aus Edelmetall, 30 Uhren – einige davon sind extrem teuer –, 16 Tablets und Smartphones und zwei PC wurden auch vier Schleifmaschinen, Taschenlampen, Arbeitshandschuhe, Schraubenschlüssel und mehrere Brecheisen sichergestellt.
Die Ordnungshüter haben auch die Fahrzeuge der mutmaßlichen Bande beschlagnahmt – drei Limousinen und ein Minivan deutscher Bauart. Eines der Fahrzeuge war noch warm. Die Ermittler versuchen derzeit herauszufinden, ob es vor Donnerstag möglicherweise noch für einen Einbruch benutzt wurde. Kurioserweise wurden in dem Fahrzeug auch chirurgische Masken zum Schutz vor Covid-19 entdeckt. Ob die mutmaßlichen Täter sie aus Überzeugung trugen oder ob die Masken der Tarnung dienten, konnte nicht klar festgestellt werden.
Beutestücke werden zurückgegeben
Die beiden Männer unter Arrest sind im Gefängnis in Verona untergebracht und sollen demnächst vom Richter vernommen werden. Bei den Komplizinnen handelt es sich um eine 27-Jährige und eine 37-Jährige aus Moldawien sowie um eine 37-jährige Albanerin. Alle fünf werden unter anderem der Bildung einer kriminellen Vereinigung beschuldigt.
33 Einbrüche sollen zwischen 10. Jänner und 7. März verübt worden sein. 14 Einbrüche haben hingegen vom 30. Mai bis zum 5. Juni stattgefunden. Betroffen sind die Ortschaften Bruneck, Pfalzen, Partschins, Andrian, Nals, Eppan, Neumarkt, Tisens, Cavaion Veronese in Provinz Verona, Trient und Feltre. Die Ordnungshüter vermuten allerdings, dass noch weitere Straftaten auf das Konto der Bande gehen könnten, weshalb die Ermittlungen fortgesetzt werden.
Die Carabinieri haben damit zur Aufklärung von rund 100 Einbrüchen seit Herbst 2019 beigetragen. Insgesamt werden nun 194 Beutestücke den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben.