Von: luk
Bozen – Nach den gestrigen Medienberichten, wonach China in Europa, speziell aber in Italien und hier auch in Bozen inoffizielle Polizeistationen unterhalte, um Exil-Chinesen im Auge zu behalten, war die Aufregung groß. Die Menschenrechtsorganisation Safeguard Defenders mit Sitz in Madrid hat in einem Report erklärt, Beweise für derartige Praktiken gefunden zu haben. In Einzelfällen seien Chinesen auch unter Druck in ihr Heimatland zurückbefördert worden.
Bei der Quästur in Bozen will man den Hinweisen der spanischen Nicht-Regierungs-Organisation nachgehen, man habe allerdings keine konkreten Anhaltspunkte, dass in Bozen eine derartige getarnte Polizeistation existiert.
Auch die chinesische Gemeinde in Bozen gibt sich überrascht. Wie die Zeitung Alto Adige berichtet, geben die Vertreter dort an, noch nie von solchen Polizeistationen gehört zu haben. Sie finden es auch unlogisch, da die chinesische Gemeinde in der Südtiroler Landeshauptstadt viel zu klein sei, um auf das Interesse der China-Behörden zu stoßen. In Bozen leben bekanntlich derzeit 1.221 Chinesen. Außerdem würden sie derartige Einrichtungen bei der italienischen Polizei melden.
Ding von der Vereinigung der chinesischen Geschäftsleute in Südtirol meint, dass derartigen Nachrichten von Freiheitsorganisationen in Tibet oder Hong-Kong gestreut würden.
Wie berichtet, hatten CNN und die britische Zeitung “Guardian” von elf angeblichen chinesischen Polizeistationen berichtet, darunter einer in Bozen.
Bekannt ist dagegen, dass es italienweit vier Polizeistationen gibt, in denen italienische und chinesische Polizisten gemeinsam Dienst tun. Das ist auch in einem Abkommen so geregelt. Sie befinden sich in Rom, Mailand, Florenz und Prato. In diesen vier Städten leben besonders viele Bürger chinesischer Herkunft. Italienische Ordnungshüter fahren im Rahmen dieses Abkommens auch nach China, um dort Polizeiarbeit zu leisten.