Von: mk
Bozen – Die Zulassung des Covid-19-Impfstoffs Vaxzevria ist auf Wunsch des Herstellers AstraZeneca widerrufen worden. „Die Entscheidung, den auch in Südtirol verwendeten Impfstoff vom Markt zu nehmen, hat einzig mit dem starken Rückgang der Nachfrage zu tun. Sicherheits- und Wirksamkeitsbedenken spielten dabei keine Rolle“, erklärt Prof. Christian Wiedermann, Koordinator der Forschungsprojekte des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen.
Corona-Impfstoff von AstraZeneca: Einbruch bei der Nachfrage
Die Nachfrage nach dem Impfstoff von AstraZeneca, der 2021 zu den ersten Covid-19 Vakzinen auf dem Weltmarkt gehörte, ebbte in den letzten Jahren deutlich ab. Seltene Fälle von Nebenwirkungen nach der Verabreichung waren bei diesem Impfstoff als erstes aufgefallen – Nebenwirkungen, die später auch bei den anderen Impfstoffen beobachtet wurden – und trugen dazu bei, dass sich die Menschen bei uns dann eher anderen Impfstoffen zuwandten. Mit dem schrittweisen Aufbau von Immunität, der weltweiten Rücknahme einschränkender Pandemie-Regeln und der Verfügbarkeit neuer Impfstoffe sank die Nachfrage dann noch einmal drastisch. „Der Überschuss an angepassten Impfstoffen gegen Varianten des Coronavirus hat zu einem Rückgang der Nachfrage nach dem AstraZeneca-Mittel Vaxzevria geführt. Dieser auf Vektorviren basierende Impfstoff wird daher nicht mehr hergestellt oder geliefert“, erklärt Prof. Dr. Christian Wiedermann, Internist mit der Zusatzqualifikation als Klinischer Pharmakologe und Koordinator der Forschungsprojekte des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen.
Klarstellung von EU-Kommission und AstraZeneca
Am 7. Mai 2024 hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA mitgeteilt, dass die Marktzulassung von Vaxzevria auf Wunsch des britisch-schwedischen Herstellers zurückgezogen wurde. Wie Wiedermann betont, hat die Rücknahme des Impfstoffs nicht mit gesundheitsbezogenen Faktoren zu tun: „Eine Vertreterin der Europäischen Kommission bestätigte ausdrücklich, dass es keine Bedenken hinsichtlich der Sicherheit oder Wirksamkeit von Vaxzevria gebe. Der Antrag auf Rücknahme des Impfstoffs wurde hauptsächlich mit einer veränderten Marktdynamik und einem signifikanten Nachfragerückgang begründet. AstraZeneca argumentierte außerdem, dass die Verfügbarkeit zahlreicher neuerer Covid-19-Impfstoffe die Nachfrage nach Vaxzevria verringert habe“, so Prof. Wiedermann. „Irreführende Darstellungen, die Sicherheits- oder Wirksamkeitsbedenken als Grund für den Zulassungswiderruf des Impfstoffs anführen, sind haltlos“, erklärt der Klinische Pharmakologe.
Wiedermann empfiehlt: „Vorsicht auf Social Media!“
Angesichts auch in Südtirol kursierender Fake News betont Prof. Wiedermann – früher Primar für Innere Medizin am Krankenhaus Bozen – die Wichtigkeit, Schlagzeilen und Informationen auf Social Media mit Vorsicht zu begegnen und deren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. „Überprüfen Sie stets die Verlässlichkeit und die Herkunft der Informationen. Authentische Mitteilungen von Zulassungs- und Regulierungsbehörden, von wissenschaftlichen Einrichtungen oder von betroffenen Unternehmen sind in der Regel die genauesten und zuverlässigsten Informationen“, ist seine Empfehlung.
Keine unmittelbaren Auswirkungen auf Geimpfte
Die Rücknahme des Impfstoffes Vaxzevria von AstraZeneca hat laut Prof. Christian Wiedermann keine unmittelbaren Auswirkungen auf Personen, die bereits mit diesem Impfstoff geimpft wurden. „Die Wirksamkeit und die Sicherheit des Impfstoffes sind durch umfangreiche klinische Studien und die breite Anwendung in der Bevölkerung weltweit gut dokumentiert und bestätigt. Personen, die eine vollständige Impfung mit Vaxzevria erhalten haben, können weiterhin auf den erreichten Schutz gegen COVID19 durch den Impfstoff vertrauen“, erläutert Wiedermann.
Auffrischungsimpfungen und Anpassungen des Impfschemas
Impfungen folgen einem festgelegten Plan, bekannt als Impfschema. Dieses Schema legt fest, wie oft, in welchem zeitlichen Abstand, an welche Personengruppen und in welchem Alter der Impfstoff verabreicht wird. Für eventuelle Anpassungen des CoronaImpfschemas und für künftige Auffrischungsimpfungen werden in Südtirol laut Prof. Christian Wiedermann andere verfügbare und zugelassene Impfstoffe verwendet, die auf die neueren Virusvarianten abgestimmt sind.