Rückblick

Das war 2024: Vom Hochwasser über Polarlichter bis zum Wolf

Freitag, 20. Dezember 2024 | 04:05 Uhr

Von: apa

Das Chronik-Jahr 2024 war geprägt von Klimathemen mit Überschwemmungen in Ostösterreich und anderen Teilen Europas, Hitzerekorden und einem umstrittenen "Ja" von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zur Renaturierungsverordnung der EU. 

JAHRHUNDERTHOCHWASSER

Ab 14. September sorgen ergiebige Regenfälle für Überschwemmungen in Österreich, vor allem im Osten. In Niederösterreich sterben fünf Menschen und mehrere überflutete Gemeinden werden zu Katastrophengebieten erklärt. Es werden Pegel erreicht, die teils über ein 100-jährliches Hochwasser hinausgehen. In Wien kommt es laut Daten am Wien-Fluss sogar zu einem 1.000-jährlichen Hochwasserereignis, die U-Bahn muss teilweise den Betrieb einstellen. Die Westbahnstrecke und der Bahnhof Tullnerfeld in Niederösterreich sind ebenfalls überflutet, was zu Umleitungen und Zugausfällen führt. Auch Polen, Tschechien und die Slowakei sind stark von den Unwettern und Überflutungen Mitte September betroffen.

Bei Überschwemmungen in Spanien am 29. Oktober sterben mehr als 220 Menschen. Fast alle der Opfer kommen in der Region Valencia ums Leben. Angesichts der vielen Opfer wird eine provisorische Leichenhalle auf dem Messegelände in der Regionalhauptstadt eingerichtet. Etwa 80 Gemeinden westlich und südlich von Valencia werden stark verwüstet. Um die politische Verantwortung entbrennt Streit. Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in der Folge in Valencia gegen das Flut-Missmanagement.

UMWELTPOLITIK

Am 17. Juni wird die EU-Renaturierungsverordnung im Rat der EU-Staaten angenommen. Möglich wird die knappe Mehrheit auch durch die Zustimmung von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die damit allerdings gegen den Willen ihres Koalitionspartners ÖVP handelt. Bis 2030 sind nationale Wiederherstellungsmaßnahmen für mindestens 30 Prozent, bis 2040 für mindestens 60 Prozent und bis 2050 für mindestens 90 Prozent der geschädigten Flächen von Land-, Küsten- und Süßwasserökosystemen umzusetzen. Am 5.12. wird Renaturierung zum österreichischen “Wort des Jahres” gekürt.

Die UNO-Klimakonferenz in Aserbaidschan endet am 23. November mit einem neuen Rahmen für die internationale Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen. Demnach soll der jährliche Beitrag in erster Linie der Industriestaaten bis 2035 auf mindestens 300 Milliarden Dollar (285,85 Mrd. Euro) erhöht werden. Dies bleibt weit hinter den Forderungen von Entwicklungsländern zurück, ist aber eine Verdreifachung der aktuellen Verpflichtung von jährlich 100 Milliarden Dollar.

Die Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention senken den Schutzstatus des Wolfs in Europa von “streng geschützt” auf “geschützt”, teilt der Europarat am 3. Dezember mit. Der Vorschlag, den Schutzstatus zu senken, war von der EU gekommen, die jetzt in einem weiteren Schritt den Wolfsschutz in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) senken darf. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) begrüßt die Absenkung, von Tierschützern kommt Kritik.

HITZEREKORDE

Wie im Vorjahr werden weltweit neue Hitzerekorde erreicht. Der 22. Juli 2024 ist mit einer weltweiten Durchschnittstemperatur von 17,15 Grad laut EU-Klimawandeldienst Copernicus der heißeste je gemessene Tag auf der Erde. 2024 wird so gut wie sicher das erste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn werden, in dem es weltweit im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad wärmer als im vorindustriellen Mittel war, erneuert Copernicus am 9. Dezember seine Prognose.

SONNENSTURM UND POLARLICHTER

Die Erde bekommt Mitte Mai den stärksten Sonnensturm seit 2003 zu spüren. Bis nach Südtirol sind beeindruckende Polarlichter zu sehen. Internet-User auch in vielen anderen Ländern posten Fotos vom bunt erleuchteten Nachthimmel. Polarlichter sind sonst nur näher an Nord- und Südpol zu bestaunen.

NOBELPREISTRÄGER

Der Physik-Nobelpreis 2024 geht an zwei Pioniere der Künstlichen Intelligenz (KI). Der US-Forscher John J. Hopfield und der gebürtige Brite Geoffrey E. Hinton erhalten die Auszeichnung “für bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen”, zugesprochen (8.10.). Der Nobelpreis für Medizin geht an Victor Ambros und Gary Ruvkun aus den USA für die Entdeckung der microRNA (7.10.) und der Chemie-Nobelpreis zu einer Hälfte an den US-Forscher David Baker von der University of Washington (USA) “für computergestütztes Proteindesign” und zur anderen Hälfte an den gebürtigen Briten Demis Hassabis und seinen US-Kollegen John M. Jumper “für die Vorhersage von Proteinstrukturen” (9.10.).

Am 8. April stirbt der britische Physik-Nobelpreisträger von 2013, Peter Higgs, 94-jährig. Mit seiner Theorie zur Masse von Elementarteilchen und der Entdeckung des Higgs-Bosons – auch “Gottesteilchen” genannt – wurde er weltberühmt.

NATURKATASTROPHEN

Die japanische Region Ishikawa wird am Neujahrstag von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,5 erschüttert. Mindestens 318 Menschen kommen ums Leben, zahlreiche Häuser werden zerstört.

