Von: luk
Bozen – In der ohnehin schon schwierigen Wolfsthematik ist eine korrekte, sachliche Darstellung wichtiger denn je. Denn die teils oberflächliche Information mit teils reißerischer Aufmachung führe zur Verunsicherung in der Bevölkerung, unterstreicht das Landesamt für Jagd und Fischerei. Aus diesem Grund informiert die Landesverwaltung über die aktuelle Situation der Wolfsverbreitung, Anlaufstellen für die Bürger und das Monitoring durch die Landesverwaltung.
Präsenz der Wölfe wird überwacht
Das Amt für Jagd und Fischerei koordiniert die Erfassung aller Nachweise von Wolf und Bär, von Sichtbeobachtungen, Spuren und gerissenen Tieren. Im Winter werden auf festgelegten Routen im Schnee Wolfsspuren aufgespürt, in Grenzgebieten der Dolomiten gemeinsam mit den Nachbarprovinzen. Unterstützt von genetischen Untersuchungen von Kot, Haaren oder Speichelproben an erbeuteten Tieren weiß man über die in Südtirol anwesenden Wölfe und Bären Bescheid.
Die Proben kommen in das wissenschaftliche Institut der Stiftung Edmund Mach in San Michele an der Etsch im Trentino. Anhand der Ergebnisse der DNA-Analysen konnten im vergangenen Jahr 2017 sechs verschiedene Wölfe bestimmt werden, berichtet das Amt für Jagd und Fischerei. Weiters wurde belegt, dass im Gebiet von Taufers in Münstertal mindestens ein Wolf unterwegs war. Im Ultental wurde wiederum der Rüde WBS-M1 (männlicher Wolf) nachgewiesen, dessen Wanderung von Brescia über das Trentino bis nach Südtirol zurückverfolgt werden konnte; dieser war in den Sommermonaten im Gebiet vom Kirchbergtal für eine Reihe von Nutztierrissen verantwortlich. Im Gebiet von Deutschnonsberg konnte im Vorjahr eine erfolgreiche Reproduktion des Wolfspaares M41 (Rüde) und WBZ-F1 (Wölfin) bestätigt werden. Das Rudel, bestehend nun aus drei Tieren, besetzt ein grenzübergreifendes Gebiet. Auf der Seiser Alm und in Alta Badia wurden folgende Tiere erhoben: die Wölfin VR-F13 und der Rüde WBZ-M001. Bei diesen Tieren handelt es sich um das Alpha-Paar des angrenzenden Rudels von Fassa – Arabba – Badia; beide Tiere stammen vom Rudel in Lessinia. Eine Besonderheit ist der Nachweis einer Wölfin in Deutschnofen, da es sich hier um ein Tier der Dinarischen Population handelt – sie ist ein Teil eines Paares, das sich im angrenzenden Fleimstal aufhält.
Ein Teil der Nachweise gingen auf Nutztierrisse zurück. Von Wölfen verursachte Schäden wurden im Jahr 2017 mit einer Gesamtsumme von 9680 Euro vergütet.
Im laufenden Jahr 2018 konnten in Südtirol weitere Wolfsnachweise genetisch belegt werden. Dabei handelt es sich um Einzelwölfe im Gebiet von Ritten, Lana und im Schnalstal, wie aus dem Bericht des Amtes für Jagd und Fischerei hervorgeht. Die Grafik im Anhang zeigt eine Verbreitung der Wölfe in Südtirol und in den angrenzenden Gebieten.
Risse und Sichtungen melden
Bei Rissen von Wildtieren kann der örtlich zuständige Jagdaufseher verständigt werden, bei Haustierrissen und Sichtungen von einem Wolf oder einem Bären hingegen das Amt für Jagd und Fischerei, außerhalb der Bürozeiten über den Bereitschaftsdienst des Landesforstdienstes mittels der Notrufnummer 112. Für die Bestätigung von Nachweisen ist das Amt für Jagd und Fischerei zuständig. Jäger sind sogar verpflichtet, Hinweise zur Präsenz von Bär oder Wolf innerhalb von 24 Stunden an das Amt für Jagd und Fischerei zu melden.
