Von: mk
Bozen – In Italien sind seit Dienstag die Tankstellen verpflichtet, neben ihren eigenen Spritpreisen auch die regionalen und nationalen Durchschnittspreise für Benzin und Diesel anzugeben. Dies soll eine stärkere Transparenz bei den Preisen garantieren, damit Verbraucher ihre Wahl der Tankstelle besser treffen können und nicht überteuerte Preise bezahlen müssen. Südtirol liegt den Daten zufolge an der Spitze. Warum die Spritpreise bei uns am höchsten sind, hat mehrere Gründe.
Das Ministerium für Unternehmen und Made in Italy erhebt ab jetzt täglich – und nicht mehr wie zuvor wöchentlich – die Preise für Benzin und Diesel der jeweiligen Regionen und veröffentlicht diese auf seiner Webseite. Dem zuständigen Minister Adolfo Urso zufolge wird nun “jeder Verbraucher in der Lage sein, zu überprüfen, ob er einen überdurchschnittlichen Preis bezahlt”. Man wolle so auch “Kraftstoffpreisspekulationen” unterbinden.
Der Schritt kommt nach einer monatelangen Planungsphase. Bereits Ende März wurde das sogenannte Transparenzdekret erlassen.
Auf Autobahnen muss der neuen Regelung zufolge der nationale Durchschnittspreis angezeigt werden, an allen anderen Tankstellen der regionale Durchschnittspreis. In Italien wird seit geraumer Zeit über den Anstieg der Spritpreise diskutiert. Insbesondere in den vergangenen zwei Wochen konnte ein starker Anstieg registriert werden. Das Phänomen wiederholt sich bereits seit Jahren.
Grund dafür sind die Regeln des Marktes, wie Emanuela Passerini, Präsidentin der FAIB (Federazione Autonoma Italiana Benzinai) im Verband der Selbständigen in Südtirol, erklärt. „In der Regel ist das die intensivste Reisezeit, alle fahren in den Urlaub und der Konsum steigt. Aufgrund von Angebot und Nachfragen steigen deshalb auch die Treibstoffpreise“, so Passerini. Während der Corona-Pandamie seien die Preise aufgrund der Lockdowns hingegen eingebrochen.
Ob die Spritpreise im Winter wieder sinken, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Denn in Südtirol sind die Lebenshaltungskosten generell hoch – angefangen von den Wohnungen über grundlegende Handelswaren bis hin zum Kaffee in der Bar. Dem tragen auch die Erdölgesellschaften Rechnung, wie Passerini erklärt. „Alles ist in Südtirol teurer, nicht nur der Treibstoff“, so die FAIB-Präsidentin.
Gibt es Preisspekulationen, würden diese an der Börse stattfinden, wo der Erdölpreis ausgehandelt wird. Die einzelnen Tankstellenpächter treffe keine Schuld. Sie verdienen rund drei Cent pro Liter.
Besonders wirken sich auch die Akzisen auf den Preis aus. „Als die Mehrsteuer und die Akzisen gestrichen wurden, machten das rund 70 Prozent des Preises aus“, erklärt Passerini.
Dass die Preise bei Tankstellen in derselben Stadt voneinander abweichen, hängt ebenfalls von den Gesetzen des Marktes ab. Ausschlaggebend sind die etwa Lage der Tankstelle und der Verkehrsfluss in der Umgebung. Außerdem gibt es auch bei den Treibstoffen Qualitätsunterschiede.