Hurrikan “Helene” trifft am 26. September in Florida auf Land und sorgt dort und in weiteren US-Bundesstaaten für mehr als 200 Todesopfer. Im Oktober sterben durch Hurrikan “Milton” mindestens 17 Menschen in den USA.

Bei einem verheerenden Erdrutsch in Papua-Neuguinea werden am 24. Mai unzählige Menschen verschüttet. Der örtliche Katastrophenschutz spricht von rund 2.000 Vermissten. Die genaue Opferzahl bleibt unklar, es können nur elf Leichen geborgen werden. Zwei Wochen nach dem Unglück wird die Suche nach weiteren Opfern eingestellt und das Katastrophengebiet zum Massengrab erklärt.

WEITERE UNGLÜCKE

Am 2. Juli kommen bei einer Massenpanik auf einer Veranstaltung des Hindu-Predigers Bhole Baba in Indien 121 Menschen ums Leben. Die Polizei nimmt sechs Verdächtige fest, die an der Organisation der Veranstaltung und der Sammlung von Spenden beteiligt waren.

Bei der Explosion eines Tanklastwagens in Nigeria gibt es am 15. Oktober mehr als 170 Tote. Aus dem verunglückten Lastwagen in der Stadt Majiya fließt Treibstoff, den viele Menschen abschöpfen wollten.

Beim Absturz eines Propellerflugzeugs vom Typ ATR 72 in Brasilien sterben alle 58 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder (9.8.). Die Maschine der Fluggesellschaft Voepass ist auf dem Flug von Cascavel im Bundesstaat Paraná nach São Paulo und kracht kurz vor dem Ziel in ein Wohngebiet. Tonaufzeichnungen aus dem Cockpit deuten auf Probleme bei der Enteisung des Fliegers hin.

SERIEN- UND MASSENMORD

Ein 33 Jahre alter Mann soll in Kenia 42 Frauen ermordet, zerstückelt und in Plastiksäcken verpackt auf eine Mülldeponie in einem Slum von Nairobi geworfen haben. Die ersten Säcke werden am 12. Juli entdeckt. Der Mann gesteht die Taten zunächst, erklärt aber später, er sei misshandelt und so zu einem Geständnis gezwungen worden. Am 20. August wird bekannt, dass der Mann mit zwölf anderen Gefangenen aus dem Polizeigewahrsam geflohen ist.

In der südchinesischen Stadt Zhuhai fährt ein Autofahrer in einem Sportzentrum in eine Menschenmenge tötet dabei 35 Menschen (11.11.). 43 Personen werden verletzt. Der festgenommene 62-Jährige soll unglücklich über die Vermögensaufteilung nach seiner Scheidung gewesen sein.

NOTRE-DAME WIEDERERÖFFNET

Die bei einem Brand im April 2019 schwer beschädigte Pariser Kathedrale Notre-Dame wird am 7.12. feierlich wiedereröffnet. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begrüßt zahlreiche Staats- und Regierungschefs – darunter Kanzler Karl Nehammer – zu der Feier in dem weltberühmten Gotteshaus.

WÜRSTELSTAND ALS WELTKULTURERBE

Die Wiener Institution der Würstelstände ist immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO. Neben dem freistehenden Stand begründete die UNESCO die Neuaufnahme in die Liste mit dem Angebot, der Atmosphäre und dem Sprachschatz, der sich rund um die Imbissstände gebildet hat.

SOCIETY

Der Wiener Baumeister und Society-Löwe Richard Lugner stirbt am 12. August im Alter von 91 Jahren. Vor allem mit internationalen Stargästen, die er jedes Jahr um viel Geld zum Opernball brachte, wird er in Erinnerung bleiben. Sechs Mal hat Lugner geheiratet, zuletzt erst am 1. Juni 2024 seine Lebensgefährtin Simone. Am 31. August wird Lugner in einer öffentlichen Gedenkstunde im Wiener Stephansdom unter großer Anteilnahme verabschiedet und anschließend im engeren Kreis am Grinzinger Friedhof beigesetzt.

Auch der italienische Modeschöpfer und Unternehmer Roberto Cavalli überlebt das Jahr 2024 nicht. Er stirbt in seinem Haus in Florenz im Alter von 83 Jahren (12. April). Cavalli war seit 1980 mit der Vorarlbergerin Eva Maria Düringer verheiratet, mit der er drei Kinder hatte.

Beim Untergang der Luxus-Segeljacht “Bayesian” am 19. August vor der sizilianischen Stadt Palermo sterben der britische Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah sowie weitere fünf Menschen. Trotz eines schweren Sturms ist das Schiff für viele Experten überraschend gesunken. Ermittlungen zum genauen Hergang laufen.

Der US-Rapper Sean “Diddy” Combs wird am 16. September festgenommen, er kommt in weiterer Folge in U-Haft und wird angeklagt. Es geht um sexuellen Missbrauch und weitere Straftaten. Eine Anwaltskanzlei vertritt mehr als 120 Personen mit Vorwürfen gegen den Musikstar. Der Prozess soll im Mai 2025 starten.

Nach wochenlangen Spekulationen und Gerüchten gibt die britische Prinzessin Kate am 22. März in einer Videobotschaft bekannt, dass sie eine Krebsdiagnose erhalten hat und mit einer Chemotherapie behandelt wird. Nach dem Ende der Therapie tritt sie am 10. November erstmals wieder in der Öffentlichkeit auf.

Bezirk: Bozen

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