Von: mk
Bozen/Endingen/Kufstein – Nach der Veröffentlichung des Phantombilds eines Mannes, der die 27 Jahre alte Joggerin Carolin G. in Endingen und die 20-jährige französische Studentin Lucile K. in Kufstein erschlagen und missbraucht haben könnte, sind bei den Tiroler Ermittlern rund 40 Hinweise eingegangen. “Eine heiße Spur scheint aber vorerst nicht darunter zu sein”, sagte LKA-Chef Walter Pupp der APA am Freitag.
“Wir arbeiten sie jetzt nach und nach ab”, erklärte der Kriminalist. Auch bei den deutschen Ermittlern seien zahlreiche Hinweise eingegangen. Die deutschen Beamten waren es auch, die das Phantombild des möglichen Täters auf Grundlage von “Wahrnehmungen” einer Zeugin im Zusammenhang mit der getöteten Joggerin am vergangenen Mittwoch veröffentlicht hatten. Der etwa 50 bis 55 Jahre alte und 1,75 bis 1,80 Meter große Mann sei am Tag des Verschwindens der jungen Frau in der Nähe des Tatorts gesehen worden.
Auch etwaige Überschneidungen zu dem Fall der gewaltsam zu Tode gekommenen, 19-jährigen Grazer Studentin Ulrike R., deren Leiche am 10. August 1998 am Ufer der Rienz bei Ehrenburg im Pustertal in Südtirol entdeckt worden war, habe man überprüft, so Pupp. Es gebe aber keine Parallelen, die derzeit einen Zusammenhang nahe legten. Dafür habe man etwa den Akt der steirischen Ermittler angefordert und überprüft. Die Steirerin war auf dem Heimweg von der “Street Parade” in Zürich erschlagen worden. Im Jahr 2012 war es schließlich Forensik-Experten der Universität Innsbruck gelungen, an der Kleidung der jungen Frau eine DNA-Spur des Täters zu isolieren. Und diese hätte bei der Abgleichung der DNA aus dem Fall der französischen Studentin mit der Datenbank einen Treffer liefern müssen.
Die Leiche der Französin, die aus der Gegend von Lyon stammte und im Rahmen eines Auslandssemesters in Kufstein studiert hatte, war am 12. Jänner 2014 von Polizisten am Ufer des Inns entdeckt worden. Todesursache waren laut Obduktion heftige Schläge auf den Kopf. Taucher fanden schließlich die Tatwaffe im Inn, eine Eisenstange. Die 27-jährige Frau aus Endingen war am 10. November 2016, vier Tage nach ihrem Verschwinden, tot in einem Waldstück nahe ihres Wohnorts gefunden worden. Sie war vergewaltigt und umgebracht worden.
BISHER:
Der stellvertretende Staatsanwalt Markus Mayr am Bozner Landesgericht hofft, dass es im Mordfall Ulrike Reistenhofer zur lang ersehnten Wende kommt, berichtet das Tagblatt Dolomiten. Wegen möglicher Parallelen zu den Frauenmorden in Endingen und Kufstein holten sich bundesdeutsche und Nordtiroler Gerichtspolizisten bei der Staatsanwaltschaft in Bozen die DNA-Daten und alle rund um die Ermordung der 19-Jährigen aus Graz relevanten Informationen ab.
Mayr steht auch weiterhin in engem Kontakt mit den Ermittlern aus Baden-Württemberg und Nordtirol. Das Ergebnis nach dem Abgleich der DNA-Spuren von den drei Tatorten dürfte schon in Kürze vorliegen. In den Cold Case könnte somit erneut Bewegung kommen.
Ulrike Reistenhofer aus Graz war bekanntlich am 9. August 1998 ermordet worden, am Tag darauf wurde ihr Leichnam am Ufer der Rienz bei Ehrenburg aufgefunden. Trotz Ermittlungen in alle Richtungen verliefen die Spuren im Sand. 2001 landete der Fall als ungelöst bei den Akten.
Im Jahr 2012 schafften es Forensik-Experten der Uni Innsbruck, anhand von Hautfetzen, die an Reistenhofers Kleidung gefunden worden waren, DANN-Spuren, die vermutlich vom Täter stammen, zu sichern. Es handelte sich eindeutig um männliche DNA.
DNA-Spuren wurden auch im Jänner 2014 bei der Französin Lucile Klobut gefunden, deren Leichnam am Ufer des Inns entdeckt worden war. Die Französin hatte im Rahmen eines Auslandssemesters in Kufstein studiert.
Ermittler glauben an „mobilen Täter“
Im November 2016 wurden hingegen DNA-Spuren in Endingen bei Freiburg bei Carolin Gruber gesichert. Nachdem die 27-Jährige zum Joggen aufgebrochen war, verschwand sie spurlos. Vier Tage später wurde ihr Leichnam in einem Wald entdeckt. Laut Nordtirols LKA-Leiter Walter Pupp stimmen die DNA-Fragmente aus Endingen mit jenen aus Kufstein überein. Die Ermittler schließen nicht aus, dass der Täter bereits mehrmals in Europa zugeschlagen hat. Ein Phantombild des Verdächtigen wurde bereits veröffentlicht.
Schlägt der Täter nur sonntags zu?
Der etwa 50 bis 55 Jahre alte und 1,75 bis 1,80 Meter große Mann wurde am 6. November 2016 auf dem Verbindungsweg zwischen Endingen und Bahlingen von einer Zeugin gesehen. Obwohl viele Jahre vergangen sind, springen zum Fall Reistenhofer gleich mehrere Parallelen ins Auge: Alle drei Opfer waren jung und hübsch und wurden mit einem harten Gegenstand erschlagen. Im Fall von Ulrike war es ein Stein. Alle drei Morde ereigneten sich an einem Sonntag – an einem Ort, wo mit keinen Zeugen gerechnet werden musste. Lucile Klobut wurde mit einer Eisenstange erschlagen, die Lkw-Fahrer häufig verwenden. In Endingen gibt es Hinweise auf eine ähnliche Tatwaffe. Die Ermittler konzentrieren sich bei ihrer Suche verstärkt auf die Lastwagen- und Speditionsbranche.
Ulrike Reistenhofer fuhr von Zürich mit dem Zug in Richtung Graz. Weil sich am Insnbrucker Bahnhof ihre Spur verliert, vermuten die Ermittler, dass sie von dort nach Ehrenburg von jemandem in seinem Fahrzeug mitgenommen wurde. War es ihr Mörder?