Von: mk
Bozen – Rund ein Drittel der berufstätigen Südtiroler Bevölkerung ist um die 40 und hat eine chronische Krankheit. Viele zögern aber, ihre Erkrankung dem Arbeitgeber offen zu legen. Zu groß ist die Angst vor negativen Folgen.
Viele chronisch kranke Menschen stehen irgendwann vor einer schwierigen Frage: Sollen sie am Arbeitsplatz mit Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen über ihre Erkrankung sprechen? Oder lieber schweigen und etwaige Probleme überspielen?
„Das ist ein großes Dilemma und sehr belastend für viele Betroffene“, weiß Elisa Berger von der Dienststelle für Patientenorganisationen im Dachverband für Soziales und Gesundheit. „Die Angst vor möglichen negativen Folgen ist groß. Es besteht die Gefahr, nicht mehr als vollwertige Arbeitskraft angesehen zu werden. Ablehnung, Diskriminierung, Mobbing, ein Karriereknick durch Zuteilung von unterfordernden Tätigkeiten, Versetzung, im schlimmsten Fall der Verlust des Arbeitsplatzes. Das sollte aber nicht so sein.“
Betroffen sind viele. Immerhin hat fast ein Drittel (31,2 Prozent) der Südtiroler Bevölkerung eine chronische Krankheit, die regelmäßig medizinisch behandelt werden muss. Zu den häufigen chronischen Krankheiten zählen beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenleiden, Rheuma, Diabetes, Asthma, aber auch Krebs, oder psychische Störungen. Die Symptome sind oft unsichtbar, auch wenn sie die Arbeit erschweren. Die meisten der Betroffenen sind noch relativ jung (Durchschnittsalter 43,3 Jahre) und stehen aktiv im Berufsleben. Die Entscheidung, den eigenen Gesundheitszustand am Arbeitsplatz offenzulegen, mit anderen Worten, sich zu outen, ist daher eine Frage, die sich für viele Menschen stellt.
Um über dieses Thema zu informieren und zu sensibilisieren, sowie den Patientinnen und Patienten mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen eine Stimme zu geben, organisiert der Dachverband für Soziales und Gesundheit ein Webinar mit dem Titel „Das Erzählen und Leben mit chronischen Krankheiten am Arbeitsplatz“. Es findet am Mittwoch, 19. März von 18.00 bis 19.00 Uhr statt.
Die Veranstaltung beginnt mit den Berichten von drei Betroffenen, die über ihre Erfahrungen eines „Outing“ am Arbeitsplatz sprechen, etwa Lothar Zischg, selbst Diabetiker und Vizepräsident der Diabetes Union: „Ein Arbeitsgeber hat mir nahegelegt eine andere Arbeit zu suchen, da ich laut ihm ein ‚Sicherheitsproblem‘ darstellte. Völlig unbegründete Ängste, aber es ist schwer, sich gegen solche Fehlinformationen und Vorurteile zu wehren.“
Als Fachreferentin spricht Dr.in Francesca Zucali, stellvertretende Präsidentin des Berufsverbandes der Psychologen der Provinz Bozen und Expertin für zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz und im Gesundheitswesen zum Thema und steht für Fragen zur Verfügung. Es ist keine Simultanübersetzung vorgesehen, weshalb das zumindest passive Sprachverständnis der deutschen und italienischen Sprache vorausgesetzt wird.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich, Infos unter Tel. 0471 1886830, gesundheit@dsg.bz.it.
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