Von: luk
Bozen – Die CHRIS Covid-19-Studie untersucht in Südtirol Mechanismen der Infektion, Erkrankungsrisiko, Langzeitfolgen, Immunitätsdauer. Rund 1.400 Menschen sollen es in den kommenden zwei Wochen im Vinschgau werden, um den Grundstein für die langfristige Erforschung von Covid-19 in Südtirol legen zu können – gestern, am ersten Tag der Studie, waren es rund 100 Vinschgauer, die der Einladung von Eurac Research und Südtiroler Sanitätsbetrieb gefolgt sind. Mit der CHRIS Covid-19-Studie wollen die Forscher neben den derzeit südtirolweit durchgeführten epidemiologischen Momentaufnahmen eine vertiefende Studie mit den Teilnehmern der CHRIS-Studie im Vinschgau zu folgenden Fragen durchführen: Warum sind im Vergleich zu den anderen Bezirken Südtirols im Vinschgau außergewöhnlich wenige Fälle gemeldet worden? Unter welchen Bedingungen sind Menschen anfälliger für eine Erkrankung? Wie überträgt sich das Virus innerhalb einer Familie? Wie schnell infizieren sich Menschen neu? Wie lange ist man nach einer durchgemachten Erkrankung immun, gibt es Reinfektionen und wie wirkt sich die Krankheit langfristig auf den Gesundheitszustand aus?
Die weltweite Corona-Pandemie hat uns in kürzester Zeit in eine kaum vorstellbare Ausnahmesituation gebracht. Maßnahmen wie der Lockdown haben uns gezeigt, welch drastische Auswirkungen die Verbreitung eines neuartigen Virus auf uns haben kann. Daher ist es entscheidend, so rasch wie möglich fundierte wissenschaftliche Erkenntisse über das Virus und die Mechanismen der Covid-19-Erkrankung zu gewinnen, um in Zukunft geeignete Maßnahmen treffen zu können. „Jede wissenschaftliche Erkenntnis kann entscheidend sein, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen. Daher ist außerordentlich wichtig, dass so viele Menschen wie möglich an der Studie teilnehmen“, unterstreicht Peter Pramstaller, Leiter des Instituts für Biomedizin von Eurac Research, das die CHRIS Covid-19-Studie gemeinsam mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb durchführt. Mit der CHRIS-Studie – dank der Teilnahme der Vinschger Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren – haben die Forscher in Südtirol eine einmalige Ressource: Von jedem der 13.393 CHRIS-Teilnehmer stehen ihnen eine Fülle von Daten zur Verfügung, zum Lebensstil, zum Gesundheitszustand des Herzkreislauf-, des Nerven- und des Stoffwechselsystems. Diese bereits bestehenden Daten mit neuen Erhebungen zu Covid-19 kombinieren zu können, eröffnet außerordentliche Möglichkeiten, die wertvolle Erkenntnisse zur weltweiten Covid-19-Forschung beitragen können. „Wir haben über die Jahre ein außerordentlich gutes Verhältnis zu den Vinschgauer CHRIS-Teilnehmern entwickelt. So haben in einem kürzlichen Treffen auch die Bürgermeister und Hausärzte uns gegenüber bekräftigt, wie wichtig es für sie ist, durch die Studie klare und fundierte Informationen über die Erkrankung zu erhalten. Daher vertrauen wir darauf, dass wir in den nächsten Wochen noch auf eine rege Teilnahme setzen können“, erklärt Cristian Pattaro, der wissenschaftliche Leiter der Studie von Eurac Research.
Zum Ablauf der Studie: In diesen Tagen werden alle 13.393 Teilnehmer der CHRIS-Studie und alle Personen, die mit ihnen zusammenwohnen, zur CHRIS Covid-19-Studie eingeladen. 1.815 der CHRIS-Teilnehmer werden dazu eingeladen, einen serologischen Test (Bluttest zum Nachweis von Antikörpern) und einen Nasen-Rachen-Abstrich (zum Nachweis des Virus) vorzunehmen. Mit dieser so genannten Prävalenzstudie können die Forscher abschätzen, wie viele Menschen bisher mit dem Virus infiziert worden sind.
Alle 13.393 CHRIS-Teilnehmer und alle Personen (auch Minderjährige), die mit ihnen zusammenwohnen (rund 19.000 Menschen), werden in diesen Tagen dazu eingeladen, online einen Fragebogen zu Symptomen auszufüllen. Die Teilnehmer, deren Angaben auf eine mögliche Covid-19-Erkrankung hinweisen, und ihre Familienmitglieder bzw. alle, die mit ihnen zusammenwohnen, werden dazu eingeladen, einen serologischen Test und einen Nasen-Rachen-Abstrich durchzuführen. Alle Personen, die ein negatives Profil haben (keine Symptome laut Fragebogen, die auf Covid-19 hinweisen oder negative Testbefunde), werden dazu eingeladen, für ein Jahr lang alle vier Wochen den Fragebogen auszufüllen, um das Auftreten neuer Symptome zu überprüfen.
Nachverfolgung – „Follow-up“ der positiv gestesteten Fälle: Um überprüfen zu können, wie lange eine Immunität besteht, werden alle Teilnehmer mit einem positiven Befund aus den beiden vorhergehenden Phasen der Studie gebeten, für ein Jahr lang alle drei Monate den serologischen Test zum Nachweis von Antikörpern zu wiederholen. Das ist wichtig, um zu verstehen, ob man nach einer Infektion wieder an Covid-19 erkranken kann und wie sich die Immunreaktionswerte im Laufe der Zeit entwickeln.
Durch die Studie haben alle Teilnehmer kostenlos die Möglichkeit, Klarheit über den eigenen Gesundheitszustand hinsichtlich Covid-19 zu gewinnen. Darüber hinaus leisten sie einen entscheidenden Beitrag für die allgemeine Bevölkerung, indem sie wertvolle Daten zur Covid-19-Forschung beisteuern.