Die beauftragten Fachpersonen gehen den Hinweisen auf den Grund. Erbeutete Tiere zeigen in vielen Fällen eindeutige Rissbilder, bei älteren Resten von Kadavern ist die Beurteilung hingegen schwierig. Nicht von jedem Riss wird eine Speichelprobe genommen, weil die Kosten einer Analyse sehr hoch sind. Priorität für eine Untersuchung haben rasch aufgefundene Risse von Nutztieren, denn hierbei handelt es sich stets um eine Konfliktsituation. Einzelne Wölfe, welche bevorzugt Weidetiere reißen, können somit identifiziert werden.
Falschmeldungen
Immer wieder erreichen die Medien Meldungen zu vermeintlichen Wolfssichtungen oder Rissen, bevor die zuständigen Stellen die Sachverhalte geprüft haben. So entstehen Falschmeldungen: So hieß es am 14. März “Wolf reißt am Hochplateau ein Reh”, und zwar am Wolfsgrubner See. Laut zuständigem Jagdaufseher konnten jedoch am gerissenen Reh keine Indizien gefunden werden, die auf einen Wolfsriss schließen lassen. Ebenfalls am 14. März lautete eine Schlagzeile “Proveis: Wolf schleicht um Hof”. Laut zuständigem Jagdaufseher konnten am gerissenen Reh keine Indizien gefunden werden, die auf einen Wolfsriss schließen lassen. Es konnten auch keine Spuren eines Wolfes bestätigt werden. Zu dem am 20. März in ein Online-Medium gestelltes Video mit dem Titel “Majestätisch im Rudel und gefährlich” weist das Amt für Jagd und Fischerei darauf hin, dass das Bildmaterial in den Marken aufgenommen wurde.
Bei vielen Rissen entsteht vorschnell der Verdacht, dass er durch einen Wolf erfolgt ist, wissen die Experten im Amt für Jagd und Fischerei. Dabei ist es wahrscheinlicher, dass Hunde, die allein oder in Kleingruppen untertags und auch nachts unterwegs sind, dafür zuständig sind. Auch fallen Rehe im Winter oft Füchsen zum Opfer. Im gesamten Alpenraum liegen bis heute keine Nachweise von Hybriden vor, also Kreuzungen zwischen Wölfen und Hunden.
Gefährlichkeit der Wölfe
In Europa leben mehr als 10.000 Wölfe. Angriffe von Wölfen auf Menschen sind äußerst selten, das belegen verschiedene Studien. Die erfolgreiche Bekämpfung der Tollwut, aber auch das reichliche Nahrungsangebot von Wild vermindern die Wahrscheinlichkeit eines aktiven Angriffs. Übergriffe auf Menschen durch Hunde, Kühe oder Wildschweine sind weit häufiger, in Europa gibt es alljährlich auch Todesfälle. Trotzdem gilt es, bei einer Begegnung mit einem Wolf Vorsicht walten zu lassen, da es sich um ein potentiell gefährliches Tier handelt. Um den Wolf vom Siedlungsgebiet fernzuhalten ist zu raten, keine Essensreste – etwa im Biomüll – außerhalb der Häuser zu deponieren. Der Wolf soll sich nicht an den Menschen gewöhnen und keine Verhaltensweisen aneignen, welche weder für den Menschen noch für ein Wildtier erwünscht sind.
Informationen
Auf der laufend aktualisierten Homepage ist der aktuelle Stand zum Vorkommen von Bär und Wolf einsehbar. Im laufenden Monat wird eine chronologisch Aufzeichnung der bestätigten neuen Nachweise geführt. Nachfolgend werden in einem Monatsbericht die wesentlichen Ereignisse zusammengefasst.