Von: mk
Montan – Vor Kurzem hat im Kultursaal „Johann Fischer“ in der Gemeinde Montan ein Informationsnachmittag für pflegende Angehörige mit Hauptaugenmerk auf die Versorgung von Demenzkranken zuhause stattgefunden. Auf Einladung von Bürgermeisterin Monika Hilber Delvai und der tatkräftigen Unterstützung des Lions Club Neumarkt Unterland, der die Alzheimervereinigung Südtirol ASAA mit einer Spende von 3.000 Euro für den Ankauf von Hilfsmaterialien und die Schulung von Familienangehörigen bei der Bewältigung von Schluckstörungen in der häuslichen Pflege bedacht hat, referierten die Fachärztin für Geriatrie, Ingrid Ruffini und die Logopädin Irmgard Kiener rund um die Herausforderungen der rund 10.500 Pflegenden von Demenzkranken hierzulande.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Einrichtung von Infotischen, bei denen die Rechtsexperten Gabriele Morandell, bis vor Kurzem Volksanwältin, Anwalt Alexander Kritzinger und der Präsident von Alzheimer Südtirol, Ulrich Seitz, zu brennenden Fragen zur neuen Regelung der Pflegeeinstufung, zur Handhabe bei der Sachwalterschaft, zu Anliegen rund um die Patientenverfügung sowie zu vermögensrechtlichen Aspekten im Falle des Auftretens bei invalidisierenden Pathologien Rede und Antwort standen.
Architekt Loris Alberghini informierte hingegen die interessierten Bürger über konkrete Möglichkeiten der Anpassung von Wohnungen, in denen Pflegefälle betreut werden, auch mit sinnvollen Vorschlägen für kleinere Budgets. Schließlich konnten die Freiwilligen in der Selbsthilfe des Vereins ASAA, Luise Prossliner, Elfriede Frisch und Anna Gaburri dem Publikum wichtige Tipps für das häusliche Umfeld geben.
Ein großes Problem sei die Tatsache, dass der Patient nicht 24 Stunden am Tag beobachtet und betreut werden könne. Bei einem Teil der Patienten kommt man um eine Medikamenteneinnahme nicht herum, wissen die Fachleute. Doch dürften diese wegen starker Nebenwirkungen ohne entsprechenden, immer ajourierten Therapieplan nicht lange gegeben werden. Sonst habe man die unerfreuliche Situation einer “Pflege ins Bett”, weil der Patient auch körperlich stark abbaue.
Grundsätzlich verursachten Demenzkranke einen wesentlich höheren Behandlungsaufwand als Standardpatienten, weiß Ulrich Seitz, und hier müsse man auch bei der Anerkennung der Pflegeeinstufung ansetzen. „Wir sind sehr besorgt, dass mit der neuen Regelung, die seit kurzem in Südtirol greift, unsere Betroffenen nicht mehr ‚zuhause‘ vom Einstufungsteam besucht werden, wo ihre Lebensumstände mit den dazugehörigen Schwierigkeiten in der häuslichen Assisten überprüft werden, sondern neuerdings die ‚Caregivers‘, entweder Angehörige oder ausländische Hilfskräfte, die Erkrankten in extra für die Einstufung geschaffene Dienststellen bringen müssen. Das verursacht massiven Stress, nicht nur bei Störungsbildern wie Alzheimer, und zwar für alle Involvierten“, ist sich Seitz sicher, „wir hoffen sehr, dass diesbezüglich bei klinischer Notwendigkeit den Antragstellern entgegengekommen wird, ansonsten wird die Belastung noch erheblicher.“