Von: luk
Bozen – Nach über einem Jahr mit dem Coronavirus weiß die Wissenschaft viel mehr über die Erkrankung Covid-19 als noch zu Beginn der Pandemie. Die Krankheit kann schwer, aber auch ganz leicht verlaufen. Unabhängig von diesem Verlauf leiden manche Betroffene unter “Long-Covid” – also den Spätfolgen von Corona. Ein Aspekt davon ist das “Chronische Fatigue-Syndrom” (CFS).
Entwickeln Patienten ein solches Erschöpfungssyndrom, können sie völlig lahmgelegt sein. Kleinste Belastungen reichen aus, um die Betroffenen praktisch tagelang außer Gefecht zu setzen. Das Auftreten von CFS ist bereits von anderen Infektionen bekannt, etwa bei AIDS oder auch nach dem Pfeifferschen Drüsenfieber. Man nimmt an, dass bei einer schweren Infektion im Körper etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
Nach Covid-19 kann diese bleierne Müdigkeit, die sich über die Betroffenen legt, offenbar noch extremer und häufiger vorkommen. Das wird von Medizinern, die sich mit dem Long-Covid-Syndrom beschäftigen, bestätigt. Auch aktuelle Studien belegen nun erstmals, wie häufig das Problem auftritt: Jeder Zehnte, der nur leicht an Covid-19 erkrankt war, hat ein halbes Jahr später noch Symptome und leidet damit an Long-Covid.
Wer es mit CFS zu tun hat, kann nur wenig dagegen unternehmen. In einer Rehabilitation geht es um den vorsichtigen Wiederaufbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, ohne dabei die eigenen Belastungsgrenzen zu überschreiten.
Wie der Norddeutsche Rundfunk berichtet, gehen Forscher davon aus, dass aufgrund der Infektion die Feinsteuerung des Nervensystems nicht mehr richtig funktioniert, das sogenannte autonome Nervensystem. Es steuert etwa, wie das Blut auf die Organe verteilt wird, die es gerade besonders dringend benötigen – sei es die Muskulatur oder das Gehirn. Wenn das nicht richtig funktioniert, schränkt es die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit extrem ein.
Auch in der ZDF-Talkshow bei Markus Lanz wurde das Thema kürzlich behandelt. Zu Gast war unter anderem Carmen Scheibenbogen – Medizin-Professorin an der Berliner Charité (ab Minute 30). Sie erforscht dort das „Chronische Fatigue-Syndrom”.
Laut Scheibenbogen hätten vor allem junge Menschen, von denen Frauen in der Überzahl sein sollen, an dem Erschöpfungssyndrom zu leiden. Patienten klagen darüber, „dass sie sich kaum noch belasten können”. Besonders besorgniserregend: Die Medizin-Professorin erwartet aufgrund der hohen Anzahl an Corona-Infizierten, dass in kürzester Zeit um die „Zehntausende“ Erkrankte im jungen Alter an dem Erschöpfungssyndrom leiden werden. Eine wirkliche Therapie gibt es derweil noch nicht. Die Forschung zu CFS läuft aber derzeit auf Hochtouren.