Von: luk
Bozen – Der Lockdown in den Monaten März, April und Mai waren für viele eine bittere Erfahrung. Zahlreiche Arbeitnehmer wurden in die Lohnausgleichskasse überstellt. Versprochene Hilfsgelder wurden von der INPS erst mit Verspätung ausgezahlt und so mancher Südtiroler geriet daher in finanzielle Schwierigkeiten.
Umso bitterer ist es da, wenn einige „Schlaue“ das System ausnutzen und sich mit Falschangaben unrechtmäßig mit öffentlichen Geldern bereichern.
Die Tageszeitung Alto Adige berichtet heute von einem Betrugsfall, den die Finanzpolizei im August in Bozen aufgedeckt hat. Ein Kaufmann aus dem Nicht-EU-Ausland, der im Stadtviertel Don Bosco ein kleineres Geschäft mit diversen Waren betreibt, konnte vom Staat mit falschen Angaben innerhalb weniger Wochen 70.000 Euro an Beitragsgelder kassieren.
Der Versuch, ungerechtfertigt Gelder einzuheimsen, schlug aber fehl. Die getätigten Angaben waren nämlich wenig glaubhaft und basierten auf Eigenangaben. Laut dem Bericht könnte auch die Bank die Unregelmäßigkeiten der Finanzpolizei gemeldet haben. Die Sache wurde dann aber doch etwas zu spät entdeckt: Teile des ausgezahlten Geldes haben die mutmaßlichen Betrüger bereits abgehoben.
Nun hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Händler sowie einem seiner Freunde aufgenommen. Dieser zweite Mann soll laut den Anschuldigungen die Dokumente vorbereitet haben, die der Kaufmann dann eingereicht hatte.
Der Antrag auf die Hilfsgelder, die im „Decreto Rilancio“ – einem Richtlinienpaket zur Wiederbelebung der italienischen Wirtschaft als Reaktion auf die Covid-19-Krise – vorgesehen sind, wurde am 14. Juli bei der Einnahmenagentur abgegeben. Dabei waren die beiden Männer regelrecht unverschämt: Sie erklärten, dass das Geschäft im April des Vorjahres einen Umsatz von 350.000 Euro generiert hat. Wegen des Lockdowns sei dieser „Geldfluss“ im April 2020 völlig versiegt.
Wie vom Dekret vorgesehen erhielt der Kaufmann in der Folge einen Verlustbeitrag in Höhe von 20 Prozent. Das macht beim angegebenen Umsatz des Vorjahres 70.000 Euro aus.
Jemand dürfte aber stutzig geworden sein und die Steuererklärungen aus den vergangenen Jahren angeschaut haben. Es stellte sich heraus, dass die Angaben astronomisch aufgebauscht wurden. Der Versuch, ungerechtfertigt an öffentliche Gelder zu gelangen, flog so auf.
Nun wird den beiden Männern der widerrechtliche Bezug von Geldern zulasten des Staates vorgeworfen. Ihnen droht eine Haftstrafe von sechs Monaten bis drei Jahren.
Das Bankkonto mit dem verbliebenen Geld hat die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
Wie erfinderisch der Staat und damit wir alle betrogen werden, könnt ihr auch hier nachlesen.